Friedensforscher hofft auf historischen Gipfel am Donnerstag
Kommt es wirklich zum Treffen zwischen Putin und Selenski?

Sowohl Putin als auch Selenski sprechen von Verhandlungen am Donnerstag in der Türkei. Wieder nur leere Versprechungen? Renommierte Friedensforscher sagen gegenüber Blick, warum sie zuversichtlich sind und wie Trump reagieren dürfte, falls die Gespräche scheitern.
Publiziert: 12.05.2025 um 15:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2025 um 15:54 Uhr
In mehreren Anläufen hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versucht, Selenski und Putin zu Gesprächen zusammenzubringen (Bild von 2024).
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Darum gehts

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Guido FelderAusland-Redaktor

Kommt es zum Handschlag zwischen Selenski und Putin? Der russische Präsident Wladimir Putin (72) schlägt direkte Gespräche ab Donnerstag in der Türkei vor. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) nimmt ihn beim Wort und sagt: «Ich werde am Donnerstag in der Türkei auf Putin warten.»

Wie ernst meinen es die beiden wirklich? Friedensforscher sind vorsichtig optimistisch: Sie schliessen ein historisches Treffen diese Woche nicht aus.

Druck auf eine Einigung kommt von den USA und vermutlich auch von China. US-Präsident Donald Trump (78) hatte Selenski dazu gedrängt, auf die von Putin angebotenen Gespräche einzugehen. Am Freitag hatte Putin den chinesischen Präsidenten Xi Jinping (71) in Moskau getroffen, der gemäss Medienberichten auf den Kreml-Chef eingewirkt haben soll. 

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Europäische Solidarität mit der Ukraine beim Treffen in Kiew (v.l.): Emmanuel Macron, Friedrich Merz, Keir Starmer, Wolodimir Selenski und Donald Tusk.
Foto: IMAGO/Bestimage

«Es wäre ein Durchbruch»

Die Frage ist, ob es wieder nur leere Worte sind oder ob es Putin und Selenski mit ihren Ankündigungen ernst meinen. Laurent Goetschel, Direktor der Schweizerischen Friedensstiftung Swisspeace, erachtet die Chance zu einem Treffen «als gegeben». Die Gründe: 

  • Selenski würde seine Position gegenüber den USA schwächen, wenn er eine Teilnahme ablehnte. 

  • Selenski zwingt mit seiner Ankündigung Putin, dessen eigenen Vorschlag zu einem Treffen zu halten und umzusetzen.

  • Laut Goetschel wäre es nicht ungewöhnlich, dass sich zwei Kriegsparteien treffen, während die Kämpfe andauern. 

  • Putin wird zurzeit einerseits von der EU mit der Drohung neuer Sanktionen unter Druck gesetzt, denen sich wohl auch die USA anschliessen würden. 

Dan Smith, Direktor des Stockholm International Peace Research Institut (Sipri), schätzt die Chancen für ein Treffen auf «fifty-fifty». Smith sagt gegenüber Blick: «Wenn es tatsächlich zum Treffen kommt, wäre dies ein Durchbruch, um einen richtigen Waffenstillstand von mindestens 30 Tagen zu vereinbaren und weitere Gespräche vorzubereiten.» Die grösste Hürde, die es zu überwinden gelte, sei die Zurückhaltung beider Präsidenten, dem jeweils anderen Glaubwürdigkeit zuzugestehen.

Noch ist offen, ob Putin oder ein Kreml-Vertreter ebenfalls in die Türkei reisen wird. Bisher hat sich der Kreml zu Selenskis Aussagen nicht geäussert. 

Wie reagiert Trump?

Bleibt die Frage, wie Trump reagieren wird, wenn die Verhandlungen erneut scheitern. Er hatte im Wahlkampf ja angekündigt, dass er schon am ersten Tag seiner Amtszeit Frieden schaffen werde. 

Laurent Goetschel: «Wenn das Treffen am Unwillen Selenskis scheitert, könnte es sein, dass Donald Trump seine Geduld verliert und seine Drohung wahr macht, die Waffenlieferungen an die Ukraine stark einzuschränken.» Sollte Putin das Treffen platzen lassen, rechnet Goetschel mit schärferen Sanktionen der USA gegen Russland. Ein militärisches Eingreifen der USA schliessen sowohl Goetschel als auch Smith aus. 

Auch Europa erhöht den Druck auf Moskau. Die Regierungschefs von Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Polen forderten bei einem Gipfel am Samstag in Kiew eine bedingungslose Waffenruhe von 30 Tagen. Am Montag doppelte die deutsche Regierung nach und schloss erneut die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine nicht aus. Und wenn der Kreml nicht einlenkt? Dann sollen «massive» Sanktionen gegen den Energie- und Bankensektor den Kreml in die Knie zwingen. 

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