Darum gehts
- Köln will eine Umbenennung von Spielplätzen zu Spiel- und Aktionsflächen durchführen
- Oberbürgermeisterin Reker kritisiert die Verwaltung für diese Änderung
- Bis 2025 sollen 700 neue Schilder für Spielplätze installiert werden
Die Bezeichnung «Spielplatz» sorgt in der deutschen Grossstadt Köln für hitzige Diskussionen. Die Stadtverwaltung möchte den Begriff ersetzen – er sei nicht mehr zeitgemäss. Dafür müssen jetzt um die 700 neue Schilder her, wie der «Kölner Tages-Anzeiger» berichtet. Das Aus war für Herbst 2025 angesetzt, doch nun soll die Entscheidung vor den Stadtrat.
Die Stadtverwaltung hatte zuvor in ihrer Mitteilung vom Jugendhilfeausschuss erklärt, das übliche Wort durch «Spiel- und Aktionsfläche» zu ersetzen. Die Überlegung dahinter: Ein solcher Platz soll für verschiedenste Alters- und Zielgruppen zugänglich sein und ihnen Schutz bieten. Hinter dem Ende von «Spielplatz» steht also der Inklusionsgedanke. Die Stadt möchte verdeutlichen, dass die Plätze nicht nur für das Spielen von Kindern reserviert seien.
Oberbürgermeisterin zeigt Unverständnis
Für die Umbenennung gestaltete man ein neues Schild, welches das Ziel hatte, für alle zu stehen. Knapp ein Jahr arbeitete man an der Realisierung. Bürger und Bürgerinnen sowie Kinder und Jugendliche konnten ihren Senf dazugeben, wie «Focus» berichtet. Das Design fiel dem Konzept entsprechend aus. Die Figuren sind schlicht gehalten und erlauben keine Rückschlüsse auf das Alter, den kulturellen Hintergrund oder allfällige Beeinträchtigungen.
Die Aktion sorgt schon jetzt für erhitzte Gemüter. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (68) positioniert sich klar gegen den Vorstoss der Stadtverwaltung: «Ich persönlich finde die Bezeichnung ‹Spielplatz› klar und verständlich.» Sie fügt hinzu, dass sie angesichts der Herausforderungen, vor denen Köln steht, kein Verständnis dafür habe, dass sich die Verwaltung mit der Neugestaltung von Spielplatzschildern beschäftige – eine klare Ansage.
Kritik am Zustand der Spielplätze
Tatsächlich muss die Verwaltung nun vor dem Stadtrat antraben. Wie Reker weiter erklärt, habe die Stadtverwaltung die Tragweite dieser Änderung nicht erkannt. Der Termin für den Vorschlag ist inzwischen auf den 4. September angesetzt.
Zudem äussert sich der SPD-Politiker Jochen Ott (51) gegenüber der «Bild» und kritisiert den allgemeinen Zustand der Kölner Spielplätze scharf: Ungepflegt, Spielgeräte abgebaut, keinerlei Sonnenschutz und zu viel Beton – der Name sei nicht das grösste Problem.
Spielplätze für alle in den Niederlanden
Tatsächlich ein Problem ist die Barrierefreiheit von herkömmlichen Spielplätzen: Kindern mit Beeinträchtigungen ist das Spielen somit in den meisten Fällen stark erschwert.
Anstatt lediglich ein neues Schild zu entwerfen, baut man etwa in den Niederlanden neue, inklusive Spielplätze – und das mit grossen Ambitionen. Bis Ende 2025 will die dafür zuständige Organisation «SamenSpeelNetwerk» in jeder niederländischen Gemeinde mindestens einen inklusiven Spielort aus dem Boden stampfen. Dabei wird die Bezeichnung auch geändert. Doch die Begriffsänderung mit «Samenspeelplek», was auf Deutsch gemeinsamer Spielbereich bedeutet, ist lediglich ein kleiner Teil des grossen Projektes.