Darum gehts
- Birsfelden führt automatische Durchfahrtskontrolle ein, um Schleichverkehr zu reduzieren
- Kontroverse Diskussion: Einige Leser empört, andere zeigen Verständnis
- Gemeinde investiert 490'000 Franken für Kameras zur Kennzeichenerfassung
Staut es sich auf der Autobahn in Basel, weichen viele Autos auf Quartierstrassen aus, um das Verkehrschaos zu umgehen – sehr zum Ärger der Baselbieter Gemeinde Birsfelden. Doch damit soll nun Schluss sein: Seit Montag wird im Quartier eine automatische Durchfahrtskontrolle durchgeführt. An den Zufahrts- und Ausgangspunkten der Gemeinde sind Kameras installiert, die die Kennzeichen der durchfahrenden Fahrzeuge erfassen. Jedes Auto muss sich mindestens 15 Minuten im Gebiet aufhalten. Wird diese Mindestzeit unterschritten, droht dem Fahrer eine Busse.
Die Gemeinde investiert dafür einen saftigen Betrag: Die Bevölkerung bewilligte einen Kredit von 490'000 Franken für die Kameras. Hintergrund ist, dass der Verkehrslärm und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit für viele Anwohnerinnen und Anwohner zunehmend unzumutbar geworden sind.
Leser schlagen Alarm
In der Kommentarspalte sorgt das Thema für rege Diskussionen. «Mit der Schweiz geht es bergab. Die bösen Autofahrer sollen drangsaliert werden, bis ihnen die Lust am Autofahren vergeht. Dumm nur, dass die Schweizer Wirtschaft auf den Individualverkehr angewiesen ist. Der ÖV alleine kann das niemals stemmen!», kommentiert User Marco Castellano.
Ähnlich argumentiert Leser Marco Hanhart: «Das ist nicht nur aus Datenschutzgründen fraglich, sondern ich als Schweizer, der für die Benützung der Autobahn zahlen müsste, habe die freie Wahl, ob ich das tun will oder eben nicht. Eine solche Busse würde ich bis vor ein Bundesgericht ziehen!»
Für Leser Kaspar Tanner ist ebenfalls klar: «Das sind nutzlose Feigenblatt-Aktionen ohne jegliche rechtliche Grundlage. Jedem Autofahrer ist freigestellt, dort durchzufahren, wo er will und wo kein Fahrverbot besteht. Mindestaufenthalte und flexible Parameter sind verzweifelte Massnahmen dilettantischer Politiker.»
«Eine kleine Gemeinde verträgt sowas nicht»
Auf der anderen Seite zeigen einige Leserinnen und Leser Verständnis für die Gemeinde. «Das war wirklich überfällig! Auswärtige verstopfen mit ihrem Schleichverkehr endlos die Quartierstrassen Birsfeldens. Eine kleine Gemeinde verträgt sowas nicht», schreibt Leser Etienne Berger.
Auch Leser Roman Bachmair nimmt eine klare Haltung ein. Seiner Meinung nach muss die betroffene Bevölkerung geschützt werden, «allein nur schon wegen den Blaulichtorganisationen, welche jederzeit an ihren Einsatzort gelangen müssen! Es kann nicht sein, dass man wegen den ‹Ausweich-Ignoranten› im eigenen Dorf nicht einmal mehr normal verkehren kann! Daher hoffe ich, dass dies auch im Kanton Uri umgehend Schule macht.»
Und Leser Tommy Grüeber, der selbst in Birsfelden lebt, bringt seine Ansicht mit einem Augenzwinkern auf den Punkt – und streut damit ordentlich Feuer in die Wunde: «Einige haben nicht so denn Durchblick. Die meisten werden sowieso nie durch Birsfelden fahren. Daher betrifft es sie nicht mal. Ich selber wohne in Birsfelden und danke jetzt schon allen, die die Gemeindekasse aufpeppen.»