Darum gehts
Russland greift die Ukraine unvermindert an
Gleichzeit häufen sich Nato-Luftraumverletzungen
Experten sind sich sicher: Putin testet das Bündnis
Trump geht auf Distanz zu Putin
Was würde ein Verlust Pokrowsks für die Ukraine bedeuten?
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Russland konzentriert seine Truppen und Feuerkraft auf die schwer zerstörte Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine – und steht offenbar kurz davor, sie einzunehmen. Während nicht genau klar ist, ob die Russen die Stadt bereits eingekesselt haben oder ob sie jüngst wieder einige Gebiete an Kiews Truppen verloren haben, steht eines fest:
Die Gefahr, dass die Stadt bald fällt, ist vorhanden.
Die Metropole gilt für Russland als Tor zu der Donbass-Region, die Putin unbedingt erobern möchte.
Ukrainische Truppen melden schwere Häuserkämpfe, während russische Einheiten nach Angaben des Analyseprojekts DeepState den Südwesten der Stadt eingenommen haben. Mein Kollege Marian Nadler hat hier erklärt, weshalb sogar die Spezialeinheit «Timur» eingeflogen wurde.
Pokrowsk wäre die grösste Stadt, die Russland seit Bachmut im Mai 2023 erobert hätte.
Wie die «New York Times» schreibt, würde ein Fall der Stadt den Weg nach Slowjansk und Kramatorsk öffnen – die letzten grossen Städte unter ukrainischer Kontrolle in der Region Donezk.
Die potenzielle Einnahme von Pokrowsk könnte die Darstellung des Kremls stützen, dass Russland auf dem Schlachtfeld auf dem Vormarsch ist und dass sich der Krieg für die Ukraine verschlimmern wird, wenn Kiew den Forderungen Moskaus zur Beendigung des Konflikts nicht nachgibt, analysiert die Zeitung.
Die Beziehung zwischen Wladimir Putin und Donald Trump hat sich in letzter Zeit verschlechtert. Ein Gipfel zwischen den beiden kam nicht zustande, nachdem sich beide Seiten Zeitspiel vorgeworfen hatten.
Trotz der prekären Lage gibt sich der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski gegen aussen kämpferisch. Er sagte bei einem Truppenbesuch vor Ort: Die Ukraine «zerstöre weiterhin den Besatzer in Pokrowsk.»
Weil er Ukrainer erschoss: Russischer Soldat muss lebenslang hinter Gitter
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Es ist ein Urteil, welches Geschichte schreiben dürfte: Wegen der Erschiessung eines kriegsgefangenen Ukrainers ist ein russischer Soldat (27) zu lebenslanger Haft verurteilt worden. handelt es sich um den ersten Fall dieser Art, der mit der härtesten Strafe endete.
Der 27-jährige Russe erschoss demnach im Januar 2024 einen ukrainischen Soldaten, obwohl dieser seine Waffe weggeworfen und sich eindeutig ergeben hatte. Es passierte, als als russische Truppen eine ukrainische Stellung einnahmen. Später hätten die Ukrainer die Stellung zurückerobert und dabei den Todesschützen gefangengenommen. Jetzt sitzt er den Rest seines Lebens in einem ukrainischen Gefängnis.
Laut der Generalstaatsanwaltschaft in Kiew sind bereits 263 ähnliche Fälle bekannt sind nach eigenen Angaben mit Stand Oktober 263 Fälle bekannt, bei denen ukrainische Kriegsgefangene auf dem Schlachtfeld hingerichtet wurden. Die Täter sind aber schwer zu ermitteln; und nur in seltenen Fällen gelingt es, sie zu fassen.
Etwa 2500 ukrainische Soldaten verschwanden insgesamt in russischen Gefängnissen. Bei Gefangenenaustauschen zeigt sich immer wieder, dass fast alle rückkehrenden Ukrainer in Russland misshandelt worden sind. Über den Umgang der Ukraine mit russischen Kriegsgefangenen ist bislang nicht viel bekannt.
Ukrainischer Militärgeheimdienst veröffentlicht Video aus Pokrowsk
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Die Kämpfe um die Stadt Pokrowsk sind in vollem Gang: Nun zeigen Aufnahmen des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR) eindrücklich, wie prekär die Lage vor Ort ist.
