Meinungen zu Einkaufstourismus
«Wer in Deutschland einkauft, soll auch in Deutschland wohnen»

Gute Nachrichten für den Einkaufstourismus. In den nächsten Wochen soll eine App erscheinen, die es ermöglicht, sich die Mehrwertsteuer via App zurückerstatten zu lassen. Das soll den Einkauf im Ausland rundum vereinfachen. Unsere Leserschaft hat allerdings Bedenken.
Publiziert: 18:23 Uhr
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Schnäppchenpreise: Nach wie vor gehen Herr und Frau Schweizer gerne im grenznahen Ausland einkaufen.
Foto: imago/Geisser

Darum gehts

  • Einkaufstourismus wird durch neue App vereinfacht. Pilotprojekt startet in den kommenden Wochen
  • Kontroverse Meinungen zu Einkaufstourismus und Preisen in der Schweiz
  • Zoll-App «Quickzoll» wird von einigen Nutzern kritisiert und als kompliziert empfunden
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Shopping ennet der Grenze hat durchaus seine Vorteile. Etwa, wenn es um den selbstzufriedenen Blick auf die Quittung geht. Etwaige Einsparungen und eine andere Produktepalette locken jährlich zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer nach Deutschland, Frankreich, Italien oder Österreich.

Wer beim nächsten Einkaufsbummel im Ausland weiter sparen will, geht aufs Zollamt, um einen Ausfuhrschein zur Rückerstattung der Mehrwertsteuern einzufordern. Dieses Prozedere kann sich aber umständlich gestalten: der Weg zum Zollamt inklusive Stau, mitunter lange Wartezeiten beim Zollbüro, Parkgebühren und so weiter. Das soll künftig reibungslos und zeitsparend vonstattengehen können. Mittels App. Das entsprechende Pilotprojekt soll schon in den kommenden Wochen starten

Die Schweiz kennt zwar schon eine Zoll-App, «Quickzoll» heisst sie – mit dem aktuellen Pilotprojekt soll sich nun eine weitere, noch effizientere Option dazugesellen: noch kürzere Wartezeiten, noch weniger Staus. Der analoge Weg soll aber weiterhin bestehen bleiben.

Die Blick-Community zeigt sich skeptisch. Schnell wird klar: auch die Grundsatzfrage Ja oder Nein zu Einkaufstourismus beschäftigt. Und auch die Preise sind ein grosses Thema.

«Wer in Deutschland einkauft, soll auch in Deutschland wohnen»

Die Kommentarspalte ist voll mit Meinungsäusserungen von Leserinnen und Lesern, die sich klar gegen eine Förderung des Einkaufstourismus stellen. «Wer in Deutschland einkauft, soll auch in Deutschland wohnen», schreibt Lorenzo Lafessa. Werner Gantenbein kritisiert Einkaufstouristen direkt: «Die meisten, welche ins Ausland fahren, um günstiger als in der Schweiz einzukaufen, sind gegen Verträge mit der EU. Schweizerisch, aber eben nur bis zum eigenen Geldbeutel.»

Thierry Steiner ist der Meinung, Einkaufstourismus kann auf lange Zeit nicht gut gehen: «Irgendwann muss da ein Riegel geschoben werden oder? Geht ja nicht, dass sich jeder über der Grenze günstig mit Waren eindeckt.» Ähnlich sieht es auch Akai Atun: «Ich frage mich, wie lange die deutsche Bevölkerung mit dem Verzicht auf die Mehrwertsteuer für Ausfuhren die reichen Schweizer unterstützen?» 

«Wenn die Kosten weiter so steigen, muss ich auch bald ins Ausland»

Andere sprechen sich aus mehreren Gründen für das Einkaufen im Ausland aus. Enrico Casablanca schreibt: «Wenn die Kosten bei uns weiter so steigen, muss ich auch bald dort einkaufen gehen.» Auch Rahel Westermann kritisiert die Preise in der Schweiz: «Es geht nicht ums Profitieren, sondern ums in der Schweiz nicht mit massiv überhöhten Preisen abgezockt zu werden.»

Roland Peier sieht nicht ein, warum er sich einschränken sollte: «Haben wir nun freie Marktwirtschaft, oder haben wir sie nicht? Am Schluss soll doch der Preis entscheiden.» Niemand dürfe ihn verpflichten, inländische Anbieter berücksichtigen zu müssen. Tommy Grueber schreibt: «Keine Erhöhung im Lohn, aber alles wird teurer. Klar geht man dann ins Ausland, wenn man die Möglichkeit hat.»

«Solang die Mehrwertsteuersätze nicht richtig sind, werde ich die App sicher nicht nutzen»

Aber auch zu Zoll-Apps wird fleissig kommentiert. Chris Kast zeigt sich vor allem bezüglich der Schweizer App skeptisch: «Solange die Mehrwertsteuersätze bei ‹Quickzoll› nicht richtig sind, werde ich die App sicher nicht nutzen, um Verzollungen zu machen.» Er sei schon auf die Alternative gespannt. Auch Paul Strassmann hebt die Makel von «Quickzoll» hervor: «Bei ‹Quickzoll› kann ich nicht einfach einen QR- oder Barcode scannen. Stattdessen muss ich jedes Produkt einzeln erfassen. Zusätzlich wird alles zum höheren Zollsatz verzollt.» Laut ihm für Konsumenten viel zu kompliziert und teuer.

Auch Markus Geist würde sich eine unkompliziertere Alternative wünschen: «Wieso gibt es keine überstaatliche App, bei welcher ich meine Einkäufe im Ausland registrieren kann? Die App müsste die Differenz der ausländischen Mehrwertsteuer zur Schweizer Steuer rechnen, zahlt mir die Differenz, holt das Geld im Ausland und zahl die Schweizer Mehrwertsteuer.»

Heinz Zwiebelbacher hat positive Worte für «Quickzoll» übrig: «Schön zu sehen, wie sich der Bund Mühe gibt, die App zu vereinfachen und die Prozesse zu optimieren», schreibt er. Er würde sich einen solchen Einsatz in allen Bereichen wünschen. 

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