Auf einen Blick
Nach Waffenstillstandsabkommen: Am Samstag sollen vier weitere israelische Geiseln freikommen
Israels Armee tötete nach eigenen Angaben im Westjordanland zwei bewaffnete Palästinenser
Messerattacke in Tel Aviv führt zu mehreren Verletzen
Israelischer Generalstabschef Herzi Halevi erklärt Rücktritt – «Anerkennung meiner Verantwortung für das Versagen der israelischen Armee am 7. Oktober»
Schwangere bei Israels Einsatz im Westjordanland getötet
Bei einem israelischen Militäreinsatz in Tulkarem im Westjordanland ist nach palästinensischen Angaben eine Schwangere erschossen worden. Auch das ungeborene Kind habe nicht überlebt, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit.
Die 23-Jährige sei im achten Monat schwanger gewesen. Auch ihr Mann sei lebensgefährlich verletzt worden, als israelische Soldaten das Feuer auf ihr Fahrzeug im Flüchtlingsviertel Nur Schams eröffneten. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe die Berichte. Nach Angaben der palästinensischen Hilfsorganisation Roter Halbmond wurde auch ein 14-Jähriger durch Schüsse im Bauch verletzt.
Zustand der freigelassenen israelischen Geiseln laut Krankenhaus schlecht
Der Gesundheitszustand der drei am Samstag von der Hamas freigelassenen Geiseln ist Krankenhausangaben zufolge schlecht. Or Levy und Eli Scharabi seien in einem «schlechten» gesundheitlichen Zustand zurückgekehrt, teilte Jael Frenkel Nir, Direktorin des Scheba-Krankenhauses in Ramat Gan, am Samstag vor Journalisten mit.
«Die Folgen von 491 Tagen in Gefangenschaft sind offensichtlich (...) und ihr Gesundheitszustand ist schlecht», sagte die Krankenhausdirektorin. Es sei das vierte Mal, dass ihr Krankenhaus seit Beginn der Waffenruhe am 19. Januar freigelassene Geiseln untersucht habe, «und die Situation ist dieses Mal ernster», fügte sie hinzu.
Der freigelassene Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami befinde sich in einem «ernsten Ernährungszustand», sagte Gil Fire, stellvertretender Leiter des Ischilow-Krankenhauses in Tel Aviv. Es sei «offensichtlich, dass Ohad in einem ernsten Ernährungszustand zurückgekommen ist und erheblich an Gewicht verloren hat». Ben Amis Geist habe sich aber als «widerstandsfähig» erwiesen. «Er ist eine Quelle der Inspiration», sagte Fire.
Israels Aussenminister: «Geiseln sehen aus wie Holocaust-Überlebende»
Israels Aussenminister hat die von der Hamas freigelassenen Geiseln angesichts ihrer augenscheinlich schlechten körperlichen Verfassung mit Überlebenden der Schoah verglichen. «Die israelischen Geiseln sehen aus wie Holocaust-Überlebende», schrieb Gideon Saar (58) auf der Plattform X. Nur die Geiseln hätten offensichtlich Hunger gelitten. Mit Blick auf die bei der Freilassung Anwesenden schrieb er: «Hamas-Terroristen und andere Bewohner des Gazastreifens sehen vollkommen gesund aus.»
Aufnahmen der abgemagert, schwach und blass aussehenden Geiseln sorgten in Israel für Entsetzen. Aufnahmen der Freilassung zeigten Hunderte Schaulustige, darunter vor allem viele junge Männer und bewaffnete Hamas-Mitglieder. Es war unklar, ob die Hamas gezielt Palästinenser als Teilnehmer ausgewählt hatte. Die islamistische Terrororganisation nutzt die Freilassungen als Machtdemonstrationen.
Ex-Geiseln treffen Familien - tränenreiche Wiedersehen
Nach der Rückkehr der drei von der Hamas im Gazastreifen freigelassenen Geiseln nach Israel haben die Männer ihre Angehörigen getroffen. Die Familie habe ihn so vermisst, sagte die Mutter des 34-jährigen Or Levy in einer von der Regierung verbreiteten Aufnahme des Wiedersehens. Der mager aussehende Mann ist darauf weinend in den Armen seiner Eltern und seines Bruders zu sehen.
Israelischen Medien zufolge wird Levy seinen dreijährigen Sohn aufgrund seines schlechten körperlichen Zustands erst zu einem späteren Zeitpunkt treffen. Levys Frau, also dessen Mutter, war während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 getötet worden.
Für Eli Scharabi hielt das Wiedersehen mit seinen Angehörigen Medienberichten zufolge schlimme Nachrichten bereit. Der 52-Jährige habe nicht gewusst, dass seine Frau sowie die beiden gemeinsamen Töchter von Terroristen während des Hamas-Massakers vor 16 Monaten ermordet worden seien, berichtete der israelische Sender Channel 12. Die Mädchen waren demnach damals 13 und 16 Jahre alt. Auf Aufnahmen der Regierung ist Scharabi in den Armen seiner Mutter und seiner Schwester zu sehen.
Auch Ohad Ben Ami ist auf einem von der Regierung verbreiteten Video beim Wiedersehen mit seinen Angehörigen zu sehen. Seine glücklich wirkende Frau schliesst ihn in die Arme und sagt ihm, dass sie ihn liebt. Anschliessend umarmt ihn auch sein Bruder. In einem Videotelefonat mit seinen Töchtern ist der 56-Jährige zudem strahlend neben seiner Frau zu sehen.
