Skandal in Giessen (D)
Deutsche Schüler stimmen für antisemitisches Abschluss-Motto

Antisemitische und rassistische Vorschläge für ein Abschluss-Motto – darunter «NSDABI – Verbrennt den Duden» – haben an der Liebigschule in Giessen (D) polizeiliche Ermittlungen ausgelöst. Die Schulleitung distanziert sich.
Publiziert: 21.05.2025 um 20:37 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2025 um 20:54 Uhr
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An der Liebigschule in Giessen kursierten im Abschlussjahrgang antisemitische und rassistische Slogans.
Foto: Wikipedia

Darum gehts

  • Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung bei Abitur-Motto-Vorschlägen in Giessen
  • Antisemitische und rassistische Ideen für Abi-Slogans wurden anonym geäussert
  • Vorschlag «NSDABI - Verbrennt den Duden» erhielt die meisten positiven Bewertungen
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Die Polizei in Giessen ermittelt derzeit wegen Volksverhetzung im Zusammenhang mit unangemessenen Vorschlägen für ein Motto zum Schulabschluss. Wie «Bild» berichtet, wurden in einem anonymen Online-Portal antisemitische und rassistische Ideen für Slogans geäussert und positiv bewertet. In Deutschland heisst die Matura Abitur, kurz Abi.

Besonders schockierend: Der Vorschlag «NSDABI - Verbrennt den Duden», eine Anspielung auf die nationalsozialistische NSDAP, erhielt die meisten positiven Bewertungen. Weitere inakzeptable Vorschläge waren «Abi macht frei» in Anlehnung an den KZ-Spruch «Arbeit macht frei» sowie der islamfeindliche Slogan «Abi Akbar – Explosiv durchs Abi».

Staatsanwaltschaft leitet Untersuchung ein

Die Schulleitung der betroffenen Liebigschule reagierte umgehend und informierte die Behörden. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung gegen Unbekannt ermittelt wird. Die Staatsanwaltschaft Giessen prüft nun die strafrechtliche Relevanz.

In einer offiziellen Stellungnahme distanzierte sich die Schulleitung klar von den Vorschlägen: «In unserer Schulgemeinde haben Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung keinen Platz. Hierfür stehen wir gemeinsam ein!»

Schulleitung schockiert

Auch der Jahrgang selbst verurteilte die Vorfälle scharf. In einer Erklärung heisst es: «Wir – der Abijahrgang 2026 der Liebigschule – schämen uns für die aus unserem Jahrgang, die diese Abimottos verfasst und veröffentlicht haben.» Schülersprecherin Nicole Kracke (17) stellte im Gespräch mit dem «Spiegel» klar: «Das war keine offizielle Abstimmung der ganzen Jahrgangsstufe, es war eine Ideensammlung.» Die Ideensammlung sei, nachdem die schockierenden Sprüche aufgetaucht waren, sofort gestoppt, die Seite gelöscht und die Sache an die Schulleitung gemeldet worden.

Die Ereignisse an der Liebigschule werfen ein Schlaglicht auf die Problematik von Extremismus und Intoleranz unter Jugendlichen in Deutschland. Berichte von rechtsextremistischen Vorfällen an Schulen häuften sich in unserem Nachbarland zuletzt. Sie unterstreichen die Notwendigkeit verstärkter Bildungs- und Präventionsarbeit an Schulen, um demokratische Werte und gegenseitigen Respekt zu fördern.

Wie «Bild» schreibt, nimmt die Schulleitung in Giessen den Vorfall sehr ernst und betont, dass die Vorschläge im direkten Widerspruch zum Leitbild der Schule stehen, «das auf Respekt, Vertrauen, Achtsamkeit, Kooperationsbereitschaft und Freundlichkeit basiert».

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