Darum gehts
- Drei Menschen sterben durch Riesenwellen an Teneriffas Küsten
- Monsterwellen entstehen durch Stürme und überlagern sich mit Küstenwellen
- Alle drei Wochen entsteht eine Extremwelle, oft im Nordatlantik
Auf der spanischen Ferieninsel Teneriffa sind am Wochenende drei Menschen durch Riesenwellen ums Leben gekommen. 15 Menschen wurden zudem verletzt. Die Behörden der spanischen Urlaubsinsel sprechen von einem «tragischen Tag an Teneriffas Küsten». Die Vorfälle ereigneten sich am Samstag an mindestens drei Küstenabschnitten der Insel.
Besonders heftig traf es Puerto de la Cruz im Norden: Dort wurden zehn Menschen von einer riesigen Welle von einer Hafenmole ins Meer gerissen. Polizisten und Passanten konnten alle Betroffenen retten – doch für eine 79-jährige Frau aus den Niederlanden kam jede Hilfe zu spät. Drei weitere Personen, darunter französische Touristen, wurden schwer verletzt ins Spital gebracht.
Behörden hatten gewarnt
In Charco del Viento, rund 15 Kilometer westlich von Puerto de la Cruz, stürzte ein 43-jähriger Spanier beim Angeln ins Meer. Ein Helikopter brachte ihn rasch an Land, doch er konnte nur noch tot geborgen werden, berichtete die Zeitung «El Día». Am Strand von El Médano im Süden der Insel wurde ein weiterer Mann tot aus dem Wasser gezogen. Ob auch in diesem Fall der starke Wellengang die Ursache war, ist noch unklar.
Der staatliche Wetterdienst Aemet hatte für die Küstengebiete eine Warnung («Oleaje») ausgegeben. Trotzdem hielten sich viele Menschen in den gefährdeten Küstenzonen auf. In Anaga missachteten sechs französische Touristen laut Behörden eine Sicherheitsabsperrung, um Fotos in der Brandung zu machen. Sie wurden ebenfalls von einer Welle erfasst und verletzt. Doch wie entstehen solche Monsterwellen – und wie kann man sich schützen?
Wie entstehen die Riesenwellen auf Teneriffa?
Die Wellen, die Teneriffa trafen, sind kein aussergewöhnliches Naturphänomen. Besonders im Herbst und Winter treffen grosse, energiereiche Wellen auf die Nord- und Westküsten der Kanaren. Sie entstehen weit draussen im Atlantik und brechen erst kurz vor Land – mit voller Wucht. Stefan Schimmels, Leiter des Forschungszentrums Küste in Hannover, erklärte gegenüber dem «Spiegel»: «Wellen entstehen, wenn Wind über Wasser bläst. Je stärker und länger der Wind weht, desto höher und länger werden die Wellen.»
Stürme auf offener See können also riesige Wellen erzeugen, die über viele Kilometer hinweg ihre Energie behalten. Treffen sie auf Wellen, die direkt an der Küste entstehen, können sie sich überlagern – und einzelne, besonders hohe Wellen bilden.
Warum sind sie so gefährlich?
Diese sogenannten Dünungswellen kommen oft überraschend. Selbst wenn es an Land windstill ist, kann plötzlich eine massive Welle auf die Küste treffen. Wer sich dann auf einer Mole, Promenade oder einem Wellenbrecher aufhält, läuft grosse Gefahr, ins Meer gerissen zu werden. Die Wucht solcher Wellen ist enorm – sie kann Menschen, Autos oder ganze Geländer mitreissen.
Wie kann man sich schützen?
«Am besten schützt man sich, indem man auf Warnungen hört und sich dem Meer nicht zu sehr nähert», so Schimmels weiter. Küstenregionen wie Teneriffa sind zwar mit Molen und Schutzmauern ausgestattet, doch die Ereignisse vom Wochenende zeigen: Entscheidend ist das Verhalten der Menschen. Wer Warnungen ignoriert, bringt sich leicht in Lebensgefahr.
Wie häufig kommen solche Riesenwellen vor?
Lange galten Monsterwellen als Seemannsgarn. Heute weiss man, dass sie häufiger auftreten als gedacht. Laut einer Studie des Norwegian Meteorological Institute und der University of Miami rollt etwa alle drei Wochen irgendwo auf dem Meer eine Extremwelle über die Oberfläche. Besonders häufig entstehen sie im Nordatlantik und Nordpazifik. Die erste dokumentierte Riesenwelle wurde 1995 auf einer Bohrinsel in der Nordsee gemessen: Sie war fast 26 Meter hoch.