Berichte: Palästinensische Häftlinge werden freigelassen
Israel hat israelischen und palästinensischen Berichten zufolge im Rahmen des Abkommens mit der Hamas mit der Freilassung palästinensischer Häftlinge begonnen. Ein Bus mit Insassen aus dem israelischen Ofer-Gefängnis im Westjordanland sei in Ramallah angekommen, meldete die «Times of Israel». Die Freigelassenen seien von einer jubelnden Menschenmenge begrüsst worden. Eine weitere Gruppe habe ein Gefängnis in der Negev-Wüste in Israel verlassen und sei auf dem Weg in den Gazastreifen, schrieb das Blatt weiter.
Zu dieser Gruppe gehören 111 Palästinenser, die im Zuge des Gaza-Kriegs festgenommen worden waren, sowie 20 Menschen, die schon zuvor zu hohen Haftstrafen verurteilt worden waren.
Freigelassene Geiseln zurück in Israel
Nach der Freilassung drei weiterer Geiseln durch die islamistische sind die Männer zurück in ihrer Heimat. Sie hätten die Grenze nach Israel überquert, teilte das Militär mit. Sie seien auf dem Weg zu einer Armeeeinrichtung im Süden Israels. Dort sollen sie demnach auch ihre Angehörigen treffen.
Zudem sollen sie auch medizinisch untersucht werden. Die Männer sahen bei ihrer Freilassung abgemagert und blass aus.
Völlig abgemagert: Angehörige «geschockt» über Anblick von Geiseln
Die Angehörigen der drei Geiseln haben die Freilassung ihrer Liebsten im Fernsehen mitverfolgt. Laut «The Times of Israel» seien einige von ihnen geschockt gewesen über den abgemagerten Zustand, in dem sich die Männer befanden. Die Mutter des freigelassenen Ohad Ben Ami sagte: «Er ist 56, sieht aber zehn Jahre älter aus.»
Auch der Bruder von Or Levy bemerkte, dass der 34-Jährige «sehr dünn» aussieht. Er werde es jedoch schaffen, «sich zu erholen», ist sich der Bruder sicher.
Live im TV: Hier werden drei Hamas-Geiseln ans Rote Kreuz übergeben
Im Gazastreifen sind Fahrzeuge des Roten Kreuzes eingetroffen, die drei Hamas-Geiseln in Empfang nehmen sollten. Die Hamas hatte angekündigt, am Samstag die Israelis Or Levy (34), Eli Sharabi (52) und Ohad Ben Ami (56) freizulassen.
Nach einer Vorführung auf der Bühne, bei denen die Geiseln eine Art «Diplom» überreicht bekamen und Fragen beantworten mussten, wurden sie in Sicherheit gebracht. Die drei Männer wirkten bei ihrer Freilassung sehr bleich und abgemagert. Sie befanden sich fast 500 Tage in Gefangenschaft. Nun werden sie über die Grenze nach Israel gebracht und in einem Spital. untersucht.
Israel erhält Namen drei weiterer freizulassender Geiseln
Israel hat mit einer stundenlangen Verzögerung eine Liste mit den Namen drei weiterer Geiseln erhalten, die am Samstag aus der Gewalt der Hamas im Gazastreifen freigelassen werden sollen. Die Hamas übermittelte die Namen von drei Männern. Einer soll den Berichten zufolge auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
Das israelische Forum der Geiselangehörigen bestätigte wenig später, dass es sich dabei um Or Levy, Eli Sharabi, und den Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami handelt.
Die in Israel erhoffte Freilassung einer Mutter und ihrer beiden kleinen Kinder, die ebenfalls die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen sollen, verzögert sich damit weiter. Der Familienvater Jarden Bibas , ein Israeli mit zusätzlich argentinischer Staatsbürgerschaft, wurde bereits freigelassen. Das Schicksal der drei ist ungewiss; die Hamas hatte vor langer Zeit mitgeteilt, sie seien bei israelischen Bombardements getötet worden. Israel bestätigte ihren Tod – anders als in anderen Fällen – nicht.
Derzeit werden israelischen Angaben zufolge noch 79 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. 35 von ihnen dürften jedoch vermutlich nicht mehr am Leben sein.
Hamas wirft Israel Verzögerung bei Gaza-Hilfen vor
Die Hamas wirft Israel vor, die im Rahmen des Gaza-Deals vereinbarten Hilfslieferungen zu verzögern. Betroffen seien unter anderem Güter wie Zelte, Ausrüstung zur Trümmerbeseitigung und Treibstoff, sagte Hamas-Sprecher Abdul Latif al-Kanu laut einer Mitteilung.
Israelischen Angaben zufolge ist bislang die vereinbarte Anzahl von 600 Lastwagen mit Hilfsgütern pro Tag für den Gazastreifen sogar leicht überschritten worden.
Al-Kanu teilte weiter mit, die Hamas habe die zwischen Israel und der Islamistenorganisationen vermittelnden Staaten Katar, Ägypten und die USA aufgefordert, Druck auf Israel auszuüben, damit es seinen Verpflichtungen nachkomme.
Seit Beginn des Waffenruhe-Deals seien mehr als 12'000 Lastwagen mit humanitärer Hilfe in den Gazastreifen gebracht worden, schrieb die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde Cogat auf der Plattform X. Dies entspreche den Konditionen des Abkommens.