Darum gehts
- Sechs Menschen sterben durch Riesenwellen an Teneriffas Küsten
- Monsterwellen entstehen durch Stürme und überlagern sich mit Küstenwellen
- Alle drei Wochen entsteht eine Extremwelle, oft im Nordatlantik
Sechs Menschen haben innert eines Monats ihr Leben auf der spanischen Ferieninsel Teneriffa verloren.
Am Sonntag wurden an einem natürlichen Pool im Ort Isla Cangrejo mehrere Personen ins Meer gerissen. Traurige Bilanz: Drei Tote und drei Verletzte. Eine als vermisst gemeldete Person wird noch gesucht.
Bei den bestätigten Todesopfern handelt es sich den Behördenangaben zufolge um zwei Männer und eine Frau. Einer der Männer sei 35 Jahre alt gewesen, die Frau 55. Das Alter des dritten Opfers ist bislang nicht bekannt. Nähere Details zu den Identitäten wurden vorerst nicht genannt.
Erst Anfang November kamen drei Menschen durch Riesenwellen auf Teneriffa ums Leben. 15 Menschen wurden zudem verletzt. Die Behörden der spanischen Urlaubsinsel sprachen von einem «tragischen Tag an Teneriffas Küsten».
Monsterwellen sind keine Seltenheit auf Teneriffa. Die Behörden hatten sowohl im November als jetzt ausdrücklich gewarnt. Die Nähe zum Meer sollte gemieden werden. Wie entstehen solche Monsterwellen – und wie kann man sich schützen?
Die Wellen, die Teneriffa trafen, sind kein aussergewöhnliches Naturphänomen. Besonders im Herbst und Winter treffen grosse, energiereiche Wellen auf die Nord- und Westküsten der Kanaren. Sie entstehen weit draussen im Atlantik und brechen erst kurz vor Land – mit voller Wucht. Stefan Schimmels, Leiter des Forschungszentrums Küste in Hannover, erklärte gegenüber dem «Spiegel»: «Wellen entstehen, wenn Wind über Wasser bläst. Je stärker und länger der Wind weht, desto höher und länger werden die Wellen.»
Stürme auf offener See können also riesige Wellen erzeugen, die über viele Kilometer hinweg ihre Energie behalten. Treffen sie auf Wellen, die direkt an der Küste entstehen, können sie sich überlagern – und einzelne, besonders hohe Wellen bilden.
Diese sogenannten Dünungswellen kommen oft überraschend. Selbst wenn es an Land windstill ist, kann plötzlich eine massive Welle auf die Küste treffen. Wer sich dann auf einer Mole, Promenade oder einem Wellenbrecher aufhält, läuft grosse Gefahr, ins Meer gerissen zu werden. Die Wucht solcher Wellen ist enorm – sie kann Menschen, Autos oder ganze Geländer mitreissen.
«Am besten schützt man sich, indem man auf Warnungen hört und sich dem Meer nicht zu sehr nähert», so Schimmels weiter. Küstenregionen wie Teneriffa sind zwar mit Molen und Schutzmauern ausgestattet, doch die Ereignisse vom Wochenende zeigen: Entscheidend ist das Verhalten der Menschen. Wer Warnungen ignoriert, bringt sich leicht in Lebensgefahr.
Lange galten Monsterwellen als Seemannsgarn. Heute weiss man, dass sie häufiger auftreten als gedacht. Laut einer Studie des Norwegian Meteorological Institute und der University of Miami rollt etwa alle drei Wochen irgendwo auf dem Meer eine Extremwelle über die Oberfläche. Besonders häufig entstehen sie im Nordatlantik und Nordpazifik. Die erste dokumentierte Riesenwelle wurde 1995 auf einer Bohrinsel in der Nordsee gemessen: Sie war fast 26 Meter hoch.