Darum gehts
- Thailändische Spitzenköchinnen verlassen Bürgenstock-Resort wegen fehlender Aufenthaltsbewilligung
- Kontroverse Diskussion über Sprachanforderungen für ausländische Fachkräfte in der Schweiz
- Köchinnen dreimal durch A2-Deutschtest gefallen, nun arbeiten sie in einem 5-Sterne-Resort in Bayern
Nach drei Jahren mussten die thailändischen Spitzenköchinnen Vilai und Virat Kanjan (beide 60) das Luxus-Resort auf dem Bürgenstock abrupt verlassen. Grund dafür ist das Ausbleiben der verlängerten Aufenthaltsbewilligung der beiden Frauen. Die Nidwaldner Behörden verlangten von beiden ein A2-Sprachzertifikat. Eine Bewilligung ist nötig, weil die Köchinnen aus einem Drittstaat stammen. Durch den Deutschtest sind sie jedoch dreimal durchgerasselt. Daher hat es sich trotz 16 Gault Millau-Punkten in der Schweiz ausgekocht für die beiden. Im Sommer mussten sie den Bürgenstock abrupt verlassen.
Glücklicherweise haben die beiden Thai-Köchinnen in Bayern bereits wieder fussfassen können. Sie leiten nun die Küche des Restaurants Fidelio im Schloss Elmau, einem 5-Sterne-Resort. Allerdings bestätigten sie erst jetzt, dass die Ausweisung im Sommer auf den nicht bestandenen Deutschtest zurückzuführen ist. In unseren Kommentaren wird intensiv darüber diskutiert, ob das Vorgehen der Nidwaldner Behörden gerechtfertigt war.
«Beschämend, dass sich die zwei kein bisschen anpassen wollten»
Einige sind der Meinung, der Landesverweis sei zurecht erfolgt. Oski Dillinger schreibt: «Es ist beschämend, dass sich die zwei kein bisschen anpassen wollten. So geht es definitiv nicht» Wer hier in der Schweiz einen Job haben wolle, der müsse sich auch in unserer Landessprachen verständigen können. Patrick Soppelsa ist Angesicht der verlangten Sprachkenntnisse ähnlicher Meinung: «A2 sind Grundschulkenntnisse. Die waren drei Jahre hier, da kann man minimale Deutschkenntnisse schon verlangen.»
Für Thomas Bettermann ist der Ruf des Bürgenstocks entscheidend. «Das Bürgenstockresort wird zunehmend austauschbar», schreibt er. «Die Mehrheit der Mitarbeitenden spricht kein Deutsch, viele haben keinen Bezug zur Region und identifizieren sich kaum mit dem Ort, an dem sie arbeiten. Wer die kulturelle Verwurzelung verliert, verliert Authentizität», fügt Bettermann hinzu.
Hans-Rudolf Freund findet, dieser Sprachstandard sollte überall eingefordert werden: «Dieser Test muss für alle Zuzüger gelten. Lokale Sprache in A2-Level oder gehen. Und die Firma, welche die Zuzüger mit einer Stelle ins Land geholt hat, soll auch im Falle Ausweisung mit zur Kasse kommen.» Marc Moeri will ebenfalls einen Schritt weiter gehen: «Finde ich grundsätzlich gut. Bitte konsequent durchziehen und alle gleichbehandeln.»
«Wie viele Banker müssten das Land verlassen?»
Auf der anderen Seite gibt es viele, die sich für die Köchinnen aussprechen. So etwa Eugen Fischer: «Die Gastronomie leidet unter Personalmangel und dann schmeisst man Fachkräfte aus dem Land. Spricht jeder Ausländer fliessend Deutsch? Ein Koch muss kochen und nicht reden.» Viktor Markus hebt hervor, dass dieser Sprachstandard nicht in allen Industrien gleich zu gelten scheint: «Wie viele Banker und Bankerinnen, sowie Angestellte von Firmen, in welchen die Geschäftssprache Englisch ist, müssten bei diesem Vorgehen das Land verlassen?»
Leo Furrer findet die von den Köchinnen geforderten Standards unverhältnismässig: «Probier mal, auf so hohem Niveau zu kochen und dann noch eine Sprache zu lernen. Dieser Job verlangt einem alles ab, jede letzte Sekunde.» Alfred Roth macht sich zudem sorgen, dass die Schweiz mit solchen Massnahmen Fachkräfte vergrault: «Das ist schon beschämend, so sinkt die Attraktivität der Schweiz für internationale fähige Top-Leute.»
Elisabeth McCord versteht zudem nicht, wieso es genau die beiden Spitzenköchinnen getroffen hat: «Gut integrierte Leute, die hart arbeiten und der Schweizer Wirtschaft etwas bringen, werden aus solchen an den Haaren herbei gezogenen Gründen des Landes verwiesen. Das versteht kein Mensch. Wieso machen Beamte auf solche Fälle Jagd?»