Heute beginnt die Klimakonferenz in Brasilien – es gibt Grund zur Hoffnung
Was wir im Klimakampf schon alles erreicht haben

In Brasilien hat die UN-Klimakonferenz begonnen. Es ist klar: Um die Klimaerwärmung zu stoppen, braucht es grosse Anstrengungen. Aber: Es wurde auch schon vieles erreicht!
Publiziert: 17:01 Uhr
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Aktualisiert: vor 53 Minuten
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Haupteingang der Klimakonferenz in Belem, Brasilien.
Foto: AFP

Darum gehts

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Guido FelderAusland-Redaktor

Im Schatten der Kriege und Donald Trumps (79) fossiler Energiepolitik versuchen die Vereinten Nationen an ihrer 30. Klimakonferenz in Brasilien, nichts weniger als die Welt zu retten. Denn ohne internationale Zusammenarbeit dürfte sich der Planet bis 2050 um fünf Grad erwärmen. Auch der Bundesrat warnte vergangene Woche vor deutlich mehr Hitzetagen und Tropennächten in der Schweiz.

Beim Klimaschutz sind neue Technologien und Einschränkungen nötig, wenn man die Ziele erreichen will. Eine Zwischenbilanz zeigt aber, dass schon viel geleistet worden ist. Zudem macht unerwartet die Politik eines Landes Hoffnung.

Die Wälder wachsen

Eine zentrale Bedeutung im Kampf gegen die Klimaerwärmung haben die Wälder. Sie sind die Lunge der Erde. War Brasilien unter Präsident Jair Bolsonaro (70) noch Weltmeister im Abholzen, ist die Entwaldung des Amazonas seit Lula da Silvas (80) Machtantritt vor drei Jahren stark zurückgegangen. Auch Indonesien hat die Abholzung massiv gebremst.

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Innert Kürze stampften die Chinesen gigantische Kraftwerke mit Solarpanels und Windturbinen aus dem Boden.
Foto: AP

Zudem gibt es gigantische Aufforstungsprogramme. China hat in rund 40 Jahren 60 Milliarden Bäume gepflanzt. In Afrika sorgt die Aktion «Great Green Wall» dafür, dass Millionen von Quadratmetern Land stabilisiert werden. Europa restauriert Moore, die in grossen Mengen Kohlenstoff speichern können.

CO 2-Ausstoss vermindert

Um den Treibhauseffekt zu mindern, muss vor allem der Ausstoss von Kohlenstoffdioxid (CO2) gesenkt werden. Die Emissionen steigen zwar weltweit insgesamt immer noch an. Aber den meisten reichen Industrienationen ist es vor allem mit Haussanierungen und dem Ausstieg aus der Kohle gelungen, den Ausstoss zu reduzieren.

Gute Zahlen kann Grossbritannien vorlegen, das den CO2-Ausstoss seit 1990 um gegen 50 Prozent senken konnte, weil das Land zunehmend vom Kohlestrom wegkam. Auch die Schweiz gehört zu den Vorbildern: Hier konnte der Ausstoss um 20 Prozent gedrosselt werden.

Strom aus der Natur

In der Entwicklung der erneuerbaren Energien hat man in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Der Preis der Solarenergie ist in den vergangenen 15 Jahren um 90 Prozent zurückgegangen, die Windenergie ist um 70 Prozent billiger geworden.

Grosse Hoffnungen setzt man auf China und Indien. In diesen beiden Ländern, die wegen veralteter Technologien bisher als Dreckschleudern galten, findet ein Umdenken statt. Vor allem Peking treibt den Klimaschutz mit dem Bau von Solarpanels und Solarkraftwerken voran. So hat China im ersten Halbjahr 2025 mehr als doppelt so viel Solarstrom ans Netz gebracht wie der Rest der Welt. Erstmals hat China bis 2035 eine Senkung um 7 bis 10 Prozent der Emissionen angekündigt.

Fahren mit Strom

Diese Naturstromoffensive hat grosse Auswirkungen auf den Verkehr. Bei den Automobilen findet der schnellste Technologiewandel seit Jahrzehnten statt. Auch hier gibt Peking den Takt vor: Chinesische Fahrzeuge zu erschwinglichem Preis fluten die Märkte.

Inzwischen fährt weltweit jeder fünfte Neuwagen elektrisch: In Chinas Städten beträgt der Anteil neu gekaufter E-Autos inzwischen über 35 Prozent, in Norwegen sogar über 80 Prozent.

Das Ozonloch schliesst sich

In den 1980er-Jahren herrschte ein Klimathema vor: das wachsende Ozonloch über der Antarktis. Viele Menschen trauten sich wegen der fehlenden Absorbierung der UV-Strahlen kaum noch, an die Sonne zu gehen.

Das 1987 beschlossene Montrealer Protokoll brachte die Wende: Das Verbot von FCKW, das vor allem als Treibgas in Spraydosen verwendet wurde und von dem inzwischen 99 Prozent aus dem Verkehr gezogen wurden, liess das Ozonloch wieder auf die Hälfte schrumpfen. Bis Mitte Jahrhundert soll es wieder den ursprünglichen Zustand erreichen.

Klima in den Regierungsprogrammen

Damit die Klimaerwärmung überhaupt gestoppt werden kann, braucht es eine weltweite Klimadiplomatie. Ob Pariser Klimaabkommen von 2015 oder die bis 21. November laufende UN-Klimakonferenz in Brasilien: Das Thema ist weltweit zum Dauerbrenner geworden und wird inzwischen von den meisten Regierungen ernsthaft angegangen.

Fast alle Länder haben Klimapläne, über 30 Staaten peilen Netto-Null-Gesetze an. Das bedeutet, dass sie nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als sie wieder entfernen oder ausgleichen können. Die Klimapolitik hat auch dazu geführt, dass Investitionen in Klimatechnologien attraktiv geworden sind. 

Alles ist möglich

Laut Experten wird die globale Durchschnittstemperatur in den kommenden Jahrzehnten um mindestens 1,5 Grad steigen. Doch dieser Wert könne mit Aufforstung und der Weiterentwicklung der Technologien auch wieder gesenkt werden, sagt Nico Wunderling vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gegenüber Deutschlandfunk.de

Wunderling sagt über das Ziel, die Temperatur bis Ende des Jahrhunderts wieder unter die 1,5-Grad-Marke zu bringen: «Es ist ambitioniert, aber möglich.»

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