So erklärt Baume-Schneider die höheren Prämien
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Anstieg von über 4 Prozent:So erklärt Baume-Schneider die höheren Prämien

Grüne gegen Krankenkassen
«Mit Lobbyismus lässt sich eben gut Geld verdienen»

Fast schon wie gewohnt steigen die Krankenkassenprämien nächstes Jahr erneut um 4,4 Prozent. Für die Grünen sind die Anstiege nicht länger tragbar. Die Partei stellt mehrere Forderungen. Ob diese sinnvoll sind, wird in unseren Kommentaren rege diskutiert.
Publiziert: 12:25 Uhr
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Es ist Jahr für Jahr das gleiche: Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider muss höhere Krankenkassenprämien verkünden.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Grüne fordern Offenlegung von Nebeneinkünften und Lohndeckel für Krankenkassen-Chefs
  • Leser sehen Lobbyismus als Problem und zweifeln an Systemänderungen
  • 50 Krankenkassen in der Schweiz, 30'000 Spezialärzte verdienen über eine Million
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Alessandro KälinRedaktor Community

Die Krankenkassenprämien steigen erneut. Für die Grünen geht es so nicht weiter. Aufgrund der jährlich steigenden Krankenkassenprämien hat die Partei veranlasst, den Kurs mit einer Vielzahl an Forderungen im Nationalrat auszukorrigieren. Nationalrätin Greta Gysin fordert im Namen der Grünen, dass Spitäler, Pharma und Kassen ihre Nebeneinkünfte offenlegen. Grund dafür sei, dass viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier mit der Gesundheitsbranche verbandelt sind. Auch fordern die Grünen für vorberatende Kommissionen den Ausstand bei bezahlten Mandaten, sowie einen Lohndeckel für die Chefetagen der Krankenkassen. Bei den hohen Medikamentenpreisen haken sie nach. Die Leserschaft des Blicks zeigt sich gespalten.

«Mit Lobbyismus lässt sich eben gut Geld verdienen.»

Viele sehen im steigenden Lobbyismus bei den Krankenkassen ebenfalls ein grosses Problem. Othmar Kamm schreibt diesbezüglich: «Die Parteien machen wieder dasselbe Schauspiel wie jedes Jahr, wenn die Prämienerhöhung angesagt wurde. Und dies nur, um im Gespräch zu bleiben. In Wirklichkeit will keine Partei etwas daran ändern, denn schlussendlich verdienen zu viele von denen als Lobbyisten mit.»

Laut Peter Haldemann werde sich nie etwas ändern, solange Parlamentsmitglieder an den Krankenkassen und anderen Firmen im Gesundheitswesen so gut mitverdienen würden. «Es lässt sich eben mit Lobbyismus gut Geld verdienen. Unser Parlament lässt sich bestechen, anders kann man das nicht sagen», denkt er. Doris Musacchio meint nur: «Es sind nicht die Patienten, welche die Kosten in die Höhe treiben. Es wird alles gesteuert, und zwar von solchen, die profitieren.»

«Was ist mit den 30'000 Spezialärzten, die über eine Million verdienen?»

Bei einigen Leserinnen und Lesern wird der Lohndeckel bei den Krankenkassen aber nur als Symbol angesehen. Peter Saladin fragt sich: «Wir haben 50 Krankenkassen. Davon haben 20 CEOs unter einer Million. Und was ist mit den 30'000 Spezialärzten, die über eine Million verdienen? Auf 20 hackt man rum, die 30'000 lässt man sein? Was ist los?» Er ist nicht der Einzige, der das Problem bei den Spezialisten sieht. 

Erika Witzig schreibt zum Grundversicherungsmodell: «Das HMO-Modell ist ein Kostentreiber, denn wenn man zuerst zum Hausarzt gehen muss, der meistens dann zum Spezialisten überweist, ist das letztendlich teurer, als wenn der Patient direkt zum Spezialisten geht. Für den Versicherten mag das Modell die Prämie verbilligen, letztendlich aber zahlen alle Versicherten diesen Leerlauf.» Oft gäbe es laut ihr ein Hin und Her zwischen Ärzten. Für Erika Witzig ein kompletter Unsinn.

Beat Oberholzer glaubt ebenfalls daran, dass das Problem am System und nicht an Dingen wie Medikamentenpreisen liegt: «Was haben die Medikamentenpreise mit meinem Arztbesuch zu tun? Häufig erhalte ich ja dann gar keine, sondern werde zu einem Spezialisten geschickt. Gerade beim Bewegungsapparat helfen Medikamente sowieso so gut wie gar nicht.»

Auswandern als letzter Ausweg?

Fest steht, dass sich die Schweizer Bevölkerung wie die Grünen einen Umschwung wünscht. Manche blicken aufgrund der hohen Kosten sogar ins Ausland. Beat Oberholzer hatte damit bereits Erfolg: «Die Prämien waren mit ein Grund, wieso ich vor 21 Jahren nach Frankreich ausgewandert bin. Hier bezahle ich für die Grundversicherung nichts und für die Zusatzversicherung um die 100 Franken pro Monat. Die ärztliche Versorgung ist zwar etwas schwieriger als in der Schweiz, die Spitalversorgung und Betreuung ist aber mittlerweile absolut gleichwertig.»

Auch Maurizio Olori sieht ohne Veränderung nur noch einen Ausweg: «Ich frage mich, für was noch diskutieren? Man diskutiert seit Jahren, ohne dass etwas unternommen wird. Ich bin seit kurzem pensioniert und werde leider gezwungen auszuwandern. Ich und meine Frau können diese enormen Kosten einfach nicht mehr stemmen. Nun bin ich gezwungen, meinen Kindern und der Schweiz Tschüss zu sagen. Sehr traurig, was passiert …»

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