Darum gehts
- IAA in München: Erfolgreiches Neukonzept – die Hersteller kommen zum Publikum
- BMW iX3 und Mercedes GLC EQ sind mit neuen Technologien die Messestars
- BMW iX3: 469 PS, 800 km Reichweite; Mercedes GLC EQ: 489 PS, 710 km
Endlich wieder eine Internationale Automobil-Ausstellung (IAA), die Relevanz hat. Die am Dienstag eröffnete IAA (noch bis Sonntag, 14. September) hat sich mit ihrem Innenstadtkonzept neu erfunden, indem die Hersteller mit ihren Autos zum Publikum kommen und nicht umgekehrt. Wenn das Wetter bis Ende Woche passt, dürfte die IAA 2025 auch bei der dritten Münchner Auflage ein Erfolg werden.
Und auch die deutschen Hersteller wie Audi, BMW, Mercedes, Opel und VW zeigen sich selbstbewusster und trumpfen bei ihrem Heimspiel gross auf. Die eigentlichen Messestars sind dabei der lange erwartete BMW iX3 – als erstes Modell der sogenannten Neuen Klasse – und der neue Mercedes GLC EQ. Das meistverkaufte Mercedes-Modell startet ab kommendem Frühling erstmals rein elektrisch.
Der GLC EQ ist zum Erfolg verdammt
Der Druck bei Mercedes ist gross: Der etwas gewachsene und mit neuer Front deutlich selbstbewusster als alle bisherigen E-Autos von Mercedes auftretende GLC EQ muss ein Erfolg werden. Ladenhüter wie EQE, EQS und die elektrische G-Klasse kann man sich bei Mercedes nicht mehr erlauben. «Wir stellen mit dem GLC EQ nicht nur ein neues Modell vor. Wir elektrifizieren unseren Bestseller, der mit neuer Designsprache, modernster Technologie, unserem Betriebssystem MB.OS und einer mitreissenden Performance begeistert», wirbt Mercedes-CEO Ola Källenius (56) in München.
Doch die Konkurrenz ist gross. Der neue Mercedes-Hoffnungsträger trifft an der IAA auf BMWs «Neue Klasse», die Zukunftshoffnung iX3. Wie Källenius schwärmt auch BMW-CEO Oliver Zipse (61) an der IAA von seinem neuen Produkt: «Die Neue Klasse ist unser grösstes Zukunftsprojekt. Sie steht für einen gewaltigen Sprung bei den Technologien, beim Fahrerlebnis und beim Design. Praktisch alles an ihr ist neu – und dabei mehr BMW als je zuvor. Unser gesamtes Produktportfolio wird von den Innovationen der Neuen Klasse profitieren.»
War der Vorgänger nur ein mässig guter Kompromiss – weil einst nur für China geplant, dann aber doch auch in Europa angeboten –, steht der neue, rein elektrische iX3 für eine komplett neue Entwicklung bei BMW. Das zeigt sich nicht zuletzt im Cockpit. Die bisher bekannten Instrumente und das schlanke Sportlenkrad sind verschwunden. Neben einem zentralen Touch-Bildschirm werden alle Infos auf einem schmalen Anzeigenband an der Unterseite der Frontscheibe gespiegelt.
Bei BMW ist der iX3 nur der Anfang
Das Basismodell, ab März 2026 im Handel, leistet als 4,78 Meter langer iX3 50xDrive 469 PS (345 kW) und 675 Nm. Das 108,7 kWh grosse Akkupaket ermöglicht dank des Normverbrauchs von nur rund 15 kWh/100 km eine Reichweite von über 800 km ohne Ladestopp. Und das Nachladen am Schnelllader dauert mit 400 kW kürzer als je zuvor – für 370 km in 10 Minuten. Natürlich werden weitere Varianten, schwächere und stärkere, nachgereicht.
Der 4,85 Meter lange Mercedes GLC 400 EQ bietet ein ähnliches Konzept wie der BMW – und bei leicht grösseren Abmessungen auch ähnliche Leistungsdaten. Zwei E-Motoren leisten total 489 PS (360 kW). Durch das 94 kWh grosse Akkupaket liegt die Normreichweite bei 710 km. Wie der kleinere Mercedes CLA verfügt auch der GLC EQ an der Hinterachse über ein Zweiganggetriebe, das den Verbrauch nennenswert senken soll. Das maximale Ladetempo beträgt mit 330 kW zwar weniger als beim BMW. Dafür geht es innen wertiger zu, und das gigantische Digitalcockpit mit einer Diagonale von fast einem Meter macht es dem traditionellen Mercedes-Kunden wohl etwas leichter als die neue Welt bei BMW.
Beim Raumangebot schenken sich die beiden fast nichts. Der Mercedes-Kofferraum fasst hinten 570 bis 1740 l und das Staufach vorne 128 l. Beim BMW sind es hinten 520 bis 1750 l. Und im vorderen Staufach gibts noch Platz für 58 l.
Fazit – welche Revolution kommt besser an?
Fassen wir zusammen: BMW startet mit der Premiere des iX3 und der Neuen Klasse in eine neue Ära. Diese geht weit über eine Modellreihe hinaus. Jedes neue BMW-Modell ab 2026 und auch jedes Facelift wird davon beeinflusst. Und für Mercedes ist der elektrische GLC das wichtigste Modell, um beim Anteil der reinen Batteriestromer endlich einen grossen Sprung zu machen. Der GLC EQ basiert auf der Plattform MB.EA und soll deshalb nicht nur mit der Optik neue Massstäbe setzen. Welche Revolution beim Publikum besser ankommt, wird sich ab nächstem Frühling beim Verkaufsstart zeigen. Der BMW startet bei rund 70’000 Franken, der Preis des Mercedes dürfte etwas darüber liegen.