Aus für kultige Sportsitze?
Recaro fährt in die Pleite

Ob Edel-Sportwagen oder aufgebrezelter 50-PS-Kleinwagen: Recaro-Sitze im Auto waren und sind Kult. Trotzdem geriet der Zulieferer in wirtschaftliche Schieflage – jetzt droht sogar die Schliessung.
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In sportlichen Autos sind sie ein Muss: Sportsitze von Recaro.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Ohne Recaro gings nicht: Wer sein Auto in den 1970er- und 1980er-Jahren tunte, schraubte als erstes Sportsitze des deutschen Zulieferers ins Auto. Ganz egal, ob unter der Haube ein wirklich potenter Motor steckte – oder doch nur ein winziger Vierzylinder mit 60 PS. Hauptsache, «Recaros» – der Markenname wurde zum Synonym für Nachrüst-Sportsitze und machte aus biederen Opel Kadett echte Fahrmaschinen.

Aber auch Supercar-Anbieter und Luxushersteller liessen sich perfekt passende Sportsitze für ihre Edel-Boliden bei Recaro Automotive massschneidern. Doch damit könnte es nun vorbei sein: Der traditionsreiche Autositz-Hersteller aus Kirchheim unter Teck (D), der im Jahr 1965 seinen ersten Sitz lancierte, hat Insolvenz angemeldet.

Belegschaft verzichtete auf Geld

Dabei hatte die Belegschaft über Jahre versucht, mit Lohnverzicht oder Zustimmung zu verspäteter Auszahlung das Unternehmen wirtschaftlich stabil zu halten. Vergeblich: «Wir sind enttäuscht und fühlen uns vom Management im Stich gelassen», sagte Betriebsratschef Frank Bokowits dem Branchenportal Autohaus.de: «Unsere Kolleginnen und Kollegen haben grosse Opfer gebracht, um das Unternehmen zu unterstützen.»

Wie es nun mit den 215 Mitarbeitenden in Kirchheim weitergeht, ist offen. Das Amtsgericht Esslingen (D) hat einen Stuttgarter Rechtsanwalt zum Sachwalter bestellt. Er soll jetzt die wirtschaftliche Situation von Recaro bewerten und abschätzen, ob und unter welchen Bedingungen ein Fortbestand möglich ist.

Seit 2020 gehört Recaro dem US-Investor Raven Acquisition und hat sein Sortiment inzwischen auch auf Bürostühle in der typischen Optik ausgeweitet. Unter dem Namen Recaro Holding werden zusätzlich auch Sitze für Flugzeuge und E-Gaming gefertigt. Beide Unternehmen sind aber unabhängig tätig und beschäftigen insgesamt rund 1000 Mitarbeitende.

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