Darum gehts
- FBI ermittelt nach Angriff mit zwölf Verletzten in Boulder, Colorado
- Angreifer benutzte Molotowcocktails und Flammenwerfer
- Attacke galt Teilnehmern von Versammlung für Gaza-Geiseln
Nach einem brutalen Angriff mit Brandsätzen auf eine jüdische Demonstration im US-Bundesstaat Colorado ist die Zahl der Verletzten auf zwölf gestiegen. Die Strafverfolgungsbehörden in Boulder teilten mit, vier weitere Opfer seien ausgemacht worden. Damit steige die Zahl der Verletzten von acht auf zwölf. Der mutmassliche Täter hatte die Attacke mit Molotow-Cocktails nach eigenen Angaben von langer Hand geplant und zeigte sich ohne jede Reue. Ermittlern zufolge hatte der Angreifer noch mehr als ein Dutzend weitere Brandsätze vorbereitet, die jedoch nicht zum Einsatz kamen.
Der Mann hatte am Sonntag in Boulder eine Gruppe von Demonstranten attackiert, die mit ihrer Versammlung auf jene israelischen Geiseln aufmerksam machen wollten, die noch in der Hand der islamistischen Hamas im Gazastreifen sind. Die Opfer der Attacke im Bundesstaat Colorado waren zum Teil über 80 Jahre alt. Aus dem Justizministerium hiess es, unter ihnen sei auch eine Holocaust-Überlebende.
Den Ermittlern zufolge warf der Angreifer zwei Molotow-Cocktails in die Gruppe und rief die propalästinensische Parole «Free Palestine». Zeugen zufolge benutzte der Mann bei dem Angriff auch eine Art Flammenwerfer. Mehrere Menschen trugen Verbrennungen davon. Insgesamt seien noch zwei Personen im Krankenhaus und würden dort behandelt, teilte die Polizei mit. Die zusätzlichen vier Personen seien nur leicht verletzt worden. Daher seien die Informationen über sie erst später bekanntgeworden.
Ohne gültiges Visum in den USA
Ermittler erklärten, Einsatzkräfte hätten nach der Attacke 16 weitere, nicht benutzte Molotow-Cocktails entdeckt. Das heisst, es hätten womöglich noch deutlich mehr Menschen Schaden davontragen können.
Der Tatverdächtige wurde noch am Tatort festgenommen. Medienberichten zufolge ist er Ägypter. Nach Angaben aus dem Weissen Haus hielt er sich ohne gültiges Visum in den USA auf. Ein Touristenvisum habe er illegal überzogen.
«Er wünschte, sie wären alle tot»
Ermittler berichteten aus einem Verhör des Tatverdächtigen nach dessen Festnahme. Demnach gab der 45-Jährige an, dass er ursprünglich eine Waffe haben kaufen wollen – ohne Aufenthaltsstatus aber keine bekommen habe. Daraufhin habe er im Internet recherchiert, wie Molotow-Cocktails hergestellt werden, und sich die nötigen Materialien beschafft.
In einem Gerichtsdokument des Justizministeriums mit Details zu der Befragung des Mannes hiess es: «Er erklärte, dass er alle zionistischen Menschen umbringen wollte und wünschte, sie wären alle tot.» Der Mann habe keinerlei Reue gezeigt, sondern klargemacht, dass er einen solchen Angriff wieder begehen würden. Er habe die Tat ein Jahr lang geplant und mit der Umsetzung lediglich darauf gewartet, bis seine Tochter ihren Abschluss gemacht habe.
US-Regierung spricht schnell von Terror
Dem mutmasslichen Täter werden verschiedene Delikte zur Last gelegt, unter anderem der Einsatz von Brandsätzen und versuchter Mord in mehreren Fällen. Er wird ausserdem auf Bundesebene beschuldigt, ein Hassverbrechen begangen zu haben, wie das Justizministerium mitteilte. Im Fall einer Verurteilung droht ihm nach Angaben der Strafverfolgungsbehörden lebenslange Haft.
Die Bundespolizei FBI hatte bereits kurz nach der Tat mitgeteilt, dass sich bei dem Vorfall um einen «gezielten Gewaltakt» und um einen Terrorangriff handele. Hochrangige Vertreter der US-Regierung, darunter Präsident Donald Trump, legten sich schnell fest, dass es sich um Terror handele. Trump beklagte, der Täter sei durch die fehlgeleitete Migrationspolitik seines Amtsvorgängers Joe Biden ins Land gekommen.
Die Folgen des Gaza-Krieges
Erst vor anderthalb Wochen hatte eine tödliche Attacke in der US-Hauptstadt Washington weltweit Entsetzen ausgelöst: Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft wurden dort vor dem Jüdischen Museum erschossen. Der mutmassliche Schütze begründete die Tat laut einem Gerichtsdokument mit Unterstützung für die Palästinenser während des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Auch er hatte am Tatort «Free Palestine» gerufen.
Seit dem Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023 hat die Zahl antisemitischer Vorfälle in den USA stark zugenommen. Der Angriff, bei dem damals etwa 1200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, war Auslöser des Gaza-Krieges zwischen Israel und der Hamas. Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 54'000 Palästinenser im Gazastreifen getötet.