Darum gehts
- Die Mehrheit der E-Auto-Fahrer würde laut einer Roland-Berger-Umfrage wieder einen Stromer kaufen
- Das sagen 87 Prozent der 12’000 befragten Elektroautofahrer aus 33 Ländern
- China ist führend in E-Mobilität durch staatliche Förderung und preisgünstige Angebote
Wer einmal ein E-Auto fährt, wechsle nicht mehr zurück, hört man immer wieder. Doch stimmt die Aussage vieler Elektro-Fans wirklich? Dieser Frage nahm sich das Beratungsunternehmen Roland Berger in einer Umfrage unter 12’000 Stromerfahrern in 33 Ländern an.
Resultat: Eine grosse Mehrheit von 87 Prozent der befragten Elektroautofahrer zieht beim nächsten Autokauf erneut einen Stromer in Betracht. Besonders deutlich fiel das Ergebnis in China aus. Dort überlegen sich 99 Prozent einen erneuten Elektroautokauf. Doch auch in Europa sind offenbar die meisten mit ihren E-Autos zufrieden: 84 Prozent ziehen hier für ihren nächsten Kauf erneut ein E-Auto in Betracht.
Ladeinfrastruktur als Achillesferse
Als Gründe für das Festhalten am Stromer nannten die Befragten die tieferen Betriebskosten, den Umweltschutz und die für die eigenen Bedürfnisse ausreichende Reichweite. Als entscheidendes Hindernis für einen erneuten Kauf sieht das Beratungsunternehmen eine mangelhafte Ladeinfrastruktur.
In dem Bereich gibt es jedoch deutliche Fortschritte: «Die Verfügbarkeit öffentlicher Ladesäulen hat sich in den meisten Regionen verbessert», sagt Jack Zhuang, Chef des Roland-Berger-Büros in Shanghai, «dadurch steigt die Nutzerzufriedenheit.» Einzig in China kann der Ausbau des Netzes nicht mit dem enormen Verkaufszuwachs von E-Autos mithalten. Doch das Ladenetz ist dort bereits sehr dicht geknüpft.
Die hohe Akzeptanz von E-Autos in China beweist auch ein Blick auf die Verkaufszahlen: Im Reich der Mitte waren 2024 fast die Hälfte (49 Prozent) der verkauften Neuwagen reine Stromer. Im Jahr davor waren es noch 36 Prozent. Zum Vergleich: In der Schweiz betrug dieser Anteil 19 Prozent, in der EU 14 und in den USA sogar nur 8 Prozent.
China pusht Elektromobilität
Wie lässt sich die Begeisterung für E-Autos in China erklären? Ein wichtiger Grund ist die konsequente staatliche Förderung der Elektromobilität. Die Regierung in Peking hat diese vor einigen Jahren zu einer Schlüsseltechnologie erklärt, in der man weltweit führend werden will.
Inzwischen produzieren chinesische Hersteller eine grosse Auswahl an technologisch fortschrittlichen E-Autos. Über 150 einheimische Autobauer kämpfen mit harten Bandagen um den grössten Automarkt der Welt. Sie liefern sich einen Preiskrieg, der viele Hersteller wieder vom Markt fegen könnte. Doch die Konsumenten können davon profitieren, weil die Firmen ihre E-Autos zu Tiefstpreisen verschachern.
Enorme Preisunterschiede
So kostet zum Beispiel der Dongfeng Nammi 01 in China umgerechnet weniger als 7000 Franken. In der Schweiz ist der aktuelle Nammi unter dem Namen Dongfeng Box zwar nur mit einer etwas grösseren Reichweite erhältlich, aber mit 22’990 Franken mehr als dreimal so teuer wie die billigste Version in China.
Vor diesem Hintergrund ist klar: Damit die Elektrozufriedenheit in der Schweiz und in Europa Werte wie in China erreicht, braucht es nicht nur mehr Ladestationen. Ebenso wichtig ist, dass eine grosse Palette an preisgünstigen E-Autos auf dem Markt angeboten wird.