An der Wand im Hintergrund stand das Motto der Veranstaltung: «Pursuing Peace» – nach Frieden streben. Um 0:53 Uhr Schweizer Zeit traten dann der russische Präsident Wladimir Putin (72) und sein amerikanischer Amtskollege Donald Trump (79) auf die Bühne – nach fast dreistündigen Verhandlungen in Alaska.
Beide nannten die Gespräche positiv. Beide verkündeten aber keine konkreten Resultate. Bei der Pressekonferenz wurden auch keine Fragen der Journalisten zugelassen. Nach weniger als 15 Minuten verliessen die beiden Männer die Bühne bereits wieder. Dabei war das Wichtigste, das, was die beiden Männer verschwiegen.
So erwähnten weder Trump noch Putin das Wort «Waffenstillstand». Und keiner der beiden machte spezifische Angaben darüber, wo man sich angenähert habe.
Müder Amerikaner
Trump sprach dennoch von «sehr produktiven» Gesprächen und schien bemüht, dem Treffen eine positive Wendung zu geben. Man sei noch nicht angekommen, aber habe gute Chancen, zu einer Einigung zu gelangen. «Es gibt keinen Deal, bis ein Deal erzielt ist», erklärte er.
Trump kündigte an, er werde sich mit den Nato-Verbündeten und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) absprechen.
Der US-Präsident lobte aber auch die «grossartigen russischen Geschäftsleute», die zum Treffen gekommen seien. Das zeige, dass die USA unter seiner Führung wieder zum «heissesten Land der Welt» geworden seien.
Trump zeigte sich erneut verärgert über die Vorwürfe, er sei im Wahlkampf 2016 von Russland bevorteilt worden. Trump wirkte insgesamt erschöpft. Die Gespräche haben offensichtlich an seinen Kräften gezehrt.
Munterer Russe
Zuerst das Wort ergriffen hatte jedoch ein aufgeräumter Putin, der auch länger sprach als Trump. Er bedankte sich artig für das Treffen in Alaska und wies darauf hin, dass Russland und die USA hier enge Nachbarn sind. Er habe Trump mit dem Spruch «guten Tag, lieber Nachbar» begrüsst.
Putin erwähnte die Zusammenarbeit zwischen den USA und der Sowjetunion zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, als beide Länder gegen Nazideutschland kämpften.
Der Kremlchef erklärte, dass sich die Beziehungen Russlands zu den USA seit dem Ende des Kalten Kriegs noch nie so schwierig waren wie aktuell. «Ein persönliches Treffen war überfällig», so Putin.
Er schmeichelte Trump, indem er erklärte, dass es nicht zum Krieg in der Ukraine gekommen wäre, wenn dieser 2022 US-Präsident gewesen wäre. In einer wirtschaftlichen Kooperation zwischen Russland und den USA liege «ein riesiges Potenzial», so Putin.
Der Kreml bleibt bei seiner Position
Beim Ukrainekrieg erwähnte Putin wieder die «grundlegenden Ursachen» dieses Konflikts, nämlich eine «fundamentale Bedrohung» der Sicherheit Russlands.
Auch hier nannte er in Alaska keine Details. Er machte damit jedoch klar, dass er von seinen weitgehenden Forderungen nicht abweicht. Dazu gehören eine «dauerhafte Neutralität» der Ukraine, die Einstellung der westlichen Militärhilfen und eine drastische Reduktion der ukrainischen Streitkräfte. Auch fordert Putin seit Kriegsbeginn eine «Entnazifizierung» in Kiew, die mit einer Absetzung der Regierung Selenskis beginnen müsse.
Putin erklärte, dass die Ukraine eine «Bruder-Nation» sei, deren Sicherheit ebenfalls gewährleistet werden müsse.
Warnung an Europäer
An die Adresse der Europäer sprach Putin eine vage Warnung aus: Sie sollten den kommenden Deal nicht verhindern oder eine Einigung torpedieren.
Zum Schluss der Pressekonferenz lud er Trump auf Englisch nach Russland ein: «Vielleicht das nächste Mal in Moskau», sagte er. Mit diesem lockeren Einwurf machte Putin klar, dass er sein Hauptziel erreicht hat: Er kann einen Waffenstillstand in der Ukraine weiter auf die lange Bank schieben.
Putin profitiert
Ein Gipfel ohne Resultate ist für Putin klar vorteilhaft. Er konnte den steigenden Druck aus den USA vorerst abbauen. Neue Wirtschaftssanktionen stehen aktuell nicht mehr im Raum. Putin kann weitermachen in der Ukraine.
Trump dagegen hatte gehofft, einem Waffenstillstand deutlich näherzukommen. Dieses Ziel hat er verfehlt.
Gleichzeitig hat er mit dem Treffen Putin viel Respekt erwiesen, ihm einen roten Teppich ausgerollt und in seiner Limousine chauffiert. Damit konnte sich der vom Westen sanktionierte Putin wieder als Vertreter einer militärischen Weltmacht präsentieren, die auf demselben Niveau steht wie die USA.
Immerhin war das Treffen auch keine Katastrophe für die Ukraine. Es wurde kein unvorteilhafter Landtausch über die Köpfe der Ukrainer hinweg beschlossen. Der Weg zum Frieden bleibt aber völlig unklar.