Satellitenbilder zeigen verborgenes Netzwerk
Das sind die Horror-Gefängnisse von Kim Jong Un

Nordkoreas Straflager-System ist erschütternd. Ein neuer Bericht enthüllt, dass bis zu 65'000 Menschen in vier Lagern unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten werden. Die Insassen leiden unter Hunger, Folter und Zwangsarbeit.
Publiziert: 17.10.2025 um 15:26 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2025 um 15:42 Uhr
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Kim Jong Uns Straflager-System ist grausam. (Archivbild)
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Nordkoreas Straflager-System ist grösser als gedacht und unmenschlich
  • Gefangene leiden unter Zwangsarbeit, Folter und extremer Gewalt
  • 53'000 bis 65'000 Nordkoreaner sitzen in vier Gefangenenlagern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Hunger, Folter, grausame Haftbedingungen – immer wieder haben Berichte über Nordkoreas berüchtigtes Straflagersystem die Welt in Entsetzen versetzt.

Nun enthüllt ein neuer Bericht aber: Das grausame Netzwerk von Machthaber Kim Jong Un (41) ist noch viel ausgedehnter als gedacht. Schätzungsweise 53'000 bis 65'000 Nordkoreaner sitzen derzeit in vier über das bergige Landesinnere verstreuten Gefangenenlagern. Die Schilderungen über die dortigen Bedingungen sind grauenvoll und lassen sich fast nicht aushalten.

Gräueltaten in vier Camps

Laut dem Korea-Institut für Nationale Vereinigung (KINU) sind die vier Camps in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Die Gefangenen erhalten kaum Nahrung, müssen Zwangsarbeit verrichten und sind extremer Gewalt ausgesetzt.

Warum die Insassen dort sind? Viele wissen es selbst nicht. Das Schauen von südkoreanischen Serien oder die Ausübung des christlichen Glaubens reicht oft schon aus, um im Horror-Knast zu landen. Die Inhaftierten werden als illoyal gegenüber der Kim-Familie gesehen und bleiben oft in den, als «kwanliso» bekannten Einrichtungen, bis sie sterben. Diejenigen, die die Gewalt überleben, müssen sich oft zu Tode schuften.

Nicht selten werden ganze Familien in die Camps verbannt – kleine Kinder erleben unfassbares Leid.

Nordkorea leugnet Existenz

Obwohl Nordkorea die Existenz der Lager leugnet, bestätigen aktuelle Satellitenaufnahmen des Committees for Human Rights deren Realität eindeutig.

Die Menschenrechtsorganisation zitiert einen Uno-Bericht, der feststellt: «Detaillierte Satellitenbilder sowie die bestätigten Aussagen zahlreicher ehemaliger Gefangener haben die Existenz dieses Gefängnissystems und die darin stattfindenden schrecklichen Praktiken zweifelsfrei belegt.»

Dieses Camp ist besonders gefürchtet

Eines der Camps in Kaechon wurde 1965 errichtet und 2013 nach der Hinrichtung von Kim Jong Uns Onkel Jang Song-thaek erweitert. Seine Anhänger wurden in das Arbeitslager verschleppt, weil sie als Feinde der Kim-Familie galten. Ein weiteres Straflager in der Nähe des Atomtestgeländes Punggye-ri setzt Gefangene vermutlich als Zwangsarbeiter für das Nuklearprogramm ein.

Es ist besonders gefürchtet. Das weitläufige, geheime Lager erstreckt sich über 560 Quadratkilometer – dreimal so gross wie die US-Hauptstadt Washington D.C. – und ist von einem 120 Kilometer langen Ring aus Wachtürmen und Maschinengewehrstellungen umgeben.

Kein einziger Gefangener entkam

Bisher ist kein einziger Gefangener von dort entkommen. Bis zu 20'000 Menschen, darunter hochrangige Beamte, die der Illoyalität beschuldigt werden, sind hier inhaftiert. Überlebende berichten von 20-stündigen Arbeitstagen in Minen, bei der Holzfällerei und in der Landwirtschaft.

Nachts finden «ideologische Kampfsitzungen» statt, bei denen die Gefangenen gezwungen werden, einander zu denunzieren und zu schlagen.

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Ehemalige Insassen schildern öffentliche Hinrichtungen sowie routinemässige Vergewaltigungen durch Wachen. Die Opfer «verschwinden» anschliessend oft spurlos.

Frauen zuerst vergewaltigt, dann umgebracht

Ein ehemaliger Wächter gab zu: «Nach einer Nacht des ‹Bedienens der Beamten› mussten die Frauen sterben, weil das Geheimnis nicht nach aussen dringen durfte.»

Auch in Chongjin sind laut Bericht etwa 5800 Gefangene auf engstem Raum zusammengepfercht. Die Anlage hat sich unter Kim Jong Uns Herrschaft in der Grösse verdoppelt. Galgen, elektrische Zäune und sogar Krematorien sind auf Satellitenbildern erkennbar.

Die Menschenrechtsorganisation HRNK stellt fest: «Unsere Analyse von Satellitenbildern scheint die anhaltende, wenn nicht sogar zunehmende Bedeutung von Zwangsarbeit unter Kim Jong Un zu bestätigen.»

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