Vermisstenfall fesselt Frankreich – Ehemann vor Gericht
«Ich werde sie begraben und niemand wird sie finden»

Es ist einer der berühmtesten Vermisstenfälle der vergangenen Jahre in Frankreich, kommt nun vor Gericht. Vor knapp fünf Jahren verschwand eine Krankenschwester. Bis heute wurde keine Leiche gefunden. Verdächtigt wird der Ehemann der damals 33-Jährigen.
Publiziert: 07:11 Uhr
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Aktualisiert: 07:36 Uhr
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Seit Dezember 2020 fehlt von Delphine Jubillar jede Spur.
Foto: AFP

Scheinbar spurlos verschwindet eine junge Mutter nachts in einem kleinen Ort in Südfrankreich. Ermittler gehen bald von einer Straftat aus. Doch ein Geständnis gibt es nicht und auch eine Leiche wird nicht gefunden.

Fast fünf Jahre später sitzt ab heute der Ehemann Cedric Jubillar der Verschwundenen in Albi vor Gericht. Die Anklage lautet: vorsätzliche Tötung seiner Partnerin Delphine Jubillar. Ein Vorwurf, den der Beschuldigte zurückweist.

Opfer und Verdächtiger in Scheidungsphase

Die Nacht, in der die damals 33-jährige Krankenschwester verschwindet, ist die Erste, in der im Dezember 2020 wegen der Corona-Pandemie landesweit eine nächtliche Ausgangssperre gilt. Kurz nach 4 Uhr meldet der Mann seine Frau bei der Gendarmerie als vermisst.

Die beiden befinden sich zu dem Zeitpunkt in der Scheidungsphase, haben einen sechs Jahre alten Sohn und eine anderthalb Jahre alte Tochter. Die Frau stellt sich eine Zukunft mit ihrem heimlichen Liebhaber vor, wie Medien später übereinstimmend berichten.

Schon bald betreiben die Ermittler grossen Aufwand, um die Delphine Jubillar zu finden. Ausser ihrem Telefon und der Kleidung an ihrem Körper fehlt nichts. Fahnder gehen in dem 2500-Seelen-Ort Cagnac-les-Mines von Haus zu Haus, Freiwillige und Hunde durchforsten die Umgebung, Helikopter und Drohnen überfliegen waldiges Gebiet, auch Taucher kommen zum Einsatz und ein Teich wird abgepumpt. Ohne Erfolg.

«Dieser Fall hat mich berührt»

Der Fall hat bis heute viele Menschen aus der Region und auch darüber hinaus mobilisiert. «Mir wurde klar, dass ich sie schon drei- oder viermal gesehen hatte», sagte ein Mann dem Sender BFMTV. «Ich komme aus Albi und war damals regelmässig beruflich in Cagnac-les-Mines.» Er habe etwas tun müssen. Also beteiligte er sich an der Suche nach Delphine Jubillar. «Dieser Fall hat mich berührt, diese Mutter, die plötzlich verschwand und ihre Kinder zurückliess.»

In der Region war die damals 33-Jährige offenbar bekannt. «Delphine könnte eine Schwester sein, eine Cousine, jeder fühlt sich berührt», so der Mann gegenüber BFMTV weiter. «Mit der Zeit fühlte es sich ein bisschen so an, als würde ich sie kennen.»

Verdächtige Indizien

Ein halbes Jahr nach dem Verschwinden gerät dann der Ehemann ins Visier der Fahnder. Ein Ermittlungsverfahren wegen Tötung wird gegen ihn eingeleitet. Medien berichten von Ungereimtheiten in seinen Aussagen zum Abend des Verschwindens. Zwei Nachbarinnen geben demnach an, in der Nacht die Schreie einer Frau gehört zu haben. Die Brille der Verschwundenen ist stark beschädigt. Ihr Auto ist am Morgen andersherum geparkt als üblich und noch am Abend zuvor, heisst es.

Zudem erzählen Bekannte den Berichten zufolge von Drohungen, die der Noch-Ehemann gegen seine Frau ausgesprochen haben soll. «Ich werde sie töten, ich werde sie begraben und niemand wird sie finden», soll die Mutter des Mannes diesen wiedergegeben haben, schreibt der «Parisien». Der Sender France Info berichtet, der Mann habe solche Äusserungen vor den Ermittlern als «leere Worte» abgetan.

Widersprüchliche Aussagen

Der mittlerweile 38-Jährige hat stets seine Unschuld beteuert. Seine Verteidiger werfen den Ermittlern vor, nur in eine Richtung geguckt zu haben. Seit Jahren sage ihr Mandat das Gleiche, meint Anwältin Emmanuelle Franck im Sender LCI. Nämlich: «Ich bin und war vielleicht kein perfekter Ehemann, vielleicht kein perfekter Papa, ich bin sicherlich nicht perfekt. Aber, was sicher ist, ist, dass ich kein Mörder bin», paraphrasierte Franck den in Untersuchungshaft sitzenden Mann.

Doch, was den Fall auch so bizarr macht, ist, dass ein ehemaliger Mitgefangener und eine zwischenzeitliche Freundin des Mannes erzählen, er hätte ihnen gegenüber davon gesprochen, seine Frau getötet zu haben. Dem Mann droht vor Gericht nun lebenslange Haft.

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