Darum gehts
- Taleb A. wegen Mord und versuchten Mordes an 338 Personen angeklagt
- Täter plante die Tat wochenlang und handelte aus Frustration
- 344 Personen wurden durch die Tat insgesamt geschädigt
Die Staatsanwaltschaft wirft Taleb A. (50) unter anderem sechsfachen Mord und versuchten Mord an 338 Personen vor, wie die Behörde in Naumburg mitteilte. Es kamen fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren sowie ein neunjähriger Junge zu Tode. Zudem legt die Generalstaatsanwaltschaft dem Mann gefährliche Körperverletzung zur Last.
Am 20. Dezember vergangenen Jahres war der Täter mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Der Anschlag dauerte laut der Generalstaatsanwaltschaft eine Minute und vier Sekunden. Der saudische Arzt habe einen 340 PS starken Mietwagen genutzt. Er sei mit bis zu 48 Stundenkilometern unterwegs gewesen. Insgesamt schädigte er den Angaben zufolge 344 Personen.
Wann der Prozess beginnt, ist offen. Der Bau eines neuen Interims-Gerichtsgebäudes soll voraussichtlich im September fertig sein. Die Leichtbauhalle entsteht auf einem Grundstück in Magdeburg, das dem Bundesland Sachsen-Anhalt gehört.
Psychiatrisches Gutachten erstellt
Der Mann sitzt in Untersuchungshaft, er war zuletzt mehrfach verlegt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft hat ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben, um die Frage der Schuldfähigkeit zu klären. In der Mitteilung zur Anklageerhebung hiess es, der Attentäter habe während der Fahrt nicht unter Alkoholeinfluss gestanden.
Er habe «offenbar aus Unzufriedenheit und Frustration über den Verlauf und den Ausgang einer zivilrechtlichen Streitigkeit sowie die Erfolglosigkeit diverser Strafanzeigen gehandelt, und zwar mit dem Ziel, eine unbestimmte, möglichst grosse Anzahl von Personen und Personengruppen, die in den Fahrbereich seines Fahrzeugs gelangen würden, zu töten».
Die Tat sei über mehrere Wochen in Einzelheiten geplant und vorbereitet worden, so die Ermittlungsergebnisse. Mittäter und Mitwisser habe es nicht gegeben.
Verdachtsmeldung des Arbeitskollegen
Taleb A. war vor der Todesfahrt als Arzt im Massregelvollzug in der Stadt Bernburg tätig. Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von Straftätern auf drei Stationen. Anfang Februar war bekanntgeworden, dass sich ein Kollege ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die Verfassung von Taleb A. machte und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergab. Auch mehrere Sicherheitsbehörden befassten sich immer wieder mit dem Täter, er war aber als Gegner von Islamisten letztlich durch alle Raster gefallen.