Darum gehts
Eigentlich liebt Donald Trump (79) Coca-Cola und er zeigt sich immer wieder mit einer Diet-Coke-Flasche in der Öffentlichkeit. Doch jetzt scheint ihm das amerikanische Nationalgetränk nicht mehr zu schmecken. Trump fordert auf seiner Plattform Truth Social: Die Süsse in der klebrigen Brause soll nicht mehr vom billigen Maissirup, sondern vom Zuckerrohr kommen. Er findet: «Coca-Cola mit Zucker aus Zuckerrohr ist einfach besser!»
Die Einmischung des US-Präsidenten in die Rezeptur von Coca-Cola erscheint seltsam, doch Trumps Cola-Order hat mehrere Gründe. Einerseits kritisiert sein Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. (71) den Maissirup als ungesund. Dazu kommen aber weitere überraschende, vor allem politische Gründe. Es geht um die Frage, was gut genug für die Amis ist – ganz nach Trumps Slogan: «Make Amerika Great Again.»
In den USA sorgt die Frage nach der Art der Süssungsmittel innerhalb konservativer und populistischer Kreise für emotionale Debatten. Vor allem in den sozialen Medien kursieren Videos, die zeigen, dass etwa die Mexikaner Coca-Cola mit klassischem Rohrzucker trinken können, während die Amerikaner mit vermeintlich minderwertigen Alternativen wie Maissirup abgespeist werden.
Amerikaner fühlen sich benachteiligt
Zudem hat man gerade in populistischen Kreisen das Gefühl, dass den wirtschaftlichen Eliten im Land die Gesundheit des «einfachen Amerikaners» egal sei. Philipp Adorf, USA-Experte an der Universität Bonn, erklärt: «Der amerikanische Konsument wird aus seiner Sicht als Kunde zweiter Klasse behandelt, während ausländische Märkte ein hochwertiges Produkt erhalten.»
Trumps Gesundheitsminister Robert F. Kennedy, der «Amerika wieder gesund machen» will, prangert die ungesunden Süssungsmittel an. Laut ihm ist die exzessive Verwendung von Maissirup eine zentrale Ursache für die Fettleibigkeit der Amerikaner.
Tatsächlich ist Rohrzucker etwas «gesünder» als Maissirup. Melanie Sprenger, Leiterin Ernährungsberatung und -therapie am Universitätsspital Zürich, erklärt: «Maissirup enthält mehr freie Fruktose, was die Leber belasten und zu einer Fettleber oder Insulinresistenz führen kann.» Wie überall gelte aber auch hier: Auf die Menge kommt es an.
In Europa verwendet Coca-Cola für sein Getränk vor allem Zuckerrüben – die aus gesundheitlicher Sicht mit Zuckerrohr vergleichbar sind.
Die Basis beruhigen
Mit dem Aufmischen des braunen Süssgetränks will Trump also seine konservativen Anhänger besänftigen. «Nach verschiedenen Enttäuschungen wäre eine Änderung der Rezeptur zumindest ein kleiner Sieg für die Basis», meint USA-Experte Adorf. Diese Basis ist unter anderem darüber verärgert, dass Trump die Epstein-Akten unter Verschluss hält und nicht die versprochene Transparenz schafft.
Das ist der eine Punkt, um den es Trump mit der Rezepturänderung geht. Ein anderer Punkt sind die umfangreichen Subventionen für Maisproduzenten. Diese stossen insbesondere innerhalb des eher libertären Flügels der Republikanischen Partei auf deutliche Kritik. Adorf: «Es ist zwar kaum Trumps primäre Absicht. Aber es könnte jene Teile der Partei besänftigen, die seinem protektionistischen wirtschaftspolitischen Kurs in anderen Bereichen skeptisch gegenüberstehen.»
Aktien sacken ab
Welchen Einfluss Trumps Ankündigung hat, zeigt sich an der Börse: Die Aktien von mehreren Maissirup-Produzenten sackten um bis zu sieben Prozent ab, während jene von Coca-Cola allerdings stabil blieben. Erwartet wird, dass Trump nun zu einer Anbauschlacht von eigenem Zuckerrohr bläst, um sich von Importen zu lösen. Gewinnen dürfte daher jetzt, wer in neue amerikanische Zuckerrohr-Unternehmen investiert.
Als private Firma müsste sich Coca-Cola eigentlich nicht von den Worten des US-Präsidenten beeinflussen lassen. Um ihr eine Änderung der Rezeptur aufzuzwingen, bräuchte es ein Gesetz oder eine Verordnung über Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. So hiess es vom Konzern lediglich, man schätze Trumps «Enthusiasmus» für die Marke – und dass es bald «mehr Details zu neuen innovativen Angeboten innerhalb der Coca-Cola-Produktpalette» geben werde.
Diese Aussage ist allerdings vielsagend. Denn die Getränkebosse wissen ganz genau: Wenn sie nach dem freundlichen Post nicht kuschen, dürfte Trump andere Saiten aufziehen. Schliesslich hat er mit Subventionspolitik und Druckmassnahmen schon viele andere in die Knie gezwungen.