Nach Kritik an ihm
Ignazio Cassis warnt seine Mitarbeiter

In einem Schreiben, das Blick vorliegt, wirft Bundesrat Ignazio Cassis seinen Mitarbeitern vor, einen Brief an die Medien weitergeleitet zu haben. In diesem hatten Mitarbeitende ihren Chef kritisiert, weil er sich unzureichend zu den Vorgängen in Gaza geäussert habe.
Publiziert: 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 13:00 Uhr
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Warnt seine Mitarbeiter, nachdem sie ihn kritisiert haben: Aussenminister Ignazio Cassis
Foto: keystone-sda.ch
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Myret Zaki

«Die Weitergabe dieses Schreibens an die Medien, um Druck auf den Bundesrat auszuüben, entspricht nicht unserer Kultur des Dialogs. Sie kann zudem eine Verletzung der im Bundespersonalrecht verankerten Treuepflicht darstellen, da sie das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Staat, dessen Diener Sie sind und den Sie repräsentieren, beeinträchtigen kann»: Dies schrieb Ignazio Cassis am 25. Juni in einem Brief an seine Mitarbeitenden. Blick liegt dieser Text in der französischen Variante vor. Es ist ein Text, der wie eine Warnung und ein Vorwurf klingt.

Anfang Juni enthüllte der Sonntags-Blick nämlich, dass 250 Mitarbeiter des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) einen an die Medien durchgesickerten Brief an Ignazio Cassis geschrieben hatten, in dem sie seine Positionen zum israelisch-palästinensischen Konflikt in Frage stellten und eine schärfere Verurteilung Israels forderten.

Am 15. Juni wurde zudem bekannt, dass das EDA alle 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzeln kontaktiert hatte, um die Echtheit des Briefes zu überprüfen – eine Massnahme, die von einigen als eine Form der Einschüchterung angesehen wurde.

In der Antwort von Ignazio Cassis vom 25. Juni rechtfertigt der Aussenminister zudem seine Handlungen und erinnert daran, dass er sich «regelmässig zum israelisch-palästinensischen Konflikt geäussert», «die Verletzungen des humanitären Völkerrechts verurteilt» und «die Forderung nach einer strikten Einhaltung des humanitären Völkerrechts durch alle Parteien bekräftigt» habe.

Er meint, er habe sich in seinem Kommuniqué vom 28. Mai 2025 «zutiefst erschüttert» über das «unerträgliche menschliche Leid» gezeigt, und betont, er habe einen sofortigen Waffenstillstand und uneingeschränkten humanitären Zugang gefordert.

Die Kritik an Cassis wuchs zuletzt. Nicht nur intern gab es Kritik. Vergangene Woche gab Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss (85) ihre übliche Zurückhaltung auf und kritisierte Cassis im Tagesgespräch von Radio SRF stark. Die offizielle Schweiz nehme zu wenig klar Stellung, sagte Dreifuss. Ebenso kritisierte sie eine kürzlich erfolgte Reise von Cassis ins Krisengebiet als ergebnislos.

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