Darum gehts
- Trump trifft Putin in Alaska
- Diplomaten sorgen sich vor dem Treffen
- Trump hat keine erfahrenen Berater für Russland und Ukraine dabei
Mit grosser Spannung wird das Treffen von US-Präsident Donald Trump (79) und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (72) erwartet. Zwei der mächtigsten Männer der Welt treffen sich im für amerikanische Verhältnisse schon fast beschaulichen Anchorage im US-Bundesstaat Alaska.
Anchorage steht für Ankerplatz. Anker gelten als Symbol für Hoffnung. Aber darf man auch nach diesem historischen Treffen noch Hoffnung haben? Das bleibt abzuwarten.
Trump ist auf sich allein gestellt
Diplomaten sorgen sich allerdings schon jetzt. Das geht aus einem Bericht der «Financial Times» hervor. Trump ist demnach beim Treffen, bei dem es um nichts weniger geht als das Schicksal der Ukraine, ganz auf sich allein gestellt.
«Sicher ist, dass Trump keine einzige politische Entscheidungsperson hat, die ihn berät, die auch Russland und die Ukraine kennt», zitiert die «Financial Times» den ehemaligen Diplomaten Eric Rubin (64). Er war US-Botschafter in Bulgarien während Trumps erster Amtszeit als US-Präsident. Eric Green, der unter anderem als leitender Direktor für Russland im Nationalen Sicherheitsrat unter Joe Biden arbeitete, sieht die Gefahr darin, dass Trump möglicherweise einer Darstellung Putins zustimmen werde, die zwar in Putins Worten plausibel klinge, aber in Wirklichkeit verzerrt sei.
Nationaler Sicherheitsrat drastisch verkleinert
In der Regel würden Trumps Berater vor einem solchen Treffen sicherstellen, dass der US-Präsident auf jedes von Putin angesprochene Thema vorbereitet ist. Der Nationale Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten, der unter anderem für die Vorbereitung solcher Gipfeltreffen zuständig sei, sei jedoch unter Trump drastisch verkleinert worden. Allein im Aussenministerium seien im vergangenen Monat 1300 Beamte entlassen worden. Darunter viele, deren Arbeit sich im Geheimdienstbüro auf Russland und die Ukraine konzentriert habe.
Und auch der US-Diplomatkorps habe unter drastischen Kürzungen gelitten. Unter den verbliebenen Diplomaten sei die Moral «so schlecht wie nie», sagt Eric Rubin. «Mein Verständnis ist, dass der traditionelle aussenpolitische Prozess in Washington in dieser Regierung weitgehend zusammengebrochen ist», zitiert die «Financial Times» einen hochrangigen US-Beamten.
Kein Botschafter beim Gespräch dabei
Trump verfüge beim Gespräch mit Putin ausserdem weder über einen vom Senat bestätigten Staatssekretär für Europaangelegenheiten noch über einen Botschafter. In Russland haben die USA derzeit gar keinen Botschafter. In der Ukraine hat Julie Davis erst vor wenigen Monaten das Amt der Botschafterin übernommen.
Daniel Fried, früherer US-Botschafter in Polen, sagte, man könne Trump und Steve Witkoff (68), den Sondergesandten der USA, nicht improvisieren lassen, «weil sie schlichtweg nicht genug wissen». Und weiter: «Sie brauchen jemanden im Raum, der einfach den Präsidenten ansehen, mit den Augen rollen und den Kopf schütteln kann.»
Putin, der Manipulator?
Wird sich Trump beim Treffen mit Putin übers Ohr hauen lassen? Für seine manipulative Persönlichkeit ist Putin bekannt. Eine solche Ferndiagnose stellte der renommierte Psychiater Frank Urbaniok im Gespräch mit Blick bereits im März 2022, also kurz nach Kriegsbeginn.
Trump wird unterdessen als spontan und impulsiv beschrieben. «Er macht selten Vorbereitungsarbeiten», wird sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton (76) zitiert.
Die stellvertretende Pressesprecherin des Weissen Hauses, Anna Kelly (28), stellt klar, dass Trump «immer Feedback von seinem talentierten nationalen Sicherheitsteam erhält». Unter der Führung von Trump und dank der Zusammenarbeit mit Aussenminister Marco Rubio sei der Nationale Sicherheitsrat «relevanter und konsequenter denn je».