Darum gehts
In Venezuela braut sich etwas zusammen. Nachdem am Dienstag die «USS Gerald R. Ford», der grösste Flugzeugträger der Welt, mit ihren Begleitschiffen die Küste Südamerikas erreicht hat, kündigt Machthaber Nicolás Maduro (62) eine «massive Mobilisierung» an und droht mit russischen Raketen. Er weiss genau, dass ihn US-Präsident Donald Trump (79) stürzen will.
Im Weissen Haus werden für eine solche Operation bereits militärische Szenarien durchgespielt. Ein Angriff der Amerikaner auf die viel schwächere venezolanische Armee ist zwar ein leichtes Spiel. Dennoch ist das Risiko für Trump hoch.
Der amerikanische Präsident beschuldigt Maduro, in den Drogenschmuggel in die USA involviert zu sein. Verdächtige Boote, die Drogen geladen haben, lässt Trump seit einigen Wochen per Kampfjet abschiessen. Bisher sind dadurch rund 70 Personen getötet worden. Zudem sind auch verdeckte CIA-Ermittler den Drogendealern in Venezuela auf der Spur.
200'000 Soldaten im Manöver
Als Reaktion auf das Auffahren von US-Kriegsschiffen hat Venezuela eine «massive Mobilisierung» eingeleitet. Laut Verteidigungsminister Vladimir Padrino López (62) werden in diesen Tagen rund 200’000 Angehörige der Land-, Luft-, Marine- und Reservekräfte Übungen durchführen. Diese seien eine Reaktion auf die «imperialistische Bedrohung». Schon seit Wochen patrouillieren in den Städten vermehrt Polizisten und Soldaten.
Laut der «New York Times» gibt es in den USA für einen Maduro-Sturz folgende Angriffspläne:
Militärische Spezialeinheiten versuchen, Maduro zu fassen und zu töten.
Militäreinheiten besetzen strategische Einrichtungen wie Flugplätze und Teile der Ölindustrie. Da besteht das Risiko, Zivilisten zu gefährden.
Mit gezielten Luftschlägen auf militärische Einrichtungen, die mit dem Drogenhandel verbunden sind, soll Maduro zur Flucht getrieben werden.
Verheerende Folgen für Venezuela
Philipp Adorf, USA-Experte an der Universität Bonn und Trump-Kenner, meint: «Trump setzt auf eine Kombination von maximalem wirtschaftlichem Druck, gezielten Strafaktionen und verdeckten Massnahmen der Geheimdienste.» Ziel sei nicht die Besetzung Venezuelas. Vielmehr wolle Trump das Regime von innen spalten, die Geldquellen kappen und die Loyalitäten erschüttern. «Der Druck auf Maduros engste Vertraute soll so weit erhöht werden, dass sie ihn stürzen», sagt Adorf.
Ein Sturz Maduros hätte für Venezuela verheerende Folgen. Das sagt Anja Dargatz, Leiterin des Landesbüros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Caracas, in «Der Zeit». Weil weder die US-Regierung noch die Opposition einen Plan für den Tag nach Maduro vorbereitet hätten, könnten sich kriminelle Gruppen ausbreiten und um die Kontrolle kämpfen.
Maduro bringt sich in Stellung
Doch Maduro wird sich wehren. Seine Armee, eine der grössten Lateinamerikas und jene mit der zweitgrössten Luftwaffe, zählt laut eigenen Angaben über 150’000 Berufssoldaten und 8 Millionen Reservisten. Experten hegen allerdings Zweifel: Die Zahl der Reservisten dürfte bei einer Million mit lausigem Ausbildungsniveau liegen.
Maduro dürfte daher vor allem auf Guerillataktiken setzen und die Drohung, einen Konflikt in einen regionalen Brand zu verwandeln. Adorf: «Maduros beste Waffe ist nicht die Armee, sondern das Potenzial für eine Instabilität in Amerikas Nachbarschaft.»
Für eine Destabilisierung der Region braucht es laut Adorf nicht viel. «Schon ein begrenzter Schlagabtausch würde zu Fluchtbewegungen, steigenden Ölpreisen und Spannungen mit den Maduro-Unterstützern China und Russland führen.»
Da ein Krieg die gesamte westliche Hemisphäre politisch und wirtschaftlich belasten würde, geht Adorf nicht von einem länger dauernden Konflikt aus. «Das würde Trumps Agenda widersprechen. Er hatte ja weniger Kriege, weniger Migration und sinkende Preise versprochen.»