Polestar-Chef Lohscheller kritisiert EU-Pläne
«Der Verbrenner ist eine Technologie der Vergangenheit»

Zur Freude der etablierten Hersteller könnte die EU nächste Woche das Verbrenner-Aus zurücknehmen. Michael Lohscheller, Chef von Stromer-Hersteller Polestar, kritisiert jedoch die mögliche Kehrtwende scharf. Die Wettbewerbsfähigkeit Europas stehe auf dem Spiel.
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Für Polestar-CEO Michael Lohscheller ist klar: Europa darf das geplante Verbrenner-Aus im Jahr 2035 nicht verschieben.
Foto: Polestar via Getty Images

Darum gehts

  • Etablierte Hersteller weibeln für die Aufweichung des Verbrenner-Verbots
  • Polestar kritisiert möglichen Rückzieher der EU: Europa müsse weiter in die Zukunft investieren
  • Experten warnen: Kehrtwende würde Dominanz Chinas bei Stromern noch stärken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Gabriel KnupferRedaktor News

Europas Elektro-Zukunft steht auf der Kippe. Am 16. Dezember will die EU-Kommission ihre Pläne für die Autoindustrie präsentieren. Dabei zeichnet sich eine Kehrtwende ab: Das Verbot für Verbrenner-Zulassungen ab 2035 könnte fallen.

Die Kommission würde damit den etablierten deutschen Autoherstellern ein Weihnachtsgeschenk machen. Diese stecken in der Krise und lobbyieren deshalb schon lange für eine Aufweichung des Verbrennerverbots. Schliesslich machen VW, BMW und Co. einen Grossteil ihres Umsatzes weiterhin mit Verbrennern und Hybriden. Denn Europas Konsumenten erwärmen sich bisher noch zu wenig für E-Autos.

«In die Zukunft investieren»

Ganz anders ist die Gemütslage bei den reinen E-Auto-Herstellern. Die schwedische Firma Polestar, die zum chinesischen Geely-Konzern (Volvo, Smart, Lotus und Zeekr) gehört, kämpft an vorderster Front gegen eine Schwächung der Ziele für 2035.

«Die etablierten Akteure kämpfen um Verzögerungen und Schlupflöcher und geben den Elektrofahrzeugen die Schuld für ihre eigenen Probleme», sagt CEO Michael Lohscheller (57) in einer Stellungnahme zu Blick. «Der Verbrennungsmotor ist eine Technologie der Vergangenheit. Europa muss in seine Zukunft investieren.»

Wohlstand durch Verbrenner-Aus

Für Polestar muss die Elektrifizierung weiterhin Priorität haben. Der Verkehr mache 25 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der EU aus. «Elektrofahrzeuge reduzieren bereits heute die Emissionen in der realen Welt», sagt Lohscheller.

Für den Polestar-Chef ist klar: «Wenn wir jetzt einen Rückzieher machen, schaden wir nicht nur dem Klima, sondern untergraben auch die Wettbewerbsfähigkeit Europas». Mit dem Verbrenner-Aus könne Europa langfristigen Wohlstand und Arbeitsplätze schaffen. «Eine Kehrtwende würde veraltete Industrien stützen, während der Rest der Welt weiter voranschreitet.»

Polestar ist der einzige europäische Hersteller, der ausschliesslich E-Autos produziert. Doch die Firma wurde nach eigenen Angaben von den jüngsten Gesprächen der EU-Kommission ausgeschlossen. Dazu muss man wissen: Die Fahrzeuge von Polestar laufen nicht in Europa, sondern in China, Südkorea und den USA vom Band.

Experten warnen vor Chinas Dominanz

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer (74) vom deutschen Center Automotive Research (CAR) sieht die Situation ähnlich wie Lohscheller. Bei einem Verzicht auf das Verbrenner-Aus befürchtet er einen Rückgang der Investitionen ins Elektroauto. «Der Abstand zu China wird durch den Verzicht auf das Verbrenner-Aus grösser statt kleiner», schreibt Dudenhöffer in seinem jüngsten Monatsbericht.

In die gleiche Kerbe schlägt mit Stefan Bratzel (58) vom deutschen Center of Automotive Management ein weiterer unabhängiger Experte: «Wenn sich die europäischen Hersteller in Sicherheit wiegen, dann ist die Gefahr gross, dass sie gegenüber China im Hintertreffen bleiben», sagte Bratzel im März zu Blick. Denn: «Auch in Europa wird die E-Mobilität das Rennen machen.»

Die Meinungen darüber, wie die europäische Autoindustrie zu retten ist, gehen also weit auseinander. Es bleibt spannend: Nächsten Dienstag werden wir sehen, welchen Argumenten die EU-Kommission folgt.

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