Mordprozess ohne Leiche in Frankreich
«Ich bestreite alles, was mir vorgeworfen wird»

In Frankreich beginnt ein aufsehenerregender Mordprozess ohne Leiche. Cédric Jubillar bestreitet, seine seit fünf Jahren vermisste Ehefrau Delphine getötet zu haben. Die Staatsanwaltschaft vermutet, er habe die geplante Scheidung nicht verkraftet.
Publiziert: 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 12:37 Uhr
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Cédric Jubillar wird ins Gerichtsgebäude geführt.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Mordprozess ohne Leiche: Angeklagter beteuert Unschuld im Fall vermisster Ehefrau
  • Delphine Jubillar verschwand 2020, Ehemann gilt als Hauptverdächtiger
  • Kurz vor dem Verschwinden ging sie eine neue Beziehung ein
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AFPAgence France Presse

In einem aufsehenerregenden Mordprozess ohne Leiche in Frankreich hat der Angeklagte seine Unschuld beteuert. «Ich bestreite alles, was mir vorgeworfen wird», sagte Cédric Jubillar (38) zum Prozessauftakt am Montag. Am Dienstag ging es vor Gericht um die Persönlichkeit seiner seit fünf Jahren verschwundenen Ehefrau Delphine, die er nach Ansicht der Anklage getötet hat.

Delphine Jubillar habe eine schwere Kindheit gehabt und sei zunächst eine sehr schüchterne Frau gewesen, erklärten die Ermittler. Im Lauf der Ehe habe sie sich jedoch emanzipiert, zumal sie als Krankenschwester das grössere Einkommen hatte. Ihr Mann hatte am Vortag vor Gericht eingeräumt, dass er 10 bis 15 Joints am Tag rauchte. Der gelernte Maler nahm verschiedene Gelegenheitsjobs an, um seinen Cannabiskonsum zu finanzieren.

Diskussionen in den sozialen Medien

Kurz vor ihrem Verschwinden war Delphine Jubillar eine neue Beziehung eingegangen und hatte die Scheidung beantragt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte es nicht ertragen konnte, von seiner Frau verlassen zu werden.

Der Prozess erregt grosses Aufsehen in Frankreich, etwa 300 Journalisten sind akkreditiert. Die Tatsache, dass die Frau seit fünf Jahren vermisst wird, hatte zu zahlreichen Spekulationen geführt. In sozialen Netzwerken hatten sich Gruppen mit mehreren tausend Mitgliedern gebildet, die über mögliche Lösungen des Falls diskutieren. Die Ermittler schlossen aus, dass sie Suizid begangen haben könnte.

Mutmasslicher Täter drohte Ehefrau

«Ein Geständnis ist immer noch möglich», sagte Philippe Pressecq, Anwalt eines Familienmitglieds der vermissten Frau, zum Prozessauftakt. Die Anwälte des Angeklagten verweisen hingegen darauf, dass es «keinerlei Beweise» dafür gebe, dass der Angeklagte seine Frau und die Mutter der beiden gemeinsamen Kinder getötet habe.

Die damals 33 Jahre alte Krankenschwester verschwand im Dezember 2020. Ihr Mann meldete sie bei der Polizei als vermisst und erklärte, dass sie sich in einem einvernehmlichen Scheidungsprozess befänden. Die Ermittlungen ergaben jedoch, dass das Verhältnis der beiden stark belastet war. Nach Zeugenaussagen hatte Cédric Jubillar mehrfach gedroht, seine Frau zu töten.

Geständnis nur im Spass?

Es wurden jedoch keine Spuren eines Gewaltverbrechens gefunden, lediglich die zerbrochene Brille der jungen Frau. Der damals sechs Jahre alte Sohn sagte aus, dass er gesehen habe, wie seine Eltern kurz vor dem Verschwinden seiner Mutter stritten und dabei handgreiflich wurden.

Der Angeklagte befindet sich seit 2021 in Untersuchungshaft. Vor Mithäftlingen und vor einer neuen Freundin, die ihn in der Haft besuchte, soll er erwähnt haben, dass er seine Frau getötet habe. In den Anhörungen erklärte er jedoch, dass er dies nur im Spass gesagt habe. Mit einem Urteil wird am 17. Oktober gerechnet.

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