Letzte Propellermaschine in Russland abgestürzt
Wie die Antonow An-22 ausstarb

Eine Antonow An-22 ist in Zentralrussland abgestürzt. Es soll sich um den letzten verbliebenen Turbogiganten gehandelt haben. Die Flotte ist über Jahrzehnte kontinuierlich geschrumpft.
Kommentieren
1/4
Von der Antonow An-22 wurden nur wenige Dutzend Exemplare gebaut.
Foto: ASSOCIATED PRESS

Darum gehts

  • Letzte Antonow An-22 in Zentralrussland abgestürzt, sieben Personen an Bord
  • An-22 war einst grösstes Flugzeug der Welt mit 80 Tonnen Nutzlast
  • Von 67 gebauten Exemplaren waren zuletzt nur noch zwei im Einsatz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_332.JPG
Janine EnderliRedaktorin News

Der Absturz einer Antonow-An-22-Propellermaschine in Zentralrussland sorgt am Dienstag für Schlagzeilen. Die Maschine soll kurz nach einer Wartung in der Oblast Iwanowo verunfallt sein. Ersten Telegram-Beiträgen zufolge befanden sich zum Zeitpunkt des Crashs sieben Personen an Bord. 

Nach Angaben russischer Medien handelte es sich um ein Flugzeug des Verteidigungsministeriums, das zu einem planmässigen Flug nach Reparaturarbeiten gestartet war. Dennoch ist noch vieles unklar. Denn: Von der An-22 standen zuletzt nur noch zu wenige Exemplare aktiv im Einsatz.

Letztes Exemplar abgestürzt?

Insgesamt gab es noch zwei Exemplare, die flogen. Eines wurde jüngst in ein Museum in Jekaterinburg überführt. Ein Hinweis darauf, dass es sich bei der abgestürzten Maschine tatsächlich um die letzte An-22 handeln könnte.

Die russischen Luft- und Weltraumkräfte hatten 2024 angekündigt, die verbliebenen Exemplare endgültig ausmustern zu wollen. Für den riesigen Propellertransporter, einst ein Aushängeschild sowjetischer Ingenieurskunst, hätte damit der «Ruhestand» begonnen.

Der schrittweise Abbau der An-22

Die Geschichte der An-22 ist zugleich die Geschichte eines langsamen Aussterbens. Angefangen hat alles in den 1950er-Jahren, als die Sowjetarmee einen schweren Transporter verlangte, der Panzer, Raketenkomplexe und schwere Brückentechnik über grosse Distanzen transportieren konnte. «Sie wollte in der Lage sein, schwere Gerätschaften schnell über grosse Distanzen zu transportieren», erklärt das Aviatik-Magazin «Aerotelegraph»in einem Bericht vom Juli 2024.

1964 präsentierte der Konstrukteur Antonow einen ersten Prototypen. Mit 80 Tonnen Nutzlast, einer Spannweite von 64,4 Metern und 250 Tonnen Gewicht galt die Maschine damals als weltweit grösstes Flugzeug. Die Frachtmaschine bekam den Rufnamen An-22. Insgesamt wurden 67 Exemplare gebaut, die später in Betrieb genommen wurden. 

Verschrottet, stillgelegt, ausgemustert

Schon in den 1980er- und 1990er-Jahren begann der Abbau der Flotte: Viele Maschinen wurden verschrottet, andere stillgelegt oder als Ersatzteilspender genutzt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verschärfte sich das Problem: Ersatzteile wurden knapp, was die Wartung erschwerte. Und die industrielle Basis, die die Herstellung der An-22 möglich gemacht hatte, brach weitgehend zusammen.

Die verbliebenen Flugzeuge litten zunehmend unter Korrosion, Materialermüdung und dem hohen Wartungsaufwand – besonders, weil sie oft auf rauen, unbefestigten Pisten eingesetzt wurden.

Was den Rückzug weiter beschleunigte: Zunehmend wurden modernere Schwertransporter eingeführt, etwa die Antonow An-124. Auf diese will man auch künftig setzen. 

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen