Netanyahu direkt beschuldigt
Israel begeht im Gazastreifen Völkermord laut Uno-Kommission

Eine Uno-Kommission wirft Israel Völkermord an Palästinensern in Gaza vor. Präsident Herzog und Premier Netanyahu sollen laut Bericht Gräueltaten angestiftet haben. Die Ermittler fordern ein Ende der Blockade und internationale Massnahmen gegen Waffenlieferungen.
Publiziert: 09:08 Uhr
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Aktualisiert: vor 40 Minuten
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Laut Uno-Ermittlern begeht Israel Völkermord in Gaza.
Foto: Anadolu via Getty Images

Darum gehts

  • Uno-Bericht beschuldigt Israel des Völkermords an Palästinensern
  • Bericht nennt Tötungen und Verhinderung von Geburten als Massnahmen
  • Drei Ermittler des Uno-Menschenrechtsrats reichten kürzlich ihren Rücktritt ein
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Israel hat im Gazastreifen Völkermord an Palästinensern begangen. Das ist die Einschätzung einer internationalen Untersuchungskommission der Uno. In dem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht werden Israels Präsident Izchak Herzog (64), Regierungschef Benjamin Netanyahu (75) und der ehemalige Verteidigungsminister Joav Gallant (66) beschuldigt, zu den Gräueltaten angestiftet zu haben.

Den drei Uno-Ermittlern zufolge haben die israelischen Behörden und Sicherheitskräfte vier der fünf Handlungen gemäss der Völkermordkonvention von 1948 ausgeführt. Dazu gehören Tötungen, schwere körperliche und geistige Schädigungen, die Auferlegung von Bedingungen, um die palästinensische Bevölkerung ganz oder teilweise zu vernichten sowie Massnahmen zur Verhinderung von Geburten.

«Es ist klar, dass es eine Absicht gibt, die Palästinenser zu vernichten», sagte die Vorsitzende der Kommission, die südafrikanische Juristin Navi Pillay (83). Sie stützt sich auf Aussagen israelischer Zivil- und Militärführer.

«Beispiellose» Zahl getöteter Palästinenser

Die Behörden in Israel hätten es auch versäumt, den Völkermord zu verhindern und zu bestrafen, indem sie keine Ermittlungen gegen die Verantwortlichen durchgeführt hätten, hiess es im Bericht. Völkermord kann allerdings nur ein internationales Gericht feststellen.

Die Uno-Ermittler prangern insbesondere die «beispiellose» Zahl getöteter Palästinenser an, darunter Kinder, die direkt ins Visier genommen worden seien, die Belagerung des palästinensischen Gebietes, einschliesslich der durch den Mangel an humanitärer Hilfe verursachten Hungersnot, die systematische Zerstörung des Gesundheits- und Bildungssystems und die sexuelle Gewalt.

Die Uno-Kommission wirft Israel auch vor, sich nicht an die Anordnungen des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag gehalten zu haben, einen Völkermord zu verhindern: «Israel hatte nicht die Absicht, seine Haltung zu ändern. Im Gegenteil, die israelischen Behörden haben auf ihrer Völkermordkampagne beharrt», sagte Pillay bei der Vorstellung des Berichtes in Genf weiter.

Forderung nach Waffenlieferungsstopp

Die Uno-Kommission forderte Israel auf, seine Aushungerungspolitik gegenüber den Palästinensern einzustellen, den Zugang für humanitäre Hilfe und für Mitarbeiter der Vereinten Nationen und anerkannter internationaler Nichtregierungsorganisationen zu gewährleisten und die Aktivitäten der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation einzustellen.

Die Ermittler forderten zudem andere Staaten auf, die Lieferung von Waffen und Ausrüstung, die für den Völkermord verwendet werden können, zu stoppen und sicherzustellen, dass Einzelpersonen und Unternehmen auf ihrem Territorium nicht bei der Durchführung dieser Gräueltaten mithelfen.

Die drei vom Uno-Menschenrechtsrat in Genf beauftragten Ermittler reichten kürzlich ihren Rücktritt ein. Einer von ihnen, Chris Sidoti, könnte jedoch in Zukunft den Vorsitz des Gremiums übernehmen. 

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