Darum gehts
- Norwegen führt bei Elektroautos: 97 Prozent der Neuzulassungen im August sind Stromer
- Tesla dominiert die Verkaufsrangliste
- Regierung fördert E-Mobilität mit Anreizen und macht Verbrenner unattraktiv
In Norwegen ist das Verbrenner-Aus in Sichtweite. Im August waren 97 Prozent der Neuzulassungen reine Elektroautos. Und in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 betrug der Stromer-Anteil nach Angaben des norwegischen Verkehrsinformationsrats (OFV) 94,5 Prozent.
Das skandinavische Land ist damit weltweit führend bei der Elektrifizierung des Personenverkehrs. Norwegen liegt im internationalen Vergleich deutlich vor Ländern wie Dänemark und China, wo rund 50 Prozent der neuen Autos ausschliesslich mit Strom fahren.
Bis die Verbrenner von der Strasse verschwunden sind, wird es aber trotzdem noch einige Zeit dauern. Denn betrachtet man den Gesamtbestand, dann beträgt der E-Auto-Anteil in Norwegen bei gut 30 Prozent, berichtet das Businessportal Norwegen.
Tesla Model Y an der Spitze
Antriebsart Nummer 1 ist in Norwegen nach wie vor Diesel. Günstige Stromer sind auch in Norwegen noch wenig verbreitet. Das zeigt ein Blick auf die meistverkauften Autos: Im August lag das Tesla Model Y mit 2456 verkauften Exemplaren mit grossem Vorsprung an der Spitze. Es folgten der Volkswagen ID.4 (656 Verkäufe) und das Tesla Model 3 (552 Verkäufe).
Vor allem Haushalte mit tieferem Einkommen werden vorerst wohl weiter auf Verbrenner-Occasionen setzen. Doch Norwegen ist nahe am 2017 erklärten Ziel, bis 2025 nur noch Stromer zu verkaufen. Weshalb gelingt dem Land die Verkehrswende so viel schneller als der EU, die ab 2035 keine Verbrenner mehr zulassen will?
Privilegien für E-Autos
Die Antwort ist klar: Die Regierung versucht seit Jahren mit zahlreichen Anreizen, die Fahrerinnen und Fahrer zum Umstieg zu bewegen. «Wir hatten lange Zeit keine Mautgebühren für E-Mobile, sie durften auf den Busspuren am morgendlichen Stau vorbeifahren, kostenlos parken und die Fähren gratis nutzen», sagte die Vorsitzende des norwegischen Elektroauto-Vereins dem deutschen ZDF.
Gleichzeitig wurden Verbrenner mit hohen CO2-Abgaben unattraktiv gemacht. Anders als oft behauptet, wurden Verbrenner in Norwegen aber nicht verboten und können weiter gekauft werden.
Inzwischen hat die Regierung einige Förderungen zurückgefahren, weil sie dem Staat hohe Kosten verursachten. So waren E-Autos in Norwegen bis Ende 2022 von der 25-prozentigen Mehrwertsteuer und von Zulassungsgebühren befreit. Ein Tesla kostete damals nicht mehr als ein VW Golf.
Nicht alle bestehen in der Kälte
Bleibt die Frage, wie sich die Stromer im norwegischen Winter schlagen. Um das rauszufinden, führt der norwegische Automobilclub NAF jedes Jahr einen winterlichen Elektroauto-Test bei eisiger Kälte durch – den El Prix.
Die Stromer müssen dabei von Oslo Richtung Norden fahren, bis ihnen der Saft ausgeht. Bei der Ausgabe 2025 zeigten sich riesige Reichweitenunterschiede. Während der Polestar 3 ganze 537 Kilometer weit kam und nur 4 Prozent unter der WLTP-Reichweite blieb, schnitten andere deutlich schlechter ab. So schaffte etwa der Peugeot E-3008 nur 364 Kilometer, 29 Prozent weniger als vom Hersteller angegeben.