Papst Leo XIV. spendet ersten Segen
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Urbi et Orbi:Papst Leo XIV. spendet ersten Segen

Unglückliche Rede und entscheidendes Mittagessen – Details aus geheimer Papstwahl enthüllt
Das geschah hinter den verschlossenen Türen

Es war eine Sensation in Rom – entgegen der Erwartungen wurde US-Kardinal Robert Prevost zum neuen Papst gewählt. Nun kamen Details aus der geheimen Papstwahl zu Vorschein. Nicht nur Vatikan-Kenner überraschte die Wahl, Prevost selbst konnte es nicht fassen.
Publiziert: 16:10 Uhr
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Aktualisiert: 16:41 Uhr
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Als der neu gewählte Papst Leo XIV., ehemals Kardinal Robert Prevost, sich am 8. Mai präsentierte, war dies eine Sensation.
Foto: IMAGO/Antonio Balasco

Darum gehts

  • Kardinal Prevost überraschend zum neuen Papst gewählt, Parolin war ursprünglicher Favorit
  • Prevosts Betonung der Synodalität überzeugte Kardinäle vor dem Konklave
  • Prevost erhielt über 100 Stimmen im letzten Wahlgang des Konklaves
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Der ursprüngliche Favorit

Vor Beginn des Konklaves galt der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (70) als einer der Top-Favoriten. Parolin glänzte durch eine Karriere, die eng mit dem Vatikan verbunden ist – zunächst im diplomatischen Dienst und später beinahe 12 Jahre als Kardinalstaatssekretär. Die italienischen Katholiken hofften, mit Parolin wieder einen italienischen Papst zu bekommen.

Ein Neuer kommt ins Spiel

Wie das «Wall Street Journal» (WSJ) berichtet, hatte Parolin sich zwar als Staatsmann innerhalb der Bürokratie des Vatikans hervorgetan, doch einigen Kardinälen fehlte bei ihm die Erfahrung der pastoralen Arbeit vor Ort. Kardinal Robert Prevost (69) hingegen hatte mehr als zwei Jahrzehnte als Missionar und Erzbischof in Peru gewirkt. Nach der Amtszeit von Papst Franziskus brauche es jemanden, der handfeste Entscheidungen treffen könne und einen breiten Erfahrungsschatz mit sich bringe, «um einen finanziell angespannten Stadtstaat mit globaler Reichweite zu leiten», schreibt das «WSJ».

Die verändernde Rede

Einen Tag nach der Papst-Beerdigung leitete Parolin die Messe. Doch in seiner Rede vermissten die Kardinäle ein entscheidendes Element: die Synodalität. Unter Papst Franziskus war diese zentral gewesen. Synodalität umfasst die Zusammenkunft von Bischöfen, in der Herausforderungen für die Kirche diskutiert werden. Man hört einander zu und berücksichtigt alle Seiten, bis alle im Glauben zueinanderfinden.

Am letzten Tag vor dem Konklave pries Prevost in einer Rede zu den Kardinälen diesen zentralen Wert an – und machte damit auf sich aufmerksam, wie das «WSJ» schreibt. Die Kardinäle fragten sich untereinander, wer dieser Mann war – denn einige kannten noch nicht einmal den Namen des US-Amerikaners, der erst im September 2023 Kardinal geworden war. Die «New York Times» zitiert den philippinischen Kardinal Luis Antonio Tagle, wonach sich Prevost während des Konklaves hilfesuchend zu ihm umgedreht und gefragt habe: «Wie funktioniert das?» Es war sein erstes Konklave.

Ein entscheidendes Mittagessen

Im ersten Wahlgang am 7. Mai erhielt Parolin die meisten Stimmen, blieb mit etwas über 40 jedoch unter den Erwartungen. An zweiter Stelle folgte Prevost. In den weiteren Wahlgängen verharrten die Stimmen für Parolin, Prevost rückte zunehmend vor. Am 8. Mai zeigte sich nach dem dritten Wahlgang die deutliche Richtung: «Beim Mittagessen wurden die Dinge geklärt», zitiert das «WSJ» den US-Kardinal Blase Cupich. Die meisten italienischen Kardinäle sollen dabei unter sich geblieben sein und auf Italienisch geredet haben, während sich die Kardinäle aus Asien, Amerika und Europa auf Englisch über den neuen Favoriten Prevost austauschten.

Das Wahlergebnis

US-Kardinal Timothy Dolan bemerkte, dass Prevost auf demselben Platz in der Sixtinischen Kapelle sass wie 2013 Kardinal Jorge Mario Bergoglio – Papst Franziskus. Die «New York Times» zitiert eine Aussage von Kardinal Tagle. Während im letzten Wahlgang immer mehr Stimmen für Prevost ausgezählt wurden, bemerkte Tagle, dass dieser immer schwerer atmete, je deutlicher die Entscheidung wurde. Er fragte ihn: «Willst du ein Bonbon?», was der baldige Papst bejahte.

Während das Ergebnis immer näher rückte, legte Prevost seinen Kopf in die Hände und schloss die Augen. Als er die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit erreichte, brachen die Kardinäle in Jubel aus. Der philippinische Kardinal Pablo Virgilio David erinnert sich: «Und er blieb sitzen! Jemand musste ihn hochziehen. Uns allen standen die Tränen in den Augen.» Nachdem alle Stimmen ausgezählt waren, stand der neue Papst mit einem Lächeln auf. Laut «WSJ» erhielt Prevost insgesamt über 100 Stimmen.

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