Ein «historischer Tag» sollte der 4. April 2025 sein. Eine Erlösung, überbracht von Donald Trump, dem selbst ernannten Heilsbringer. Am «Tag der Befreiung» überzog US-Präsident Trump die Welt mit Zöllen – als hätte er vergessen, dass er im Wahlkampf die tiefsten Eierpreise in der amerikanischen Geschichte versprochen hatte. Denn Zölle tun vor allem eines: Sie machen alles teurer.
Da hilft es wenig, dass der notorische Schwindler im Weissen Haus mantraartig predigt, das Leben in den USA sei «so günstig wie noch nie». Faktenchecker kann man sich sparen. Jeder Amerikaner, der im Supermarkt in die Regale blickt, entlarvt Trumps Lüge. Bananen: 7 Prozent teurer seit Anfang Jahr. Rindfleisch: 10 bis 20 Prozent teurer. Kaffee: 21 Prozent teurer. Die Schmerzgrenze ist längst überschritten, auch bei vielen Republikanern.
Er braucht tiefe Preise – dringend
Selbst der mächtigste Mann der Welt muss vor den ökonomischen Gesetzmässigkeiten kapitulieren. Vor zwei Wochen hob er die Zölle auf Kaffee, Rindfleisch, Tomaten, Bananen, Tee, Kakao, Gewürze und Fruchtsäfte auf. Es ist ein Eingeständnis. Die gross angekündigte Zolloffensive führt nicht zur versprochenen Erlösung. Der Druck auf Trump wächst.
Im kommenden Jahr finden die Midterms statt, die Zwischenwahlen. Und ganz oben auf der Sorgenliste der Amerikaner stehen die Lebenshaltungskosten. Bei den Gouverneurswahlen in Virginia und New Jersey Anfang November punkteten die Demokraten genau mit diesem Thema. Will Trump also verhindern, dass die Republikaner im Kongress die Mehrheit verlieren, braucht er sinkende Preise. Dringend.
Kein Ende ohne Gesichtsverlust
Doch die jüngsten Zollsenkungen genügen nicht. Nötig wäre ein radikaler Kurswechsel, weg vom brachialen Protektionismus. Nur scheint das aktuell unwahrscheinlich. Zu wenige effektive Erfolge konnte Trump bislang feiern. Allen voran China, der erklärte Erzfeind, lässt sich keinerlei Zugeständnisse abringen. Rudert Trump jetzt komplett zurück, verliert er das Gesicht.
Viele Zölle bleiben daher intakt. Und mit jedem Tag, an dem sie fortbestehen, heizen sie die Inflation an, treiben sie die Preise nach oben. Vielleicht war der 4. April 2025 tatsächlich «historisch», nur nicht in dem Sinn, wie es sich Trump erhoffte. Vielleicht war «der Tag der Befreiung» der Anfang seines Endes.