Darum gehts
- Standseilbahn-Unglück in Lissabon: Zahlreiche Tote und Verletzte nach Kabelriss
- Mitarbeiter berichteten früher über fehlende Spannung im Zugseil der Standseilbahn
- Wartungsausschreibung im August abgebrochen, da Angebote über dem Basispreis lagen
Die Entgleisung der Standseilbahn «Elevador da Glória» in Lissabon forderte zahlreiche Todesopfer und Verletzte. Ersten Erkenntnissen nach soll sich ein Zugseil gelöst haben – gleichzeitig könnten auch die Notbremsen versagt haben, wie der Sender SIC berichtet.
Wie portugiesische Medien schreiben, soll es schon länger Probleme mit der Bahn respektive der Wartung und den Seilen gegeben haben. Der «Observador» schreibt, dass einige Mitarbeiter der Betreiberfirma Carris bereits früher über «fehlende Spannung im Zugseil des Aufzugs» berichteten.
Direktor bestätigt Beschwerden
Dies soll Probleme mit dem Betriebssystem verursacht haben. Der Gewerkschaftsführer bestätigte die Beschwerden. Ob der Vorstand etwas unternommen habe, wisse er aber nicht. Auch der Direktor von Fectrans, dem Verband der Verkehrs- und Kommunikationsgewerkschaften in Lissabon, konnte dies bestätigen.
Voreilige Schlüsse ziehen wolle er aber nicht. Auch kenne er die Bedingungen für die Wartung nicht. Diese führe ein privates Unternehmen durch. Carris betonte jedoch, dass «alle Wartungsprotokolle durchgeführt und eingehalten wurden».
Ausschreibung im August abgebrochen
Die Wartung und Instandhaltung des «Elevador da Glória» war schon länger Thema bei Carris. Die Firma suchte nach einem neuen Dienstleister, der die Arbeiten übernehmen sollte. Über eine öffentliche Ausschreibung konnte man sich für die Übernahme bewerben. Der Wettbewerb, der Ende April angelaufen war, wurde Mitte August eingestellt und am 1. September offiziell storniert.
Grund dafür war, dass «die von den Wettbewerbern eingereichten Angebote über dem Basispreis liegen». Das heisst also, dass keine Firma bereit war, die Dienstleistungen zu dem Preis zu erbringen, den Carris veranschlagt hatte. Die Betreiberfirma selbst bestätigte gemäss «Observador» unter anderem, dass die Wartungsarbeiten in den letzten 14 Jahren von einem externen Unternehmen durchgeführt wurden. Derzeit ist eine Untersuchung im Gange, um allfällige Wartungsprobleme festzustellen.