Darum gehts
Donald Trump (78) ist ein grosser Wrestling-Fan. Er gilt als Bewunderer der Kampf-Legende Hulk Hogan (71), der in seiner Aktivzeit die Gegner in spektakulären Shows auf den Rücken legte. Und genauso wie die Kämpfer im Ring behandelt der amerikanische Präsident seine Gäste im Weissen Haus: Er fordert sie heraus, er stellt sie bloss, er ringt sie nieder.
Mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47), den er der Kriegsschuld bezichtigte, hatte es angefangen. Trumps jüngstes Opfer: der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa (72), den er mit Fotos – irrtümlicherweise aus der Demokratischen Republik Kongo! – des Genozids an Weissen beschuldigte. Trump bekommt zwar seine Show, doch er merkt nicht, dass er sich damit ins eigene Fleisch schneidet.
Selenski und Ramaphosa sind nicht die Einzigen, die auf dem weissen Inquisitionsstuhl vor dem Cheminée Platz genommen haben. König Abdullah II. bin al-Hussein von Jordanien (63) musste mit Unbehagen zuhören, wie Trump von Umsiedlungen der Palästinenser im Gazastreifen sprach. Selbst der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (75), eigentlich ein enger Freund Trumps, schluckte seinen Groll hinunter, als der US-Präsident Gespräche mit Israels Erzfeind Iran in Aussicht stellte.
Andere Besucher wie der französische Präsident Emmanuel Macron (47) und der britische Premier Keir Starmer (62) konnten zwar mit Geschenken und Ausflüchten Eklats vermeiden. Es gelang ihnen aber nicht, bei ihren Anliegen substanzielle Fortschritte zu erzielen.
Verbündete wenden sich ab
Trump liebt solche Inszenierungen, bei denen er zusammen mit seinem aggressiven Vize J. D. Vance (40) andere auf dem falschen Fuss erwischen und zur Schnecke machen kann. Philipp Adorf, USA-Experte an der Universität Bonn, sagt: «Trump erklärte beim Treffen mit Selenski ganz offen, dass der Disput gute Fernsehbilder geliefert habe.»
Das Verhalten des US-Präsidenten erzeugt zwar Applaus im eigenen Lager, trägt aber gleichzeitig zur weiteren Entfremdung traditioneller und möglicher Verbündeter bei. Anschuldigungen wie gegen Ramaphosa dürften vor allem in den Brics-Staaten für Misstrauen sorgen. Diese Staatenvereinigung sieht sich als geopolitisches Gegengewicht zum Westen, dem oft neokoloniale Ambitionen unterstellt werden. Die fünf Gründerstaaten sind Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. 2024 stiessen Ägypten, Äthiopien, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu, 2025 Indonesien.
Richtung Moskau und Peking
Die öffentliche Behauptung über einen Genozid an Weissen in Südafrika ist in vielen Ländern des globalen Südens der Beweis dafür, dass der Westen an seiner kolonialen Denkweise festhält. Statt gegen Westen könnten sich diese Staaten nun Richtung anderer Grossmächte ausrichten, bei denen sie sich willkommen fühlen – etwa Russland oder China. Adorf: «Trumps Demütigung eines afrikanischen Staatschefs bestärkt die Narrative Moskaus und Pekings, wonach sie dem globalen Süden mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen – im Gegensatz zu einem bevormundenden Westen.»
Trumps Empfänge zeigen, dass Staatsbesuche in Washington zurzeit Demütigung riskieren – oder dann höchstens begrenzten diplomatischen Nutzen bringen. Im Gegensatz zu Hulk Hogan, der seine Gegner nach dem Showkampf oft umarmte, lässt Trump seine Besucher erniedrigt und isoliert zurück. Er nennt es Sieg, in Wahrheit aber legt er sich damit selber aufs Kreuz.