Darum gehts
- Elektroauto-Roadtrip: VW ID. 7 Tourer überzeugt auf langer Strecke
- Laden unterwegs einfach, aber Bezahlung nicht immer einheitlich geregelt
- Fast 3000 Kilometer zurückgelegt, 86 kWh Akku, 683 km WLTP-Reichweite
Ganz ehrlich: Vor unserem Roadtrip waren wir skeptisch. Fast 3000 Kilometer mit einem rein elektrischen Auto. Doch die Fahrt im VW ID. 7 Tourer soll als Krönung unseres Dauertests die Bestätigung liefern, dass auch ein reines E-Auto durchaus als Reisewagen für lange Distanzen taugen kann.
Wir starten am Sonntag Mitte August zum ersten Etappenziel nach Heidelberg. Der Akku ist voll, die gut 320 Kilometer sollten wir problemlos ohne Lade-Zwischenstopp schaffen. Selten schneller als 130 km/h fahren wir im dichten Rückreiseverkehr Richtung Norden. Bei der Autobahnraststätte Mahlberg Ost legen wir eine kurze Pause ein. Wir sehen zehn Schnellladesäulen, aber alle besetzt. Gut, müssen wir nur pinkeln und nicht Strom laden. Doch meine Skepsis über unseren E-Trip wird darob nicht kleiner.
In Heidelberg checken wir in einem kleinen, aber modernen Hotel ein. Ladesäule? «Nicht bei uns», heissts an der Rezeption. Um die Ecke im Parkhaus gibts zwei öffentliche Ladesäulen, weiss die Dame hinter dem Desk. Maximal vier Stunden dürfen wir dort mit 11 kW laden. Das reicht, um den Akku wieder auf über 80 Prozent zu füllen. Erstmals kommt zur Bezahlung unsere Swisscharge-Ladekarte zum Einsatz.
Unsere nächste Etappe führt uns in die Mitte der Lüneburger Heide nach Bispingen. 505 Kilometer Fahrt. Zu weit ohne Lade-Zwischenstopp. Das Navi schlägt uns etwa nach zwei Drittel der Strecke einen Ladestopp direkt an der Autobahn vor. Das passt. Zur Mittagszeit sind wir dort. Eine grosse Tankstelle mit Shop und Restaurant, dazu vier Schnelllader, drei davon frei. Wir stöpseln ein, zahlen wieder per Ladekarte – 15 Minuten, ein Sandwich und ein Kaffee später ist der ID. 7 wieder zu 80 Prozent geladen.
Tipp: Teure Schnelllader meiden
Wir bleiben drei Tage in einer kleinen Pension – mit Parkplatz, aber ohne Lademöglichkeit. Wir mieten Fahrräder, pedalen durch die blühende Natur und machen mit dem Auto Ausflüge nach Celle und Lüneburg. In Celle finden wir ein Parkhaus mit Lademöglichkeit. Um die teuren Schnelllader zu vermeiden, nutzen wir die langsameren, aber günstigeren Lader. Und während wir zu Fuss die Stadt erkunden, erhält unser Auto seinen Saft. E-Plätze in Parkhäusern haben zudem den Vorteil, dass sie aus feuerpolizeilichen Gründen oft direkt bei der Ein- oder Ausfahrt sind. Praktisch.
Die Laderei entpuppt sich unterwegs als Kinderspiel. Einzig die Ladetarife sind praktisch nie ersichtlich – und auch die Bezahlung ist selten einheitlich geregelt. In Celle zum Beispiel halten wir unsere Lade-Kreditkarte vergeblich an die Ladestation. Ein zufällig vorbeikommender Angestellter der Stadt erklärt uns, dass hier das Laden übers Parkticket abgerechnet wird. Also Parkticket an die Ladesäule halten, schon schaltet sie sich frei.
Weiter gehts an die Nordsee nach Sankt Peter-Ording – mit Lademöglichkeit im Hotel, allerdings erst nach Herunterladen einer speziellen App (wir lassens bleiben). Tags darauf fahren wir nach Dagebüll, lassen das Auto dort drei Tage stehen und nehmen zu Fuss die Fähre zur Insel Föhr. Zurück von der Insel, geht die Reise im Auto weiter via Bremerhaven nach Norden in Ostfriesland. Unterwegs führt uns das Navi an einen Schnelllader mitten im Grünen – wir vertreiben uns die 20-minütige Wartezeit mit einem kleinen Spaziergang und Ballspielen.
