Von Liebesbetrüger abgezockt
Frau (76) wollte bei österreichischem Schlagerstar einziehen

Eine ältere Frau aus Deutschland ist Opfer eines Betrügers geworden, der sich als einen bekannten österreichischen Schlagersänger ausgab. Der Schwindel flog erst auf, als sie zu ihm zügeln wollte.
Publiziert: 18:04 Uhr
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Gottfried Würcher, Sänger der Schlagerband Nockis.
Foto: imago/STAR-MEDIA

Darum gehts

  • Österreichischer Schlagersänger Gottfried Würcher warnt vor Liebesbetrug
  • Betrüger erleichterte Deutsche in seinem Namen um 14'000 Euro
  • In der Schweiz werden jährlich rund 700 Fälle zur Anzeige gebracht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Georg NopperRedaktor News

Plötzlich türmen sich Zügelkisten vor dem Haus des österreichischen Schlagersängers Gottfried Würcher (67) von der Gruppe Nockis. «Ich bin aus allen Wolken gefallen», sagt Würcher zu «Kleine Zeitung». Die Sachen gehörten einer 76-jährigen Deutschen. Sie wollte am Mittwoch «wie vereinbart» bei Würcher in Kärnten einziehen.

Die Frau war der festen Überzeugung, seit Anfang 2024 eine Liebesbeziehung mit Würcher zu führen. Sie habe ihn in dieser Zeit auch immer wieder finanziell unterstützt. 14'000 Euro überwies sie dem Schlagersänger, wie sie glaubte. In Tat und Wahrheit ist sie auf einen Liebesbetrüger hereingefallen, der sich als Würcher ausgab.

Sie bekam einen Kaffee und übernachtete im Hotel

Die Frau hatte in Deutschland ihre Wohnung für ein Leben mit dem Schlagersänger aufgegeben und ihr Hab und Gut von einem Transportunternehmen nach Österreich bringen lassen. Sie habe ihm leidgetan, so der echte Würcher.

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Als die 76-Jährige bei ihnen auftauchte, baten der Schlagerstar und seine Freundin sie herein und machten ihr einen Kaffee. «Dann ist ihr die Tragweite bewusst geworden», erinnert sich Würcher, der die Polizei über den Vorgang informierte. Die Betrogene übernachtete schliesslich eine Nacht im Hotel und reiste am Folgetag zurück nach Deutschland.

«Gebt diesen Betrügern keine Chance»

Auf der Facebook-Seite seiner Gruppe warnt der Schlagersänger vor falschen Liebesbeziehungen und betrügerischen Geldforderungen: «Bitte antwortet auch nicht auf Whatsapp- und Messenger-Nachrichten, wo sich Betrüger als Gottfried Würcher ausgeben.» Zudem solle man in den sozialen Medien auf das blaue Häkchen achten. Nur wenn das vorhanden ist, handelt es sich um ein offizielles Profil der Nockis. «Gebt diesen Betrügern keine Chance.» 

Dass sich Menschen von Liebesbetrügern um den Finger wickeln lassen, ist keine Seltenheit. Blick berichtete im vergangenen April etwa über den Aargauer Oli T.* (61), der einer vermeintlichen Geliebten rund 250'000 Franken überwiesen hatte.

«Ich bin komplett ruiniert»
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Oli T. wurde online betrogen:«Ich bin komplett ruiniert»

«Jeder und jede kann hereinfallen»

Der deutsche Soziologe Christian Thiel, der sich über Jahre mit dem Thema Betrug befasste, erklärte damals: «Jeder und jede kann darauf hereinfallen. Die Betrüger gehen geschickt vor, Schritt für Schritt bauen sie ihre falsche Wirklichkeit auf.»

Sie würden auch vermeintliche Beweise wie Ausweise und Bankbelege verwenden, so Thiel. «Damit wird das Opfer bei der Stange gehalten.» Auch typisch: Die Betrüger bringen ständig Ausreden für nicht mögliche Treffen und erzählen von zahlreichen Schicksalsschlägen, die Geldforderungen begründen.

Die Alarmglocken sollten läuten, sobald Geld ins Spiel kommt. Thiel: «Erzählen Sie es einer vertrauten Person – oder der Polizei. Die vom Betrüger erschaffenen Traumbilder werden sehr schnell brüchig, wenn man nicht involvierten Personen davon berichtet.»

Jährlich 700 Anzeigen in der Schweiz

Auch die Fachstelle Schweizerische Kriminalprävention (SKP) warnt seit Jahren vor Liebesbetrügern: «Bei dieser Betrugsart werden gefälschte Profile auf Social Media und Internet-Partnerbörsen erstellt, um anderen Personen Verliebtheit vorzuspielen und schliesslich finanzielle Zuwendung zu erhalten.» Opfer seien «sehr häufig Menschen, die einen Partner oder eine Partnerin suchen und unter mangelnder Zuneigung leiden».

Schweizweit werden jährlich rund 700 Fälle von Liebesbetrug angezeigt. Laut SKP ist die Dunkelziffer aber rund 20-mal höher.

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