Polestar-Chef Lohscheller kritisiert EU
«Der Verbrenner ist eine Technologie der Vergangenheit»

Zur Freude der etablierten Hersteller nimmt die EU das Verbrenner-Aus zurück. Michael Lohscheller, Chef von Stromer-Hersteller Polestar, kritisiert die Kehrtwende scharf. Sie schade der Wettbewerbsfähigkeit Europas.
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Für Polestar-CEO Michael Lohscheller ist klar: Der Rückzieher beim Verbrenner-Aus untergräbt die Wettbewerbsfähigkeit Europas.
Foto: Polestar via Getty Images

Darum gehts

  • Etablierte Hersteller weibelten für die Aufweichung des Verbrenner-Verbots
  • Polestar kritisiert Rückzieher der EU: Europa müsse in die Zukunft investieren
  • Experten warnen: Kehrtwende stärkt Dominanz Chinas bei Stromern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Gabriel KnupferRedaktor News

Europas Elektro-Zukunft steht auf der Kippe. Das Verbot für Verbrenner-Zulassungen ab 2035 soll nach dem Willen der EU-Kommission fallen, wie am Donnerstag bekannt wurde. Neu sollen Autohersteller ihre CO₂-Flottenemissionen bis 2035 nur noch um 90 Prozent senken müssen. 

Die Kommission macht damit den etablierten deutschen Autoherstellern ein Weihnachtsgeschenk. Diese stecken in der Krise und lobbyierten deshalb schon lange für eine Aufweichung des Verbrennerverbots. Schliesslich machen VW, BMW und Co. einen Grossteil ihres Umsatzes weiterhin mit Verbrennern und Hybriden.

«In die Zukunft investieren»

Ganz anders ist die Gemütslage bei den reinen E-Auto-Herstellern. Die schwedische Firma Polestar, die zum chinesischen Geely-Konzern (Volvo, Smart, Lotus und Zeekr) gehört, kämpfte an vorderster Front gegen eine Schwächung der Ziele für 2035. Entsprechend gross ist nun die Enttäuschung.

«Der Verbrennungsmotor ist eine Technologie der Vergangenheit. Europa muss in seine Zukunft investieren», sagt CEO Michael Lohscheller (57) in einer Stellungnahme zu Blick. «Die etablierten Akteure geben den Elektrofahrzeugen die Schuld für ihre eigenen Probleme.»

Wohlstand durch Verbrenner-Aus

Für Polestar ist die Elektrifizierung alternativlos. Der Verkehr mache 25 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der EU aus. «Elektrofahrzeuge reduzieren bereits heute die Emissionen in der realen Welt», sagt Lohscheller.

Für den Polestar-Chef ist klar: Der Rückzieher schadet nicht nur dem Klima, sondern untergräbt die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Mit dem Verbrenner-Aus hätte Europa langfristigen Wohlstand und Arbeitsplätze schaffen können. «Die Kehrtwende stützt veraltete Industrien, während der Rest der Welt weiter voranschreitet.»

Polestar ist der einzige europäische Hersteller, der ausschliesslich E-Autos produziert. Doch die Firma wurde nach eigenen Angaben von den jüngsten Gesprächen der EU-Kommission ausgeschlossen. Dazu muss man wissen: Die Fahrzeuge von Polestar laufen nicht in Europa, sondern in China, Südkorea und den USA vom Band.

Experten warnen vor Chinas Dominanz

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer (74) vom deutschen Center Automotive Research (CAR) sieht die Situation ähnlich wie Lohscheller. Das Aus für das Verbrenner-Aus sei ein «Pyrrhussieg» für die europäische Autoindustrie, schreibt er in einer ersten Stellungnahme nach dem Durchsickern des EU-Kommissionsentscheids. «Brüssel und die Autobauer glauben Zeit gewonnen zu haben. In Wirklichkeit haben sie den Chinesen Zeit geschenkt, um ihre Wettbewerbsstärke weiter auszubauen.»

In die gleiche Kerbe schlägt mit Stefan Bratzel (58) vom deutschen Center of Automotive Management ein weiterer unabhängiger Experte: «Wenn sich die europäischen Hersteller in Sicherheit wiegen, dann ist die Gefahr gross, dass sie gegenüber China im Hintertreffen bleiben», sagte Bratzel im März zu Blick. Denn: «Auch in Europa wird die E-Mobilität das Rennen machen.»

Die Meinungen darüber, wie die europäische Autoindustrie zu retten ist, gehen also weit auseinander. Nächsten Dienstag wird die EU-Kommission ihren Auto-Plan offiziell vorlegen.

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