«Sie töten die weissen Farmer»
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Trump attackiert Ramaphosa:«Sie töten die weissen Farmer»

Präsident Ramaphosa im Oval Office gegrillt – wegen «Genozid» an weissen Farmern
Trump sorgt für Südafrika-Eklat – aber hat er recht?

Donald Trump stellt den südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa im Weissen Haus an den Pranger – mit falschen Genozid-Vorwürfen und viel politischem Kalkül. Doch der Angriff könnte für die USA nach hinten losgehen. Eine Analyse.
Publiziert: 22.05.2025 um 13:37 Uhr
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Aktualisiert: 04:21 Uhr
Ein angespanntes Treffen: Donald Trump empfängt den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa im Weissen Haus – und konfrontiert ihn mit heftigen Vorwürfen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Was war das denn für ein Auftritt im Weissen Haus? Donald Trump (78) empfängt den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa (72) – und provoziert einen Eklat wie beim Selenski-Besuch. Eine Stunde lang beschuldigt er Südafrika, weisse Farmer zu enteignen, zu diskriminieren – ja sogar: systematisch zu töten. Die Rede ist gar von einem «Genozid»! Doch was steckt hinter diesen Vorwürfen? Und wie viel Wahrheit steckt wirklich in Trumps Empörung? Blick macht den Faktencheck.

Kriminalität: Ja – Genozid: Nein

Südafrika hat ein massives Gewaltproblem, das lässt sich nicht schönreden. Die Mordrate gehört zu den höchsten der Welt: Von April 2023 bis März 2024 wurden in Südafrika rund 27'600 Morde polizeilich erfasst. Allein im letzten Quartal 2024 wurden fast 7000 Menschen getötet. Doch was Trump behauptet – dass weisse Farmer gezielt und systematisch Opfer eines «Genozids» werden – ist faktisch falsch.

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Im Oval Office rechnet Donald Trump mit Südafrika ab – Cyril Ramaphosa bleibt ruhig.
Foto: AFP

Von den Morden im letzten Quartal 2024 ereigneten sich nur zwölf auf Farmen. Die Opfer? Menschen unterschiedlicher Herkunft – darunter Angestellte, Bewohner und auch schwarze Landwirte. Ein gezielter Feldzug gegen weisse Farmer lässt sich daraus nicht ableiten. Das sieht auch die Justiz so: Eine südafrikanische Richterin nannte die Genozid-Behauptung kürzlich «offensichtlich erfunden».

Landreform – historisch brisant, aber rechtlich legitim

Warum also greift Trump zu solch drastischen Worten? Die Antwort ist politisch. Der Mythos vom «weissen Genozid» geistert seit Jahren durch rechtsextreme Internetforen und konservative Talkshows. Trump weiss genau, wen er damit erreicht: weisse Wähler in den USA, die sich von Diversität, Gleichstellung und Migration überfordert fühlen. Er spielt auf ihre Ängste – nicht mit Fakten, sondern mit Schlagworten, die haften bleiben.

Ein zentraler Punkt in Trumps Vorwürfen: das neue südafrikanische Enteignungsgesetz. Tatsächlich hat die Regierung in Pretoria im Januar ein Gesetz verabschiedet, das Enteignungen im öffentlichen Interesse erlaubt – in Ausnahmefällen sogar ohne Entschädigung. Ziel ist es, historische Ungleichheiten zu korrigieren: Noch heute besitzen weisse «Afrikaners», die rund vier Prozent der südafrikanischen Bevölkerung ausmachen, den Grossteil des Agrarlands. Das Gesetz schreibt Verhandlungen vor und sieht nur Enteignungen vor, wenn diese scheitern. Von willkürlicher Enteignung kann also keine Rede sein.

Ramaphosas Auftritt: ruhig, aber bestimmt

Cyril Ramaphosa liess sich von Trumps Ausfällen nicht aus dem Konzept bringen. Immer wieder wiederholte er ruhig: «Lassen Sie mich das richtigstellen.» Statt Konfrontation wählte er den Weg der Deeskalation. Ein cleverer Schachzug: Der südafrikanische Präsident hatte drei weisse Landsleute in seine Delegation aufgenommen – darunter seinen eigenen (weissen!) Landwirtschaftsminister. Sie alle widersprachen Trumps Vorwürfen sachlich – und setzten damit ein deutliches Signal.

Doch so souverän Ramaphosa agierte – die bilateralen Beziehungen litten trotzdem. Die US-Hilfen sind eingefroren, Südafrika spricht offen von einer «Desinformationskampagne», das Vertrauen ist schwer beschädigt.

Das ist aber nicht nur für Südafrika ein Problem – sondern auch für Trump ungeschickt: Er treibt Südafrika weiter in die offenen Arme Chinas. Bereits heute ist China Südafrikas grösster Handelspartner, mit einem bilateralen Handelsvolumen von über 34 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Die chinesische Regierung investiert massiv in Infrastrukturprojekte und bietet günstige Kredite an. Südafrika wiederum sieht in China einen verlässlichen Partner, der nicht mit moralischen Zeigefingern kommt. Trumps Konfrontationskurs könnte also dazu führen, dass die USA geopolitisch an Einfluss verlieren – und China die Lücke füllt.

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