Unterwegs im noch getarnten Strassensportler
So fährt sich der neue Maserati MC20

Maserati drohte das Ende. Doch mit dem neuen MC20 melden sich die Italiener eindrücklich zurück. Wir durften den noch leicht getarnten Supersportler bereits fahren.
Publiziert: 23.12.2020 um 04:35 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2021 um 11:32 Uhr
Maserati drohte das Ende. Doch mit dem neuen MC20 melden sich die Italiener eindrücklich zurück.
Foto: ZVG.
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Wolfgang Gomoll

Das traurige Schicksal von Konzernschwester Lancia bleibt Maserati offenbar erspart. Mit dem Supersportler MC20 wagen die Italiener ein überraschendes Comeback und treten damit gleich gegen arrivierte Rivalen wie Porsche 911 Turbo S, McLaren 720S und natürlich Ferrari Roma an.

Hing Maserati zuletzt jahrelang am Tropf seiner Konzernschwester Ferrari und musste deren Technik und Motoren für teures Geld übernehmen, wird die Marke mit dem Dreizack im Emblem wieder eigenständiger. Der Motor für den neuen MC20 stammt jedenfalls aus dem eigenen Haus. Das doppelt aufgeladene V6-Triebwerk entspricht dem V12-Monster aus dem MC12, allerdings bei halbiertem Hubraum (drei Liter). Dennoch leistet der «Nettuno» (Neptun) getaufte Motor im neuen MC20 630 PS und 730 Nm.

Vorkammer-Einspritzung spart 30 Prozent

Das Besondere an Nettuno ist die sogenannte Maserati Twin Combustion MTC, eine Vorkammer-Einspritzung in Kombination mit einer Doppelzündung, ähnlich wie in der Formel 1. Das heisst: Bei hoher Last wird nur das Gemisch in der Vorkammer über dem eigentlichen Brennraum entzündet. Und diese Flammen bringen dann durch mehrere Düsen auch das Gemisch in der Hauptkammer zur Explosion. Bei niedriger Last zündet erst die Kerze im grossen Brennraum, und erst dann das Vorzimmer. So schafft Maserati die Emissionsvorgaben trotz der hohen PS-Leistung und reduziert den Verbrauch um rund 30 Prozent. Dazu kommt, dass der Motor deutlich kompakter baut und so perfekt ins Mittelmotorkonzept des MC20 passt.

Ohne grosse Verrenkungen gleiten wir in die bequemen Sitzschalen und finden schnell eine gute Sitzposition. Nichts von spartanischer Enge. Das Cockpit überflutet uns nicht mit zu viel Infotainment – ein zentraler 10,25-Zoll-Bildschirm und ein gleich grosser Monitor für die virtuellen Instrumente hinter dem Lenkrad reichen völlig. Die Gestaltung dieser Instrumente war allerdings noch nie die grosse Stärke der Italiener.

In 2,9 Sekunden auf Tempo 100

Per Knopfdruck wecken wir den Sechszylinder. Anders als bei Ferrari wählt man im MC20 den gewünschten Fahrmodus nicht am Lenkrad sondern per Drehknopf auf der Mittelkonsole. Im GT-Reisemodus gibt der Sportwagen tatsächlich den Gentleman und bügelt Querfugen komfortabel weg. Richtig zur Sache gehts aber auf Sport und Corsa. Dann sprintet der 1470 Kilo schwere Maserati in weniger als 2,9 Sekunden auf 100 km/h und wird bis 325 km/h schnell. Bei solchen Tempi hilft auch eine ausgefeilte Aerodynamik, die ohne auffällige Spoiler auskommt und den MC20 bei Tempo 300 mit 180 Kilo auf den Asphalt presst. Die automatisierten Gangwechsel sind beim von uns gefahrenen Prototypen noch etwas ruppig. «Da sind wir gerade bei der Abstimmung», erklärt Technik-Chef Frederico Landini.

Spider und E-Variante folgen

Dank paritätischer Achslastverteilung und dem Mittelmotorkonzept bleibt der Hecktriebler in engen Kurven und schnellen Links-rechts-Kombinationen lange neutral. Nur wenn man es übertreibt, meldet sich das Heck, zuckt freundlich und unterstützt die Querdynamik. Die als Brake-by-Wire digital ausgelegte Karbon-Keramik Bremse packt kräftig zu, fühlt sich aber zu synthetisch an.

Im Frühjahr 2021 wird der Maserati MC20 für einen Preis von über 200’000 Franken zu haben sein. Auf den Sportwagen werden später noch ein offener Spider und auch eine rein elektrische Version folgen.

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