Darum gehts
- Junge Autofahrer haben Angst beim Tanken einen Fehler zu machen und lassen es daher lieber ganz
- 62 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in einer britischen Umfrage litten unter Tankangst
- Telefonieren, Restaurantbesuche und Einkaufen an der Frischetheke bereiten der Gen Z Stress
Es könnte eigentlich simpler nicht sein. Ist die Tankanzeige im Auto niedrig, sucht man eine Tankstelle auf. Neue Untersuchungen zeigen nun jedoch: Ein Teil der Autofahrer hat richtig Panik vor dem Tanken.
Eine Befragung in Grossbritannien ergab: 39 Prozent der 2000 Teilnehmer litten an «Tankangst». Darüber berichtete die britische Tageszeitung «The Times». Vor allem in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen zeigte sich ein erstaunliches Bild: Hier hatten ganze 62 Prozent der Befragten Angst vor dem Tanken.
Angst, etwas falsch zu machen
Doch was macht die Alltagstätigkeit so einschüchternd? Als Gründe gaben die jungen Erwachsenen neben hohen Kraftstoffpreisen an, nicht zu wissen, wie sie den Tankdeckel aufbekommen, wie sie die Zapfpistole bedienen oder wie sie an die Zapfsäule heranfahren können. Auch das Erkennen des richtigen Treibstoffs stellte eine Hürde dar.
Denn besonders im sozialen Druck liege die Wurzel des Problems, stellt die Studie fest: Die Gen Z hat Angst, in der Öffentlichkeit einen Fehler zu machen. Die erschreckende Folge: Viele junge Menschen gehen gar nicht erst tanken. Stattdessen bitten sie Familie oder Freunde darum, das zu übernehmen – oder zögern, bis die Tankanzeige auf einen extrem niedrigen Stand fällt. Ein Viertel der Befragten sei deshalb sogar schon mit leerem Tank stehengeblieben.
Immer wieder fällt auf: Gen Z hat Angst vor scheinbar simplen Tätigkeiten. Blick zeigt, was die junge Generation im Alltag besonders einschüchtert.
Telefonieren
Mit der Bank telefonieren oder einen Termin beim Arzt machen? Für die Gen Z bedeutet das Stress pur. Was, wenn ich etwas Falsches sage oder mich komisch anhöre? Was denkt dann mein Gesprächspartner von mir? Solche Fragen gehen Betroffenen von Telefonangst durch den Kopf.
Denn wie eine Erhebung des deutschen Marktforschungsinstituts Bitkom Research vom April zeigt: Jeder Zweite zwischen 16 und 29 Jahren hat Angst vor dem Telefonieren. Insgesamt wurden über 1000 Menschen ab 16 Jahren befragt. Und auch in den sozialen Medien stösst man immer wieder auf Beiträge, in denen User schildern, dass sie auch mit Mitte 20 noch ihre Mutter bitten, beim Arzt einen Termin für sie zu machen.
Textnachrichten oder E-Mails lassen sich vor dem Senden noch korrigieren, doch gesprochene Sätze haben eine Endgültigkeit, die Druck aufzubauen scheint. Psychologen beobachten diese Entwicklung schon länger und sprechen immer wieder von Sozialphobie. Betroffene fürchten sich davor, vom Gesprächspartner negativ wahrgenommen zu werden, und kreiseln bereits vor dem Telefonat um solche Gedanken.
Speisekarte
Sich im Restaurant ein feines Essen gönnen – das könnte so schön sein. Für die jüngere Generation scheint das jedoch mit Stress verbunden zu sein. Die britische Restaurantkette Prezzo befragte 2023 über 2000 Menschen in Grossbritannien, wie sie sich beim Restaurantbesuch fühlten. Das Resultat: 86 Prozent der Gen Z im Alter von 18 bis 24 Jahren waren von «Menüangst» betroffen.
Die Sorge: auf der Menükarte nichts zu finden, was sie mögen. Viele gaben an, gar nicht erst in ein Restaurant zu gehen, wenn sie nicht vorher die Speisekarte angeschaut hätten. Neben steigenden Preisen versetzte auch die Kommunikation mit den Kellnern viele der Befragten in Panik. Denn im Gegensatz zur Bestellung über Lieferdienst-Seiten lassen sich Extrawünsche nicht einfach digital anklicken.
Frischetheke
Angst vor Interaktion hält die Gen Z auch davon ab, Fleisch oder Käse an der Frischetheke zu bestellen. In den sozialen Medien erklären User, nicht zu wissen, wie sie richtig bestellen sollen. So schreibt ein Tiktok-User: «Ich weiss doch gar nicht, welches Fleisch ich für welches Gericht brauche», während eine Userin unsicher ist, wie viel sie überhaupt bestellen sollte.
Ein Kommentar treibt es auf die Spitze: «Ich habe einmal 50 Gramm Käse bestellt und bekam lediglich eine Scheibe. Das war mir so peinlich, dass ich damit einfach nach Hause gegangen bin». Doch die Fachperson hinter der Theke zu fragen, das trauen sich viele eben nicht. Zu gross ist die Angst, durch Unwissen oder Fehler negativ aufzufallen.