Zehntausende in Bologna auf den Strassen
1:06
Ausschreitungen am Donnerstag:Zehntausende in Bologna auf den Strassen

Protest und Streik
Hunderttausende auf den Strassen wegen Gaza-Hilfsflotte

Hunderttausende Menschen gingen in Italien auf die Strassen. Sie demonstrierten wegen der abgefangenen Hilfsflotte für den Gazastreifen. Es kam zu erheblichen Einschränkungen im Verkehr.
Publiziert: 20:19 Uhr
|
Aktualisiert: 20:26 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/5
In ganz Italien gingen Hunderttausende auf die Strassen.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

In Italien haben mehrere hunderttausend Menschen aus Solidarität mit der von Israel abgefangenen Hilfsflotte für den Gazastreifen die Arbeit niedergelegt. Im ganzen Land gingen am Freitag Demonstranten auf die Strasse. Angaben der Polizei zufolge versammelten sich allein in Rom etwa 80'000 Demonstrierende.

Den Organisatoren zufolge gingen in der Hauptstadt 300'000 Menschen auf die Strasse. Die Streiks und Proteste führten an mehreren Orten zu erheblichen Verkehrseinschränkungen. Unter anderem kam es zu Verspätungen und Ausfällen im Bahnverkehr.

Zwei Millionen Menschen im Streik

Landesweit protestierten nach Angaben der grössten italienischen Gewerkschaft CGIL mehr als zwei Millionen Menschen. Demnach gab es in etwa hundert Städten Demonstrationen. CGIL-Chef Maurizio Landini sprach von einer «aussergewöhnlichen und beispiellosen Teilnahme junger Menschen, die eine friedliche Zukunft wollen».

In Mailand setzte die Polizei Rauchbomben ein, um mehrere hundert Protestierende davon abzuhalten, eine Schnellstrasse zu besetzen, wie in Berichten des italienischen Fernsehens zu sehen war. Der Hafen im toskanischen Hafen Liverno war teilweise blockiert.

Zur Unterstützung auf die Strasse

«Es ist unsere Bürgerpflicht, zu zeigen, wie unzufrieden wir mit dem sind, was in der Welt passiert», sagte der in Rom protestierende 19-jährige Giordano Fioramonti der Nachrichtenagentur AFP. Es sei wichtig, die Palästinenser, die «getötet, gefoltert und massakriert werden» sowie die «Global Sumud Flotilla» zu unterstützen.

Der Unmut der Protestierenden richtet sich auch gegen die italienische Regierung der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie fordern eine stärkere Kritik des israelischen Vorgehens im Gazastreifen sowie ein Waffenembargo. Zudem solle die Regierung dem Beispiel anderer westlicher Staaten folgen und einen palästinensischen Staat anerkennen.

Streik als illegal bezeichnet

Die CGIL und eine weitere Gewerkschaft hatten zu dem Streik aufgerufen, nachdem die Boote der Hilfsflotte von der israelischen Marine abgefangen worden waren. Die italienische Streikkommission bezeichnete den Ausstand als illegal, da er zu kurzfristig angekündigt worden sei.

Meloni hatte den Streik bereits am Donnerstag verurteilt. Sie bezeichnete die Gaza-Hilfsflotte als «gefährliche und unverantwortliche» Initiative.

Italienische Aktivistinnen und Aktivisten wieder freigelassen

Die israelische Marine erklärte, sie habe mehr als 400 Aktivisten, die Teil der Hilfsflotte waren, festgenommen. Vier italienische Parlamentarier, die mit der Hilfsflotte unterwegs waren und festgenommen worden waren, wurden nach Angaben des italienischen Aussenministeriums von den israelischen Behörden wieder freigelassen.

Das israelische Aussenministerium bestätigte, dass sie abgeschoben wurden. Die übrigen Festgenommen «befinden sich im Prozess der Abschiebung». Insgesamt waren italienischen Angaben zufolge 40 Italienerinnen und Italiener, die Teil der Flotte waren, festgenommen worden.

Blockade von Hilfsgütern

Die «Global Sumud Flotilla» mit pro-palästinensischen Aktivisten und Hilfsgütern für den Gazastreifen an Bord hatte sich Anfang September auf den Weg gemacht. Mitgereist waren mehrere Prominente, darunter die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, ein Enkel des verstorbenen früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela, Mandla Mandela, und die französisch-palästinensische Europaabgeordnete Rima Hassan.

Die Organisatoren der Aktion verfolgten nach eigenen Angaben das Ziel, Hilfsgüter über den Seeweg in den Gazastreifen zu bringen und damit die israelische Seeblockade zu durchbrechen. «Sumud» ist das arabische Wort für «Widerstandskraft».

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen