Darum gehts
- Rebecca Reusch verschwand 2019, Schwager Florian R. gilt als Hauptverdächtiger
- Verdächtige Autofahrten und Internetaktivitäten von Florian R. am Tag des Verschwindens
- Ermittler durchsuchten kürzlich zwei Grundstücke und ein Waldgebiet mit Spürhunden
Widersprüchliche Aussage des Schwagers
Rebecca Reusch übernachtete in der Nacht vor ihrem Verschwinden bei ihrer älteren Schwester und ihrem Schwager Florian R.* (33). Am Morgen des 18. Februar gegen etwa 7 Uhr befanden sich aber nur noch Rebecca und ihr Schwager im Haus. Der tatverdächtige R. gab später an, geschlafen zu haben. Ermittler wiesen jedoch anhand von Internetdaten nach, dass er Pornoseiten aufgerufen hatte.
Bereits früh galt R. als Hauptverdächtiger. Er wurde zweimal festgenommen – am 28. Februar 2019 sowie am 4. März 2019 – und beide Male wieder freigelassen. Offenbar reichen die Beweise für eine weitere Untersuchungshaft bis heute nicht aus.
Daten von Rebeccas Handy
Brisant sind auch die Daten von Rebeccas Handy. Laut den Ermittlern war es zuletzt am 18. Februar um 7.46 Uhr im WLAN-Netz des Hauses ihrer Schwester eingeloggt. Zwei Anrufe der Mutter blieben laut Polizei an diesem Morgen unbeantwortet.
Um 8.42 Uhr schickte sie ihrer Tochter eine Whatsapp-Nachricht: «Hallo meine Süsse, ich hoffe, du bist pünktlich zur Schule gekommen. Ich konnte dich gar nicht erreichen.» Die Nachricht wurde zugestellt. Gelesen wurde sie jedoch nie.
Die Autofahrten
Rund drei Wochen nach dem Verschwinden von Rebecca fanden die Ermittler heraus: Am Morgen des 18. Februar 2019 wurde das Auto des tatverdächtigen Schwagers Florian R. von einem Kennzeichen-Erkennungssystem erfasst.
Das Kennzeichen des pinkfarbenen Renault Twingo wurde um 10.47 Uhr auf der Autobahn A12 in Richtung Frankfurt/Oder registriert. Am darauffolgenden Tag um 22.39 Uhr wurde das Kennzeichen in umgekehrter Richtung erneut erfasst.
Die Ermittler gehen davon aus, dass nur R. zu diesem Zeitpunkt Zugriff zum Auto hatte. Allerdings filmt das Kennzeichen-Erkennungssystem nur die hinteren Kennzeichen. Daher ist unklar, ob R. auch wirklich am Steuer des Twingo sass.
Zudem war die Fehlerquote des Systems damals besonders hoch. Das Portal «Buzzfeed News» berichtete von einer Fehlerquote zwischen 93 und 98 Prozent, je nach Bundesland.
Entdeckung im Auto
Das Auto von Florian R. rückte bereits früh in den Fokus der Ermittler. Bei einer Untersuchung des Fahrzeugs fanden sie Medienberichten zufolge Haare und Faserspuren an einer Decke im Kofferraum des Fahrzeugs. Die lilafarbene Decke soll der damals 15-jährigen Rebecca gehört haben.
Merkwürdige Aussagen der Familie
Die Eltern und Schwestern von Rebecca hielten Florian R. damals für unschuldig. Er habe seine Autofahrten «glaubhaft» erklären können, wie Rebeccas Mutter im März 2019 im Interview mit RTL sagte.
Im selben Interview machte Rebeccas Vater allerdings eine merkwürdige Aussage: «Die ganze Nummer hängt mit einer anderen Sache zusammen, die ich aber nicht sagen darf.» Seinen Schwiegersohn bat er: «Florian, rede einfach! Klär das, damit die ganze Suche in die andere Richtung geht, und zwar in die richtige.»
Gegenüber der «BZ» gab Rebeccas Vater an, sein Schwiegersohn sei am Tag des Verschwindens wegen eines Drogengeschäfts nach Polen gefahren. Er habe das aber der Polizei aus Angst vor Strafe nicht erzählen können.
Untersuchung von Waldgebieten
Jahre nach dem Verschwinden meldeten sich drei Reiterinnen bei der Polizei. Sie hätten angegeben, eine ungewöhnliche Beobachtung gemacht zu haben, wie deutsche Medien berichten. Diese hätten sie in einem Waldstück an der Autobahn A12 bei Kummersdorf und Storkow gemacht.
Eine der Frauen beschrieb die Beobachtungen im Dezember 2020 in einem Podcast mit zwei Journalistinnen. Sie hätten einen «auffälligen Mann» mit Baseballkappe gesehen, zitiert das «Redaktionsnetzwerk Deutschland» (RND) aus dem Podcast. Der Mann sei aus dem Wald gekommen und habe sich ständig umgesehen. Schliesslich habe er die Reiterinnen bemerkt und sei davongelaufen.
Auch ein pinkfarbener Renault Twingo soll am Tag des Verschwindens von Rebecca im selben Waldstück gesichtet worden sein.
Bereits am 7. März 2019 hatte es dort eine grosse Suchaktion gegeben. Am 16. März 2019 untersuchten Taucher zudem den nahe gelegenen Wolziger See. Im September 2019 wurde erneut ein Waldstück bei Storkow untersucht.
Wie «Bild» berichtet, wurde am vergangenen Dienstag ausserdem ein grosses Kiefernwaldstück nahe Ragow mit Hunden abgesucht.
Durchsuchung von Haus und Grundstücken
Die Ermittler haben Medienberichten zufolge am vergangenen Montag ein Grundstück in der Gemeinde Lindenberg im Bundesland Brandenburg durchsucht. Es soll den Grosseltern von Florian R. gehören. Es gebe Hinweise, dass der Verdächtige Rebeccas Leiche auf das Grundstück gebracht haben könnte.
Einen Tag später haben die Ermittler ein weiteres Grundstück im wenige Kilometer entfernten Herzberg durchsucht. Es soll früher den Grosseltern von Florian R. gehört haben. Laut «Bild» untersuchen die Ermittler gezielt Orte, an denen sich der tatverdächtige Florian R. in seiner Kindheit aufgehalten hatte.
Zuvor hatten die Ermittler bereits mehrfach das Haus von Rebeccas Schwager durchsucht, zuletzt im April 2023. Auswertungen der Google-Verlaufsdaten ergaben, dass R. kurz vor dem Verschwinden von Rebecca nach Strangulierungspraktiken beim Geschlechtsverkehr gesucht hatte. Bei der Durchsuchung des Hauses stellten die Ermittler fest, dass ein Gürtel an einem Bademantel fehlte.
* Name bekannt