Darum gehts
- Donald Trump nickt bei Sitzungen ein und steht vor mehreren Herausforderungen
- Trumps Verteidigungsminister droht ein Strafprozess wegen mutmasslichen Kriegsverbrechens
- Laut Gallup-Umfrage sind nur noch 36 Prozent der Amerikaner mit Trump zufrieden
Donald Trump (79) kann selbst gar nicht mehr hinschauen: Während einer Sitzung mit seinen Ministern ist er diese Woche gleich mehrfach weggenickt. Aussenminister Marco Rubio (54) versuchte ihn in einem Fall mit einem besonders energischen «Mr. President» wieder zu wecken.
Ein bisschen schlummern, wäre dem 79-Jährigen gegönnt – wenn er nicht den mächtigsten Job der Welt hätte. In ebendiesem läuft für den US-Präsidenten gar nichts rund. An mehreren Fronten droht dem Republikaner grobes Ungemach. Noch vor Weihnachten könnte es richtig brenzlig werden.
Hier ein Überblick über Trumps Sorgen-Sammelsurium:
Am 2. September befahl US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (45) – er nennt sich «Kriegsminister» – den Abschuss eines venezolanischen Fischerboots, das mutmasslich Drogen geladen hatte. Neun Menschen starben, zwei überlebten und klammerten sich an die Bootsüberreste. Hegseths Befehl aber lautete: «Kill them all.» Die Amis feuerten eine zweite Rakete ab und töteten auch die beiden Überlebenden.
Laut Experten ist das ein Kriegsverbrechen. Hegseth droht ein Strafprozess. Wird er verurteilt, ist Trumps Team von Loyalisten um einen prominenten Namen ärmer.
Das Oberste Gericht entscheidet möglicherweise noch diesen Monat darüber, ob die von Trump verhängten Strafzölle illegal sind und sofort abgeschafft werden müssen. Trumps Finanzminister Scott Bessent (63) sagt zwar, die Zölle liessen sich auf anderem Weg wieder einführen. Wenn sich die mehrheitlich konservativen Richter des Supreme Court (sechs sind Republikaner, drei Demokraten) gegen Trump stellen, ist das für Trump aber eine internationale Blamage.
Die «Make America Great Again»-Anhänger wirkten lange wie ein Granitblock. Bereits jetzt aber zeigen sich deutliche Risse in der Bewegung. Nicht zuletzt, seit die ultrakonservative Republikanerin Marjorie Taylor Greene (51) sich offen gegen Trump stellte. Sie kritisierte den Präsidenten unter anderem scharf für seinen Widerstand gegen die Veröffentlichung der Epstein-Files. Die Abgeordnete aus Georgia tritt Ende Jahr aus Protest aus dem Parlament aus. Ihr Fall zeigt: Trump kann sich nicht einmal auf seine vermeintlich hartgesottensten Fans verlassen.
Laut einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup sind nur noch ein Drittel der Amerikaner (36 Prozent) zufrieden mit ihrem Präsidenten. Ein Jahr vor den Zwischenwahlen scheinen ihm die Felle davonzuschwimmen. Gerade diese Woche erhielten die Republikaner im tiefroten 7. Wahlbezirk des Bundesstaates Tennessee bei einer Ersatzwahl für das Repräsentantenhaus die nächste Warnung: Ihr Kandidat gewann mit nur 9 Prozentpunkten Vorsprung auf die demokratische Herausforderin. Trump hatte den Bezirk noch mit 22 Prozent gewonnen.
Die grösste Sorge der Amerikaner: die Teuerung. Trump hat sie bislang nicht in den Griff bekommen. Das zeigen die Preisentwicklungen bei diversen Gütern des täglichen Bedarfs. Laut dem Nachrichtensender Fox News geben 46 Prozent der Amis Trump die Schuld an den harten Zeiten.
Am Dienstag startet Trump eine neue Rallye-Tour durch die USA, um auf seine angeblichen Erfolge im Kampf gegen die Preissteigerung hinzuweisen. Er merkt: Ein Jahr vor den Zwischenwahlen (Midterms) trauen ihm viele nicht mehr zu, seine Versprechen umzusetzen.
Die Zwischenwahlen müssen die Republikaner zwingend gewinnen, um Trump vor dem nächsten Amtsenthebungsverfahren zu bewahren. Fällt das Repräsentantenhaus an die Demokraten, dürfte es zu einem entsprechenden Verfahren kommen. Stimmen auch zwei Drittel des Senats für eine Amtsenthebung (etwa wegen Unfähigkeit), ist Trump weg. Wäre historisch. Ist nicht mehr länger undenkbar.
Die saftigste Sorge zuletzt: In zwei Wochen (am 19. Dezember) muss das Justizdepartement die Epstein-Beweismaterialien veröffentlichen. Zwar gibt es einige juristische Schlupflöcher, die es der Trump-hörigen Justizministerin Pam Bondi (60) ermöglichten, belastende Stellen zu schwärzen.
Klar aber ist: Trump wird in den Epstein-Files zigfach erwähnt. Das ist selbst dann rufschädigend, wenn er sich nichts hätte zuschulden kommen lassen. Sein Amt kosten wird ihn der Fall Epstein kaum. Entspannte Festtage mit friedlichen Gedanken aber: Darauf muss der mächtigste Mann der Welt heuer wohl verzichten.