Mit dem Löffel, dem Panzer und beim «Ostereiersuchen»
Die spektakulärsten Ausbrüche aus Gefängnissen

Im Wäschesack aus dem Gefängnis geschmuggelt – einen solchen Ausbruch wie kürzlich in Frankreich gibts nicht alle Tage. Freiheit um jeden Preis – Blick zeigt, auf welchen irrwitzigen Wegen Häftlinge bereits aus Gefängnissen ausbrachen.
Publiziert: 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 12:15 Uhr
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Vergangenen Freitag floh ein Häftling aus dem Gefängnis in Lyon (F) – im Wäschesack seines an diesem Tag entlassenen Mithäftlings.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Spektakuläre Gefängnisausbrüche: Von Alcatraz bis zum mexikanischen Drogenboss El Chapo
  • Häftlinge nutzen kreative Methoden wie Wäschesäcke, Panzer und Verkleidungen
  • Walter Stürm, Schweizer «Ausbrecherkönig», floh ganze acht Mal aus dem Gefängnis
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

In einer Tasche floh er in die Freiheit. Vergangenen Freitag sorgte ein spektakulärer Ausbruch aus dem Gefängnis von Lyon (F) für Schlagzeilen. Ein 20-jähriger Häftling war entkommen – im Wäschesack seines Mitinsassen. Dieses Utensil galt als persönlicher Gegenstand des Mannes, der an diesem Tag regulär entlassen wurde. Am Freitagmorgen konnte der flüchtige 20-Jährige jedoch wieder gefasst werden. 

Wer Tag für Tag auf die immer gleichen Zellenwände starrt, scheint auf die irrwitzigsten Ideen zu kommen, um aus eben diesen auszubrechen. Blick zeigt die spektakulärsten Gefängnisausbrüche. 

Flucht von Alcatraz

1962 gelang Frank Morris (damals 35) und seinen Mitinsassen John (damals 32) und Clarence Anglin (damals 31) die spektakuläre Flucht von der berüchtigten US-Gefängnisinsel Alcatraz. Mit Löffeln aus der Gefängnisküche und einer selbst gebastelten Bohrmaschine aus einem alten Staubsaugermotor vergrösserten die Insassen ein halbes Jahr lang die Kanäle der Zellenlüftung. Sie sassen ein wegen Diebstahl, Drogendelikten oder Bankrauben. 

Schliesslich gelangten sie in den Versorgungstunnel. Von dort aus ging es mittels eines aus Regenmänteln selbst gefertigten Gummiboots aufs Wasser. Zur Ablenkung legten die Häftlinge Attrappen auf ihre Betten. Ob sie es jedoch wirklich bis an Land schafften, bleibt unklar. Verfilmt wurde der legendäre Ausbruch 1979 mit US-Schauspieler Clint Eastwood (damals 49) in der Hauptrolle. 

Mit dem Panzer durch die Wand

Filmreif ging es auch bei einem Gefängnisausbruch im Jahr 1993 aus der deutschen Haftanstalt JVA Schwalmstadt zu. Ein Komplize verhalf dem wegen dreifachen Mordes verurteilten Insassen Lothar Luft (damals 52) zu einem waghalsigen Ausbruch. Mit einem gestohlenen Bundeswehr-Radpanzer vom Typ «Fuchs» durchbrach der Komplize die Feuerwehrdurchfahrt des Gefängnisses.

Mehrere Stahltore walzte er nieder, bis er im Innenhof Luft bei seiner Freistunde aufsammelte. Die ganze Aktion dauerte nur fünf Minuten. Im Anschluss wartete ein Fluchtauto. Sowohl der Komplize als auch Luft selbst wurden jedoch einige Zeit später wieder geschnappt. 

«Bin beim Ostereiersuchen»

Er war der wohl berühmteste Einbrecher in der Geschichte der Schweiz. Doch auch seine Ausbruchsserie sorgte für Aufsehen – ganze acht Mal gelang «Ausbrecherkönig» Walter Stürm (1942–1999) die Flucht. Keine Mauer schien für ihn unüberwindbar – jedes Schlupfloch als Möglichkeit, denn auch aus dem Hafturlaub oder auf dem Transport ins Spital floh Stürm. 2021 übernahm Joel Basman (35) die Rolle im Schweizer Film «Stürm – bis wir tot sind oder frei».

Ikonisch war sein Ausbruch aus der Strafanstalt Regensdorf ZH im Jahr 1981, kurz vor Ostern. In seiner Zelle hinterliess der Häftling einen Zettel mit den Worten «Bin beim Ostereiersuchen, Stürm». Wegen solcher Aktionen wurde Stürm in linken Kreisen als eine Art Robin Hood stilisiert. Die Diebstähle beging er laut eigener Aussage, um sich luxuriöse Autos zu leisten und Frauen beeindrucken zu können. Am 13. September 1999 nahm sich Walter Stürm in Isolationshaft das Leben. 

Als Arzt verkleidet

Als einer der grössten Trickbetrüger der USA schlüpfte Steven Jay Russell (67) im Verlauf seines ausschweifenden Lebens in mindestens 14 Identitäten. Diese halfen ihm auch bei seinen vier Gefängnisausbrüchen: Mal spazierte er als Arzt in die Freiheit, mal als Wärter. Die spektakuläre Geschichte diente als Basis für den Film «Ich liebe dich, Philip Morris» mit US-Schauspieler Jim Carrey (63) in der Hauptrolle. 

Sein kuriosester Ausbruch: Russell täuschte eine Aids-Erkrankung vor, indem er seine Krankenakte fälschte, monatelang hungerte und Medikamente nahm, um Symptome vorzutäuschen. Daraufhin wurde er in ein Pflegeheim verlegt, von dem aus er als vorgeblicher Arzt seine Todesnachricht schickte. Erst im letzten Moment flog der Schwindel auf und brachte ihm insgesamt 144 Jahre Gefängnis ein. 

Mit dem Töff durch den Fluchttunnel

2015 brach Drogenboss Joaquín Guzmán Loera (68), genannt «El Chapo», zum zweiten Mal aus einem Gefängnis aus. Seine Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano in Mexiko war dabei aufwendig geplant worden. Durch den Abfluss der Zellendusche kletterte El Chapo in einen engen Schacht hinunter in einen von Komplizen gegrabenen Fluchttunnel.

Der eineinhalb Kilometer lange Tunnel war belüftet und mit elektrischem Licht ausgestattet. Mit einem Motorrad fuhr Guzmán Loera durch den Tunnel in seine Freiheit. Ein halbes Jahr später wurde er jedoch wieder festgenommen. Seit 2019 sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat Colorado.

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