«Ihr reist als Touristen»
Putin-Armee lockt serbische Soldaten in den Ukraine-Krieg

Ein viermonatiges Undercover-Projekt wurde enthüllt: Dutzende Balkan-Kämpfer werden über Telegram und Facebook für Russlands Armee rekrutiert. Die Söldner werden mit hohen Gehältern und russischer Staatsbürgerschaft geködert.
Publiziert: 11:54 Uhr
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Aktualisiert: 14:13 Uhr
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Um genügend Schlagkraft an der Front zu haben, werden für die Armee von Kremlchef Wladimir Putin Männer aus Serbien und Bosnien rekrutiert.
Foto: AP

Darum gehts

  • Rekrutierung von Freiwilligen aus Bosnien und Serbien für russische Armee
  • Den Söldnern vom Balkan werden hohe Gehälter und die russische Staatsbürgerschaft versprochen
  • Dutzende Menschen wurden über Telegram-Gruppen für den Kampf in der Ukraine rekrutiert
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Blick Newsdesk

Um für Nachschub an der Front zu sorgen, greift die russische Armee nicht nur auf die eigenen Leute zurück, sondern rekrutiert auch verdeckt im Internet. Im Visier: Männer aus Bosnien-Herzegowina und Serbien.

«Brüder, vergesst nicht: Bei Fragen – ihr reist als Touristen nach Russland. Es gibt keine anderen Antworten.» Solche und Hunderte weitere Nachrichten finden sich in der privaten Telegram-Gruppe «SVO». Das zeigen Recherchen des «Detektor»-Projekts, wie das Nachrichtenportal Blic.rs berichtet.

Eines der Mitglieder der Telegram-Gruppe war Igor Dimitrijević (28) aus dem bosnischen Bijeljina. Ein Fake-Profil: Dahinter verbarg sich das Team von Journalisten des Projekts «Detektor» aus Bosnien und Herzegowina. Vier Monate lang beobachteten sie Gruppen bei der Rekrutierung für die russische Armee, kommunizierten mit Rekruten aus Russland, Bosnien-Herzegowina und Serbien und verfolgten die Nachrichten derjenigen, die daran interessiert waren, in die Ukraine zu gehen und auf russischer Seite zu kämpfen.

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Bosnier und Serben dürfen nicht für Russland kämpfen

Laut der Recherche von «Detektor», auf die sich «Blic.rs» beruft, versprechen Söldner vom Balkan, die bereits in Russland sind, den potenziellen Kämpfern hohe Gehälter (umgerechnet 24’000 Franken pro Jahr, was aus Sicht dieser Kämpfer viel ist), die russische Staatsbürgerschaft und Vorteile für ihre Familien. Laut Gesetz ist jedoch die Teilnahme an ausländischen Militärformationen in Bosnien-Herzegowina und Serbien verboten und stellt in beiden Ländern eine Straftat dar.

Aufgrund der hohen Opferzahlen unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin (73) im Juli 2025 ein Dekret, das es Ausländern erlaubt, nicht nur in Ausnahmefällen in der russischen Armee zu dienen.

Russisch ist nicht obligatorisch

Eine Schlüsselfigur in diesem Prozess ist Dejan Berić, einer der bekanntesten serbischen Söldner in der russischen Armee. Er berichtet auf seinen Telegram- und Youtube-Kanälen auf Serbisch vom Schlachtfeld und hat Tausende von Followern.

In einer Telegram-Konversation mit dem vermeintlichen Rekruten Igor Dimitrijević, hinter dem in Wahrheit die Journalisten steckten, erklärte Berić die Bedingungen für den Eintritt in die russische Armee. «Guten Morgen, Igor. Hier ist Deki. Sprichst du Russisch?» war eine der ersten Fragen, die Berić stellte. Er informierte den potenziellen Rekruten über die Bildung einer neuen Einheit mit «vielen Serben».

Empfang am Flughafen in Moskau

Eine weitere wichtige Figur in diesem Netzwerk ist Davor Savičić, ein serbischer Freiwilliger in der russischen Armee, der unter dem Decknamen «Wolf» operiert. Savičić, der laut Radio Free Europe Mitglied des russischen Militärgeheimdienstes GRU sein soll, war dafür verantwortlich, Rekruten am Flughafen in Moskau in Empfang zu nehmen. Ein Facebook-Profil unter dem Namen «Chetnik Dobrovoljac» veröffentlichte ebenfalls Anzeigen zur Rekrutierung für die russische Armee.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Blic.rs.

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