Darum gehts
- Lungenkrebs bei Nichtrauchern steigt, besonders bei Frauen
- Luftverschmutzung kann zu Lungenkrebs führen, trotz Nichtrauchen
- Vier Hauptformen von Lungenkrebs
Im Flugzeug, im Aufzug, ja sogar auf der Toilette. Überall war Rauchen möglich. Inzwischen hat der Glimmstängel von seinem Feuer verloren. Die Zahlen der Raucher sind rückläufig. Deswegen sinken auch die Zahlen der Lungenkrebspatienten. Klar: Weniger Raucher, weniger Erkrankungen. Der Grossteil der Lungenkrebspatienten hat mal geraucht oder raucht.
Aber: Zwischen 10 und 20 Prozent der Diagnosen betreffen auch Patienten, die noch nie geraucht haben. Die BBC hatte zuerst darüber berichtet. Aber warum ist das so?
«Lungenkrebs bei Nie-Rauchern ist bei Frauen doppelt so häufig wie bei Männern», sagt Andreas Wicki, stellvertretender Direktor der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie vom Universitätsspital Zürich, zu Blick. Diese gehen häufig mit sogenannten Treibermutationen einher. «Das sind Erbgutveränderungen in Lungenzellen, die eine Tumorentstehung begünstigen.» Die genauen Gründe für den Anstieg, besonders bei Frauen, sind nicht bekannt. Es lässt sich nur spekulieren.
Vier Hauptformen von Lungenkrebs
Ein Risikofaktor, der zu Lungenkrebs führen kann, ist Luftverschmutzung, die zum Beispiel beim Verbrennen von Kohle und Holz entsteht. «Die Luftverschmutzung führt zwar nicht zu den Treibermutationen, diese entstehen zufällig bei Zellteilungen, aber die von der Luftverschmutzung verursachten chronisch-entzündlichen Prozesse im Gewebe führen dazu, dass diese Zellen auswachsen und Lungentumoren entstehen. Das ist zumindest die aktuelle Erklärung für das Phänomen.»
In der Medizin werden vier Hauptformen von Lungenkrebs unterschieden.
- kleinzellige Lungenkarzinome
- grosszellige Lungenkarzinome
- Plattenepithelkarzinome
- Adenokarzinome
Zentral ist bei der Unterscheidung, wo der Krebs entsteht. Plattenepithelkarzinome wachsen meist in den Bronchien, weil sie aus Zellen in den Atemwegen entstehen. Adenokarzinome entstehen aus drüsenartigem Gewebe.
«Früher hat man ‹Marlboro rot› geraucht»
Früher gab es mehr Plattenepithelkarzinome, heute sind Adenokarzinome häufiger. Aber warum? Wicki zu Blick: «Das hat wahrscheinlich sowohl mit dem Aufkommen der Filterzigaretten zu tun, seit dann gibt es mehr Adenokarzinome, als auch mit der Tatsache, dass Lungentumoren mit Treibermutationen meistens, aber nicht immer, Adenokarzinome sind.»
Auch David König, Leiter Zentrum für Lungentumoren Universitätsspital Basel, geht von einem geänderten Rauchverhalten aus. «Etwas plakativ gesagt, hat man früher ‹Marlboro rot› geraucht, wo infolge der schlechten Filter der ‹Teer› in die Lunge getropft ist, und zwar zentral in der Lunge bei den Bronchien.» Eindeutige Beweise und valide Zahlen dafür gibt es nicht. Bislang ist es nur eine These. Aber der Verdacht liegt nahe.
Husten, Auswurf, Atemnot
Klar ist dagegen: Lungenkrebs wächst erstmal still und leise. «Leider gibt es keine spezifischen Symptome für Lungenkrebs. Deshalb wird Lungenkrebs auch häufig erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt, zum Beispiel wenn Symptome von Metastasen auftreten», sagt König zu Blick.
Grundsätzlich sollte aber aufhorchen lassen, wenn bei einem Raucher Atemwegs-Symptome wie Husten, Auswurf, Atemnot zunehmen oder sich verändern. Das Gleiche gilt für Infekte der Lunge, die einfach nicht heilen wollen. Oder wenn man Blut hustet. Das sollte man in jedem Fall abklären lassen.
Wicki vom Unispital ergänzt: «Ebenso sollte lang dauernde Heiserkeit abgeklärt werden.»