In Holland keine Lademöglichkeit
Unsere nächste Station ist die Velostadt Utrecht. Dort logieren wir in einem Businesshotel am Stadtrand und wundern uns, dass es keine Lademöglichkeit für Hotelgäste gibt. Und das im sonst so elektroautofreundlichen Holland. So nutzen wir bei der Weiterfahrt nach Köln einen Schnelllader auf einer Raststätte. Immerhin: An der Autobahn ist das holländische Ladenetz dicht und die (teuren) Schnelllader immer frei. Anders die öffentlichen 11-kW-Lader in der Stadt, die sind meist durch Einheimische belegt.
Antrieb E-Motor, 286 PS (210 kW), 545 Nm, 1-Stufen-Automat, Heckantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,7 s, Spitze 180 km/h, Batterie netto 86 kWh, max. Ladeleistung AC/DC 11/200 kW, Reichweite WLTP/Test 683/500 km
Masse L/B/H 4,96/1,86/1,55 m, Gewicht 2332 kg, Laderaum 605–1714 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 15,5/17,4 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie B
Preise ab 67'800 Franken, Testwagen plus Optionen (u.a. Exterieur Paket «Plus» mit Panoramadach, Wärmepumpe) 75'425 Fr., Basis ID.7 Tourer «Pro» ab 61'500 Fr.
Antrieb E-Motor, 286 PS (210 kW), 545 Nm, 1-Stufen-Automat, Heckantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,7 s, Spitze 180 km/h, Batterie netto 86 kWh, max. Ladeleistung AC/DC 11/200 kW, Reichweite WLTP/Test 683/500 km
Masse L/B/H 4,96/1,86/1,55 m, Gewicht 2332 kg, Laderaum 605–1714 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 15,5/17,4 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie B
Preise ab 67'800 Franken, Testwagen plus Optionen (u.a. Exterieur Paket «Plus» mit Panoramadach, Wärmepumpe) 75'425 Fr., Basis ID.7 Tourer «Pro» ab 61'500 Fr.
Nach Köln ist Trier unsere letzte Station. Im Hotel dürfen wir für 15 Euro unseren ID. 7 über Nacht mit 11 kW fürs letzte Teilstück nach Hause zu 100 Prozent vollladen. Nach einem Blitzer-Erinnerungsfoto in Saarbrücken fahren wir durchs Elsass Richtung Heimat. Das Navi plant zwar sicherheitshalber einen Zwischenstopp ein, wir ignorieren ihn. Und tatsächlich: Mit 7 Prozent Restakku kommen wir nach 423 Kilometer Nonstop-Fahrt zu Hause an.
Seidenweich und sehr geräuscharm
Unser Trip zeigt: Heute mit einem Elektroauto auch längere Strecken zurückzulegen, funktioniert völlig problemlos. Zumindest in der Schweiz oder in Nordeuropa mit dem gut ausgebauten öffentlichen Ladenetz. Der ID. 7 Tourer mit seinem 86 kWh grossen Akku und einer WLTP-Reichweite von 683 Kilometern ist aber auch ein äusserst ideales Reiseauto: seidenweicher und leiser Lauf, komfortables Fahrwerk, zuverlässig funktionierendes Navi (wenn Internetempfang) und extrem bequeme Sitze. So konnte selbst meine Frau auf dem Beifahrersitz lesen oder am Handy spielen – etwas, das sie sonst in keinem anderen Auto schafft. Kleine Schwächen zeigte der Elektro-Kombi bei seinen elektronischen Assistenten – etwa bei der Erkennung von Tempotafeln und damit dem automatischen Anpassen der Geschwindigkeit mit Tempomat. Und ein vorderer Frunk fürs Ladekabel wäre praktisch – gerade wenn man oft mit Gepäck im Laderaum unterwegs ist.
Der ID. 7 Tourer ist uns auf seinem Abschluss-Trip ans Herz gewachsen. Er beseitigte unsere anfängliche Skepsis vor längeren E-Trips, und wir trennen uns nur ungern von ihm. Der Elektro-Kombi beweist zudem eindrücklich, dass VW viel aus den anfänglich kritisierten ID. 3 und ID. 4 gelernt hat. Der Testwagen ist zum Preis von 75'425 Franken (inklusive Paket «Plus») ein sehr ausgereiftes Elektroauto, das man guten Gewissens weiterempfehlen kann.