Skoda Enyaq iV im ersten Test
Verkehrte Elektro-Welt

Skoda kennen wir für eher nüchtern gemachte Autos. Doch beim elektrischen SUV Enyaq zeigt sich die tschechische VW-Tochter nun plötzlich von ihrer noblen Seite.
Publiziert: 06.05.2021 um 01:37 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 14:28 Uhr
Der Enyaq iV ist Skodas neues Elektro-Flaggschiff.
Foto: Skoda
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Martin A. Bartholdi

Das Erfolgsrezept von Skoda war stets simpel: VW-Konzerntechnik, nüchtern und vor allem günstig verpackt. Nicht so schlicht wie Dacia, aber schnickschnackfrei und eher mit mehr als weniger Plastik. Das verkraftet derbe Werkzeugkoffer eines Monteurs ebenso wie den wilden Spieltrieb der Kinder einer Familie.

Angesichts dessen herrscht in Skodas erstem Stromer eine verkehrte Welt. Der Enyaq iV ist innen – richtig schön! Auf Wunsch gibts nachhaltige Stoffsitze aus Wolle und recycelten PET-Flaschen, aber auch Alcantara und Leder, auf Wunsch natürlich bearbeitet. Sogar das Armaturenbrett wird passend nobel verkleidet. Klar gibt es auch Kostenspar-Plastik, aber nicht dort, wo wir oft hinschauen oder -fassen – und weit weniger als im Konzernbruder VW ID.4. Dessen Innenraum wirkt im direkten Vergleich wie jener, den wir eher von Skoda erwartet hätten.

Klassische Bedienung mit Hightech

Sicher liegts auch am Layout. Der VW wirkt mit frei stehenden Digi-Instrumenten und daran angebrachtem Gang-Wahlhebel futuristisch. Skoda setzt klassisches Cockpit-Layout ein: Der Wahlhebel in der Mittelkonsole, die digitalen Instrumente sind sauber ins Armaturenbrett integriert. Sie wirken dadurch aber auch kleiner, und wir empfehlen, 1670 Franken ins optionale Head-up-Display zu investieren.

Dieses bietet mit Augmented Reality (dt. «erweiterte Realität») aber doch etwas Zukunftsmusik. Bei aktivierter Navigation erscheinen blaue Pfeile wie in der Luft vor uns über der Strasse schwebend und werden beim Annähern grösser. Dazu warnen orange Linien, falls wir die Spur verlassen. Potenzial gäbe es höchstens noch auf der Autobahn, wo uns die «richtige» Spur angezeigt werden könnte.

Mit 4,65 Meter Länge hat der Enyaq für einen Stromer eher lange Überhänge. Davon profitiert der Laderaum, der, typisch Skoda, mit 585 bis 1710 Liter extrem geräumig ist. Auch im Fond gibts mehr als genug Platz, Erwachsene müssen dort weder Beine an- noch Köpfe einziehen. Dazu gibts zahlreiche Staumöglichkeiten, inklusive cleverer Smartphone-Taschen an den Rückenlehnen der Vordersitze.

Elektrische Normalität mit Heckantrieb

Natürlich fährt der Enyaq auch. Dies so unaufgeregt und souverän, dass man sich danach im besten Sinne kaum erinnert. Das Fahrwerk ist eher komfortabel – auch im Sportmodus. Die Lenkung könnte mehr Rückmeldung bieten, aber dafür ist sie leichtgängig und alltagstauglich. Verkehrte Welt auch beim Antrieb. Denn entgegen dem verbreiteten Frontantrieb treibt der Enyaq die Hinterräder an.

Das stammt wie der ganze Antrieb vom VW ID.4. Es stehen zwei E-Motoren mit 132 oder 150 kW (180 oder 204 PS) und je 318 Nm sowie zwei Akku-Grössen von 62 oder 82 kWh (netto 58 oder 77 kWh) zur Wahl. Das reicht für 413 oder 537 Kilometer Reichweite nach WLTP. Auf unserer Testfahrt im stärkeren Enyaq mit der grösseren Batterie lag die Reichweite bei rund 420 Kilometern. Bei einer Strecke mit flotten Bergpassagen, Autobahn und Stau ein alltagstauglicher Wert.

Das Blick-Fazit

Mit dem Enyaq macht Skoda das Umsteigen auf ein Elektroauto einfach. Der SUV behält die typischen Skoda-Qualitäten bei: clevere Details, familienfreundlich, geräumig, intuitive Bedienung – und preiswert. Nur elektrisch und neu sogar mit einer Prise Noblesse. Ab Pfingsten stromert der Skoda ab 42'590 Franken mit dem kleineren Akku los. Die grössere Batterie kostet 5000 Franken mehr. Allrad und eine sportliche RS-Version folgen noch im Verlauf dieses Jahres.

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