Gemäss Informationen aus den Geheimdiensten brachte ein Helikopter eine Spezialeinheit in die Region. Das Kommando unter dem Namen «Timur» setze seine Operation in Pokrowsk fort, hiess es. Demnach ist auch Geheimdienstchef Kirilo Budanow selbst in Pokrowsk, wie aus Fotos und einem Video des HUR hervorgeht.
Vereiteln soll die Spezialeinheit den Angaben nach Versuche des Feindes, seinen Feuerbereich zu erweitern. Auch andere Einheiten des Geheimdienstes seien an den Kämpfen beteiligt. Sie sollen den Fall der strategisch wichtigen Stadt aufhalten. Details nannte der HUR mit Rücksicht auf die Sicherheit der Truppen nicht.
Das russische Verteidigungsministerium hatte vorige Woche noch behauptet, die Spezialeinheit nach ihrer Landung «vernichtet» zu haben. Die Einheit war mit dem Helikopter nach Pokrowsk verlegt worden, nachdem sich die Lage dort zugespitzt hatte. Der Kommandotrupp soll die Nachschublinien nach Pokrowsk freikämpfen. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Alexander Sirski, wies russische Behauptungen zurück, dass dort ukrainische Soldaten eingekreist seien.
Seit Monaten kommt es in Pokrowsk zu heftigen Kämpfen. In diesem Artikel erfährst du, inwiefern auch Zivilisten in der Region zu Schaden kommen.
Medwedew poltert wieder: Gebiete zurück an «Mutterland Russland»!
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Er gilt als Putins Scharfmacher und fällt praktisch wöchentlich mit Drohgebärden auf: Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew. Am Montag legte der Russe erneut nach und schoss gegen den Westen. Auf Telegram bekräftigte er das Ziel, die Kontrolle über das gesamte ukrainische Gebiet zu übernehmen.
«Je mehr der Westen die Ukraine unterstützt», desto grösser sei der Teil der Ukraine, «der letztendlich an sein Mutterland Russland zurückfällt». Dann fordert Medwedew, dass russische Bürger in die «angestammten, russischen Gebiete» in der Ukraine zurückgehen. «Das Ende des Kiewer Regimes wird furchterregend sein», schreibt Medwedew, der auch als Vize-Chef des russischen Sicherheitsrats amtet.
Medwedew gilt als Hardliner in Russland. Zuletzt wetterte Medwedew auch gegen die USA, als sich US-Präsident Donald Trump überlegte, Tomahawk-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Diese Massnahme könnte in einem «Atomkrieg» münden, liess Medwedew damals verlauten. In diesem Artikel von meinem Kollegen Daniel Kestenholz erfährst du, welche Trump-Aussagen Medwedew erzürnt haben.
Mit Black-Hawk-Helikopter: Ukraine kämpft verzweifelt um Pokrowsk
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Es ist eine verzweifelte Schlacht, die sich die ukrainischen Truppen um die Donbass-Stadt Pokrowsk liefern. Die russischen Streitkräfte versuchen die Stadt, immer weiter einzukesseln.
Einige Teile von Pokrowsk kontrollieren die Russen bereits. Das Verteidigungsministerium in Moskau gab an, ukrainische Verbände in der Nähe des Bahnhofs und eines Industriegebietes besiegt zu haben.
Die Ukrainer werfen derweil alles in ihrer Macht stehende ins Feld, um eine vollständige Eroberung zu verhindern. Mit Hilfe von sogenannten «Black-Hawk»-Helikoptern wird offenbar Verstärkung eingeflogen, wie ein auf Telegram kursierendes Video zeigt. Die Helikopter könnten die Front-Soldaten mit Material, Drohnen und Reservisten versorgen.
Zudem setzt Kiew auf gezielte Angriffe in verschiedenen Regionen von Donezk. So müssten sich die Russen auf verschiedene Regionen – und nicht nur Pokrowsk – konzentrieren.
Seit Monaten kommt es um die Stadt zu heftigen Zusammenstössen. In diesem Artikel erklärt meine Kollegin Chiara Schlenz, wie die Ukraine versucht, Putins Monster-Vorstoss im Donbass abzuwehren.
