Darum gehts
- Russlands Wirtschaft unter Druck: Einnahmen sinken, Haushaltsdefizit steigt dramatisch
- Kriegskosten und Sanktionen belasten Russland, Bürger spüren Konsequenzen
- Öl- und Gaseinnahmen sanken um 20 Milliarden Franken in zehn Monaten
Hohe Kriegskosten, fehlende Einnahmen und Sanktionen, die zunehmend Wirkung zeigen sollen: Die russische Wirtschaft steht derzeit unter hohem Druck. Neue Zahlen des russischen Finanzministeriums zeichnen ein düsteres Bild für das Land.
Besonders dramatisch ist der Absturz der Einnahmen aus Öl und Gas. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2025 gingen diese im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Allein im Oktober meldete das Finanzministerium zudem einen 27-prozentigen Einbruch gegenüber dem Vorjahr.
Die Folge: ein beispielloses Haushaltsdefizit. Für 2025 rechnet die Regierung mit einem Defizit von knapp 60 Milliarden Franken. Auch 2026 wird die Lücke noch immer bei 3,786 Billionen Rubel (rund 39 Milliarden Franken) liegen.
Zentralbank griff auf eigenes Gold zurück, um den Haushalt zu stützen
Der Wirtschaftswissenschaftler Martin Vlachynský vom INESS-Institut rechnet gegenüber dem Nachrichtenportal «aktuality.sk» vor: Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 haben die direkten Kosten für Soldaten und Waffen rund 550 Milliarden Franken verschlungen.
Doch noch schwerer wiegen laut dem Experten die indirekten Schäden – der Verlust wichtiger Absatzmärkte und die langfristigen Folgen der Sanktionen könnten der russischen Wirtschaft noch lange zu schaffen machen.
Aus diesem Grund hat der Kreml reagiert. Da Russland wegen der Sanktionen kaum Zugang zu internationalen Kapitalmärkten hat, wurde das Defizit zunächst aus dem Nationalen Wohlstandsfonds gedeckt – dieser musste inzwischen 57 Prozent seiner Goldbestände verkaufen. Sogar die Zentralbank griff erstmals in ihrer Geschichte auf eigenes physisches Gold zurück, um den Haushalt zu stützen.
Erhöhung der Mehrwertsteuer
Die Konsequenzen spürt inzwischen jeder Bürger. Denn: Zusätzlich hat Russland noch Steueränderungen beschlossen. Kernpunkt ist die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 20 Prozent auf 22 Prozent, wie russische Medien berichten.
Die Regeln für die Mehrwertsteuer ändern sich auch für kleine Firmen und Selbstständige. Bisher mussten Firmen erst Steuern zahlen, wenn sie mehr als 60 Millionen Rubel pro Jahr (624'000 Franken) verdienen. Jetzt wird diese Grenze auf 10 Millionen Rubel pro Jahr (104’000 Franken) gesenkt – eine Massnahme, die rund Hunderttausende kleine Unternehmen und Selbstständige treffen dürfte.
Tiefere Löhne, Soldatenprämien gekürzt
Die Belastungen treffen auch die föderalen Regionen hart: Die Hälfte von ihnen ist 2025 defizitär und auf Zuschüsse aus Moskau angewiesen. Mehrere Regionen kürzten bereits die Lehrergehälter.
Einige föderale Republiken senkten sogar die Rekrutierungsprämien sowie die Entschädigungen für verletzte oder gefallene Soldaten.
Russische Wirtschaft bricht nicht zusammen
Trotz all dieser Massnahmen bedeutet dies laut Vlachynský nicht den vollständigen Zusammenbruch der russischen Wirtschaft.
Vielmehr werde Russland deutlich weniger moderne Waffen herstellen können, als es mit einer gesunden Ökonomie möglich wäre. Das verschaffe Ländern wie dem Baltikum oder Polen bessere Verteidigungschancen.
Dieser Artikel ist zuerst auf «Aktuality.sk» erschienen.