Darum gehts
- Opel präsentiert den Corsa GSE Vision Gran Turismo auf der IAA München
- Showcar mit 800 PS Elektroantrieb und ausgefeilter Aerodynamik für das Videospiel
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 320 km/h
Der Opel Corsa GSE Vision Gran Turismo zeigt sich breiter, brutaler und schneller als alles, was Opel bislang gebaut hat. Leider wird es neben diesem gebauten Einzelstück, das vom 9. bis 12. September an der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in München (D) gezeigt wird, keinen weiteren Corsa mit 800 Elektro-PS für die Strasse geben. Dafür soll der Über-Corsa ab 2026 im Rennspiel «Gran Turismo 7» als Hypercar über möglichst viele Bildschirme rasen.
Florian Theis (42), Chefdesigner der Abteilung Advanced Concepts bei Opel und mit seinem Team verantwortlich für den aufsehenerregenden Showcar, stellte SonntagsBlick im Vorfeld der IAA das innert zwei Jahren entwickelte, fahrfähige Fahrzeug vor. «Die Idee für den Corsa GSE Vision Gran Turismo kam aus dem Marketing», verrät Theis. «Wir hatten nur die Vorgabe, einen ‹nächsten Kleinwagen› zu kreieren.»
In 2,0 Sekunden auf Tempo 100
Natürlich gibt die IAA-Studie lediglich einige wenige Hinweise auf die kommende, voraussichtlich 2027 startende neue Corsa-Generation. So dürfte diese ebenfalls nur noch rein elektrisch angetrieben sein – allerdings kaum mit zwei Elektromotoren und einer Gesamtleistung von 800 PS (588 kW), 800 Nm Drehmoment sowie einem 82 kWh grossen Akkupaket wie beim Showcar. Dieser soll gemäss Theis Berechnungen aus dem Stand in 2,0 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und 320 km/h Spitze schaffen – ausprobiert hat es der Chefdesigner allerdings noch nicht.
«Natürlich habe ich früher auch gezockt. Und zur Inspiration für die Entwicklung unseres Showcars habe ich für unser Team das neueste Game gekauft», erzählt Theis lächelnd. Während der Fahrzeugentwicklung standen die Opelaner zudem stets in enger Verbindung mit Gameentwickler Polyphony Digital. So erstaunt es nicht, dass man beim Corsa im «Gran Turismo»-Spiel eine Boostfunktion wird nutzen können, die für vier Sekunden weitere 80 PS (59 kW) beisteuert. Dafür, dass diese Power sowohl im Videospiel als auch beim Showfahrzeug effizient auf die Strasse kommt, sorgt eine ausgefeilte Aerodynamik mit aktiven Spoilerelementen am Heck sowie am Unterboden. Per Knopfdruck führt uns Theis am IAA-Ausstellungsmodell den verstellbaren Dachspoiler sowie den ausfahrbaren Heckdiffusor vor.
Unkonventioneller Entwicklungsweg
Unüblich für Konzeptfahrzeuge auf Automessen ist neben solch funktionsfähigen Details auch die Tatsache, dass der Showcar-Innenraum komplett durchgestaltet wurde. Und hier scheint uns der Realitätsbezug zur nächsten Corsa-Generation grösser als beim Power-Elektroantrieb. Wir machen eine Sitzprobe im betont puristischen Cockpit mit Leichtbausportsitzen und Überrollkäfig sowie raffiniert beleuchtetem Armaturenträger und vielen Anleihen an frühere Sportmodelle mit dem Blitz im Logo. «Durch seine besonders leichten Werkstoffe bringt unser Corsa-Showcar trotz der im Unterboden verbauten 86-kWh-Batterie nicht einmal 1,2 Tonnen auf die Waage», erklärt Theis stolz.
So unkonventionell wie der Showcar selbst war auch dessen Entstehungsweg. Werden von einem neuen Fahrzeug normalerweise zuerst virtuelle Drafts und Konzepte am Bildschirm geschaffen und wird erst anschliessend das Auto eins zu eins gebaut, «gingen wir», so Theis, «den umgekehrten Weg». Opel baute quasi zuerst das Fahrzeug in Originalgrösse, um es schliesslich nur noch virtuell im Computergame «Gran Turismo» einzusetzen. Diese Geschichte zeigt aber auch, dass man sich bei Opel endlich wieder sportliche Gedanken zu machen traut. Und vielleicht findet ja dann der nächste sportliche Opel-Showcar aus der Küche von Florian Theis wieder ganz konventionell den Weg auf die Strasse. Zu wünschen wäre es nach diesem IAA-Müsterchen jedenfalls.