Darum gehts
- Kämpfe im Sudan weiten sich aus, Regierung verliert wichtige Hochburg in Darfur
- 65'000 Menschen aus Stadt al-Faschir vor RSF-Miliz geflohen, Zehntausende gefangen
- Regierung akzeptiert US-Vorschlag für Waffenruhe nur bei Rückzug und Entwaffnung von RSF
Die Rapid Support Force (RSF), eine paramilitärische Gruppe, die seit über zwei Jahren Krieg gegen das sudanesische Militär führt, erklärt, sie habe einer humanitären Waffenruhe zugestimmt, die von einer von den USA geführten Vermittlergruppe vorgeschlagen worden war. Die Zustimmung der RSF zu diesem Vorschlag kommt mehr als eine Woche, nachdem die Gruppe die seit über 18 Monaten belagerte Stadt al-Fascher eingenommen hat. Es war die letzte Hochburg des sudanesischen Militärs in der westlichen Darfur-Region des Sudan.
Im Sudan weiten sich die Kämpfe zunehmend auf die rohstoffreiche Region Kordofan im Zentrum des Landes aus. Bei einem Angriff auf eine Beerdigung in der Stadt al-Obeid seien mindestens 40 Zivilisten getötet worden, teilte das Uno-Büro für humanitäre Angelegenheiten am Mittwoch unter Berufung auf «örtliche Quellen» mit.
Grossangriff in der Region Kordofan
Beobachter sehen die Gefahr, dass der Sudan am Ende faktisch aufgeteilt wird. Zu den möglichen Verantwortlichen für die Attacke in Kordofan machte das Uno-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) zunächst keine Angaben.
In den vergangenen Tagen hatte die RSF einen Grossangriff in der Region Kordofan vorbereitet, wobei insbesondere al-Obeid im Fokus stand. Kordofan ist in einen Nord-, Süd- und Westteil gegliedert. Die strategisch wichtige Region, die zwischen Darfur und der Hauptstadt Khartum liegt, ist reich an Bodenschätzen.
Die Einnahme von al-Fascher durch die RSF-Miliz befeuert die Befürchtungen, der Sudan könne faktisch in einen von ihr kontrollierten Ostteil und einen Westteil unter Kontrolle der Regierung aufgeteilt werden. Die RSF kontrolliert neben Darfur Teile des südlichen Sudans, die Armee hingegen Regionen im Norden, Osten und Zentrum des Landes entlang des Nils und an der Rotmeerküste.
Derzeit regiert die Armee den Sudan von der Hafenstadt Port Sudan aus, der ehemalige Uno-Funktionär Kamil Idris hat seit Mai 2025 das Amt des Regierungschefs inne. Die RSF installierte in Nyala, der Hauptstadt von Süd-Darfur, eine Gegenregierung.
RSF trieb Zehntausende in die Flucht
Nach der Einnahme durch die RSF sind aus al-Fascher nach Uno-Angaben 65'000 Menschen geflohen, Zehntausende weitere sind noch in der Stadt gefangen. Es gibt zahlreiche Augenzeugenberichte über Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen und weitere Gräueltaten in der Stadt. Dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zufolge könnten diese Handlungen «Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Sinne des Römischen Statuts» sein.
Satellitenbilder aus dem Sudan weisen laut US-Forschern auf Massengräber nahe der von der RSF-Miliz eroberten Grossstadt al-Fascher hin. Aus den Aufnahmen ergäben sich Beweise, die mit «Aktivitäten zur Leichenbeseitigung» in Verbindung stünden, hiesst es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Humanitarian Research Lab (HSL) der Universität Yale. Insbesondere nahe einer Moschee und an der früheren Kinderklinik der Stadt seien entsprechende Erdbewegungen festgestellt worden.
Ein sudanesischer Militärbeamter erklärt gegenüber Nachrichtenagentur AP, dass die Armee nur einer Waffenruhe zustimmen werde, die den Rückzug aus zivilen Gebieten und die Abgabe von Waffen beinhalte. Beide Konfliktparteien werden aus dem Ausland unterstützt. Als wichtigster Helfer der RSF gelten die Vereinigten Arabischen Emirate – Uno-Berichte und öffentlich zugängliche Quellen belegen eine militärische Unterstützung. Als mit der Regierung im Sudan verbündet gelten die Türkei, der Iran, Ägypten, Russland und Saudi-Arabien.