Ukraine greift Ölraffinerie im russischen Saratow an
Von Sandra Marschner, Redaktorin am Newsdesk
Auch in der Nacht auf Montag stand der Himmel über Russland nicht still. Erneut hat die Ukraine die russische Ölindustrie ins Visier genommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden insgesamt 67 ukrainische Drohnen über russischen Zielen abgeschossen. Eines der Ziele: die Ölraffinerie in der südrussischen Industriestadt Saratow an der Wolga.
In den sozialen Medien verbreiteten sich Aufnahmen einer Explosion bei der Ölraffinerie. Der ukrainische Generalstab bestätigte die nächtliche Attacke auf die Ölraffinerie am Montagmorgen auf einem öffentlichen Telegram-Kanal.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zwar die Attacken in Saratow. Offizielle Angaben zur Ölraffinerie blieben jedoch bisher aus. Nach Angaben der russischen Luftfahrtbehörde sei die Arbeit des Flughafens in Saratow wegen Luftalarms mehr als sechs Stunden eingeschränkt gewesen.
Bereits im September war das Werk in Saratow zum Ziel ukrainischer Drohnenangriffe geworden. Die Ukraine attackiert bei ihren Angriffen gezielt die russische Ölinfrastruktur, um den Nachschub für das russische Militär und wichtige Handelspunkte zu stören.
Auf der Plattform X lobte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Montagvormittag die «professionelle Arbeit der vielen Soldaten». «Wichtige Erfolge für die Ukraine an der Front» würden dank ihrer Arbeit an verschiedenen Zweigen der Verteidigungskräfte erreicht.
So viele Soldaten soll Russland im Krieg verloren haben
Von Alexander Terwey, Stv. Teamlead Newsdesk
Der ukrainische Generalstab hat neue Zahlen zu den Verlusten auf russischer Seite im Ukraine-Krieg veröffentlicht. Seit dem 24. Februar 2022, also dem Beginn des Kriegs, soll Russland 1'143'670 Soldaten verloren haben, davon 940 in den vergangenen 24 Stunden.
Seit Kriegsbeginn ist auf russischer Seite auch viel Kriegsgerät zerstört worden. Der ukrainische Generalstab zählt 77'052 Drohnen, 34'162 Artilleriesysteme, 23'525 gepanzerte Kampffahrzeuge, 11'316 Panzer, 3917 Marschflugkörper, 1534 Mehrfachraketenwerfer, 1235 Flugabwehrsysteme, 428 Flugzeuge, 346 Helikopter, 28 Schiffe und ein U-Boot.
Jüngst hatte ein russischer Soldat von den Zuständen an der Front berichtet. Er gehört nach eigenen Angaben der 88. Aufklärungs- und Sabotagebrigade Espanyola an. In dieser Einheit seien bereits 90 Prozent der Soldaten gefallen. «Sie rekrutieren Leute, die nichts wissen – wir waren siebzig, jetzt sind es sechs», sagt er. Meine Kollegin Natalie Zumkeller hat seine erschreckendsten Aussagen in diesem Artikel zusammengefasst.
Unterdessen ist am Wochenende durch einen ukrainischen Drohnenangriff auf einem Öltanker im russischen Hafen Tuapse im Schwarzen Meer ein Brand ausgebrochen. Auch das Terminal zur Ölverladung sei beschädigt worden, teilte der Zivilschutzstab der südrussischen Region Krasnodar mit. Tuapse zählt zu den wichtigsten russischen Häfen für den Ölexport.
Fernab der Front: Ukraine zerstört russisches Oreschnik-Raketensystem
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Es ist ein Coup fernab der Front: Die ukrainischen Geheimdienste haben nach eigenen Angaben ein Startsystem für drei russische Oreschnik-Raketen in Russland zerstört. Dies berichtet die «Kyiv Post» unter Berufung auf den ukrainischem Sicherheitschef Vasyl Malyuk. Der Schlag soll in der Region Astrachan erfolgt sein.
«Die Mission war äusserst erfolgreich – die Zerstörung beträgt hundert Prozent», sagte Malyuk.
Oreschnik-Raketen sind besonders gefürchtet, da sie über eine sehr grosse Reichweite verfügen und mit grossen Sprengköpfen beladen werden können.
