Darum gehts
- Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha eskaliert erneut mit Schusswechseln an der Grenze
- Streit um Tempel Prasat Preah Vihear und Ta Muen Thom seit Jahrzehnten
- 2011: Mindestens 13 Soldaten und ein Zivilist starben, über 50'000 Menschen flohen
Der Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha ist erneut eskaliert. Am Donnerstagmorgen (Ortszeit) gab es in der Grenzregion der thailändischen Provinz Surin heftige Schusswechsel mit Toten und Verletzten. Während die thailändische Armee behauptet, kambodschanische Soldaten hätten das Feuer auf eine Militärbasis im Nordosten Thailands eröffnet, warf Kambodscha dem Nachbarland vor, zuerst geschossen zu haben.
Medienberichten zufolge soll es zu Vorfällen an verschiedenen Orten gekommen sein. Einer ereignete sich demnach nahe den Ruinen des bekannten Khmer-Tempels Prasat Ta Muen Thom, der seit Jahren im Zentrum des Grenzkonflikts zwischen den beiden Staaten steht.
Grund für die Eskalation ist ein seit Jahrzehnten anhaltender Grenzstreit, der sich in den vergangenen Monaten wieder zugespitzt hat. Blick fasst für dich die Chronologie des Konflikts zusammen.
Ein jahrhundertealter Konflikt
Seit der Kolonialzeit gibt es Streit um den Verlauf der über 800 km langen Grenze zwischen Thailand und Kambodscha. Sie wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Verträgen zwischen Siam (heute Thailand) und der Kolonialmacht Frankreich festgelegt, blieb aber teils unklar. Im Zentrum steht der Tempel Prasat Preah Vihear aus dem 10. bis 12. Jahrhundert. 1962 entschied der Internationale Gerichtshof, dass er zu Kambodscha gehört. 2013 bestätigte das Gericht zusätzlich angrenzende Flächen für Kambodscha. Thailand erkennt das nur teilweise an, was die Spannungen erneut anfachte.
2011 – ein blutiges Jahr
2011 eskalierte der Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha. Ab April kam es zu schweren Gefechten um die Tempel Preah Vihear und Ta Muen Thom. Mindestens 13 Soldaten und ein Zivilist starben, beide Seiten setzten Raketen ein; Kambodscha warf Thailand Bombardierungen vor. Über 50'000 Menschen flohen. Thailand verweigerte zunächst Waffenstillstandsgespräche, beide Länder gaben einander die Schuld. Nationalismus und innenpolitische Interessen verschärften die Lage. Vermittlungsversuche scheiterten.
2025 – die Lage verschärft sich
Anfang des Jahres kam es entlang des Grenzverlaufs, insbesondere im Gebiet rund um den Tempel Prasat Preah Vihear und weitere historische Tempelanlagen wie Prasat Ta Muen Thom, zu heftigen Gefechten zwischen thailändischen und kambodschanischen Streitkräften. Beide Seiten beschuldigen einander, erste Angriffe gestartet zu haben. Die Angriffe umfassten Schusswechsel, Artilleriebeschuss und Raketenangriffe.
Im Mai 2025 wurde bei einem Gefecht ein kambodschanischer Soldat getötet, was eine Kettenreaktion der gegenseitigen Truppenverstärkung an der Grenze auslöste. Kambodschas Regierungschef Hun Manet (47) kündigte für 2026 zudem die Einführung der Wehrpflicht an. In Thailand führte die Situation zu einer politischen Krise und zur Suspendierung der Premierministerin.
Am Mittwoch waren mehrere thailändische Soldaten durch die Explosion von Landminen verletzt worden. Einer verlor laut der Armee ein Bein. Thailand warf Kambodscha vor, neue Minen verlegt zu haben, während Phnom Penh dies vehement bestritt.
Erst kurz vor dem Schusswechsel hatten beide Länder erklärt, ihre diplomatischen Beziehungen herabzustufen. Die thailändische Regierung reagierte mit der Schliessung mehrerer wichtiger Grenzübergänge in sechs Provinzen entlang der Grenze. Zudem wurden diplomatische Massnahmen ergriffen: Thailand rief seinen Botschafter aus Kambodscha zurück und wies einen kambodschanischen Diplomaten aus.