Bisher hat Russland erst einmal eine Oreschnik-Rakete eingesetzt – beim Angriff auf die Stadt Dnipro am 21. November 2024. Westliche Analysten vermuten, dass es sich dabei um eine modernisierte Version der sowjetischen Mittelstreckenrakete RS-26 Rubezh handelt – mit einer Reichweite von über 5000 Kilometern und bis zu sechs nuklear oder konventionell bestückbaren Hyperschall-Sprengköpfen.
Russische Staatsmedien behaupten, die Rakete könne jedes Ziel in Europa innerhalb einer Stunde treffen und vernichten.
Malyuk erklärte weiter, dass die Ukraine seit Jahresbeginn etwa 160 Raffinerien, Pumpstationen und andere Anlagen der russischen Ölindustrie angegriffen habe. Im September und Oktober seien es deren 20 gewesen.
«Weltuntergangswaffe»: Russland droht Belgien mit Unterwasser-Atomdrohne Poseidon
Von Natalie Zumkeller, Redaktorin Newsdesk
Die geopolitischen Spannungen nehmen immer mehr zu: Während US-Präsident Donald Trump (79) ankündigte, zum ersten Mal seit 33 Jahren wieder Atomwaffentests durchführen zu lassen, droht auch Russland mit nuklearen Waffen – und zwar Belgien.
Im Falle eines möglichen russischen Angriffs auf Europa erklärte der belgische Verteidigungsminister Theo Francken (47), «jede russische Stadt» würde im Zuge der europäischen Reaktion «vom Erdboden verschwinden». In demselben Ton kam bereits kurz darauf die Antwort des russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew (60).
«Herzlichen Glückwunsch an alle Freunde Russlands (und insbesondere an den idiotischen belgischen Verteidigungsminister) zum erfolgreichen Test der atomgetriebenen Unterwasserdrohne Poseidon», hiess es in dem Beitrag auf X. «Anders als die Burewestnik kann die Poseidon als echte Weltuntergangswaffe betrachtet werden.»
Bei der Poseidon handelt es sich um eine ferngesteuerte Unterwasserdrohne, die mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden kann. Sie soll bei einer Detonation Flutwellen auslösen können, die über 500 Meter hoch werden können – betroffenen Regionen droht ein «nuklearer Tsunami». Mehr dazu findest du in dem Beitrag von meinem Kollegen Guido Felder.
Die enorme Zerstörungskraft der Unterwasser-Drohne, die bis vor einigen Jahren noch für unmöglich gehalten wurde, betonte Medwedew auch gegenüber Belgien erneut. Ein X-User schlug in den Kommentaren des X-Beitrags vor, Russland solle die Poseidon vor der belgischen Küste testen. Putin-Freund Medwedew antwortete: «Dann wird Belgien verschwinden.»
Selenski räumt dramatische Lage in Pokrowsk ein
Von Gabriel Knupfer, Redaktor Nachtdienst
Seit Tagen toben heftige Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk im Oblast Donezk. Nun räumte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ein, dass sich die Verteidiger in einer «schwierigen Situation» befänden.
Das russische Militär habe sehr viele Truppen zusammengezogen, teilte Selenski in seiner Videobotschaft am Abend mit. «Die Besatzer versuchen mit allen Mitteln, sich dort festzusetzen», sagte er. Das Verhältnis der Kräfte betrage eins zu acht zugunsten der Russen, so Selenski. Zuvor hatte es Berichte gegeben, dass einzelne russische Einheiten in die Stadt eingedrungen waren.
Auch die Stadt Kupjansk im nordostukrainischen Gebiet Charkiw bleibt nach Angaben Selenskis schwer umkämpft. Die Lage sei weiterhin kompliziert, habe sich aber leicht verbessert. «Unsere Streitkräfte haben in diesen Tagen mehr Kontrolle, wir verteidigen weiterhin unsere Stellungen», sagte er.
Der russische Generalstab hatte zuvor beide Städte als umzingelt bezeichnet. Ein Fall von Pokrowsk oder Kupjansk würde den Russen den Weg zu einem weiteren Vordringen in die Ukraine ebnen.
Die russischen Vorstösse stärken die Verhandlungsposition von Wladimir Putin in möglichen Friedensgesprächen mit den USA, wie Kollege Guido Felder im Sommer vor dem Alaska-Treffen schrieb. Auch deshalb versucht Selenski die umkämpften Städte mit aller Macht zu halten.